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121 - Das Scheusal aus dem Nichts

121 - Das Scheusal aus dem Nichts

Titel: 121 - Das Scheusal aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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    Daß er sie schon Jahre vorher zum erstenmal
gesehen hatte, das fiel ihm erst viel später ein.
    Und da war es auch schon zu spät...
    In Paris, als er mit seiner Freundin ein
Wochenende verbrachte, merkte Hans Liepert zum erstenmal, daß etwas in seinem
Leben vorging, was man nicht mehr als normal bezeichnen konnte.
    Merkwürdige Zufälle, die ihn an den Rand des
Todes brachten, häuften sich.
    In der französischen Metropole blieb er
zusammen mit seiner Freundin in einem Lift stecken. Zwei Stunden dauerte es,
bis man sie herausgeholt hatte. Das fand er noch nicht besonders schlimm.
    Am gleichen Nachmittag besuchten sie
gemeinsam den Eiffelturm. Jeanette, ein langbeiniges Mädchen mit großen Augen
und einem aufregenden Gang, war wieder in seiner Begleitung. Er hatte die
attraktive Französin im letzten Sommer in der Spielbank von Monte Carlo kennengelernt.
Vierzehn Tage lang unternahmen sie alles gemeinsam. und als sie sich trennten,
bestand bei beiden der Wunsch, sich von Zeit zu Zeit doch mal wiederzusehen.
Vielleicht würde mehr daraus als nur eine zufällige Liebschaft. Sie hatten
viele gemeinsame Interessen entdeckt pflegten ihren Briefwechsel und telefonierten
seit dem letzten Jahr mindestens zweimal in der Woche miteinander.
    Lieperts berufliche Situation brachte es mit
sich, daß er sich nur selten freimachen konnte. Er war festangestellter
Schauspieler einer großen Bühne in. Hamburg. Daß er an diesen Wochenende in Paris weilte, hing damit zusammen, daß die Theaterleitung am
Montag mit einer großen Tournee begann. In Molieres „Der eingebildete Kranke“,
spielte Liepert die Hauptrolle. Mit dreiunddreißig war er zwar noch ein bißchen
jung für einen solchen Typ, aber schließlich gab es gute Maskenbildner, die ihn
im Handumdrehen um zwanzig Jahre älter machten . ..
    Gemeinsam mit Jeannette stand er hinter dem
Gitter, ganz oben auf dem Eiffelturm, und sie starrten hinab auf die Häuser,
die winzigen Menschen und die Autoschlangen, die sich dort unten langsam
weiterschoben.
    Hier oben pfiff der Wind gehörig. Ein.
blaßgrauer Himmel, abgasverseucht, spannte sich über der Stadt. Der Herbst
hatte in diesem Jahr früher begonnen als in den Jahren zuvor. Die Menschen
sprachen allgemein von einem kalten Winter, in diversen Zeitschriften konnte
man lesen, daß mit dem Wetter und dem Klima eine Veränderung stattfinde. Einige
Wissenschaftler sprachen von einer neuen Eiszeit, die beginnen sollte, von der
man aber in zwei- oder dreitausend Jahren erst etwas spüren würde.
    Diese Gedanken gingen Hans Liepert
seltsamerweise durch den Kopf, während er den Mantelkragen höher schlug.
    Und dann tat er etwas ganz Unsinniges.
    Er setzte seinen Fuß in das Eisengestänge und
kletterte zwei Schritte nach oben. Die Tiefe gähnte
plötzlich vor ihm und zog ihn wie magnetisch an ...
    „Hans! Bist du verrückt geworden?!“ Eine Hand
griff nach seinem Oberarm und zog ihn zurück.
    Liepert erschrak und sah bleich aus.
    Es waren nicht viele Menschen auf der
Plattform, niemand außer Jeannette hatte den Vorfall beobachtet.
    "Um Gottes willen! Was wolltest du tun?“
Ihre dunkle, angenehme Stimme zitterte.
    Mit einem Lächeln versuchte er die Situation
zu meistern, während er innerlich selbst von der Angst geschüttelt wurde. „Ein
Scherz - mehr nicht“ murmelte er.
    Aber das war kein Scherz gewesen! Ganz
deutlich hatte er den Zug in die Tiefe gespürt. Er hatte wirklich springen
wollen.
    ..Laß’ uns hach unten gehen“, flüsterte die
hübsche Französin. Der Wind zerrte in ihrem Kopftuch, das sie sich umgebunden
hatte. Ihr ebenmäßiges. hübsches Gesicht war wie aus Marmor gemeißelt. In ihren
dunklen Augen las Liepert die Angst. „Es war kein Scherz, ich weiß es genau“,
fuhr sie fort. „Du fühltest den Drang - du wolltest in die Tiefe springen.“
    ..Unsinn“ entgegnete er rauh. „Ich leide
nicht unter irgendeiner Phobie.“
    ..Das hat mit Phobie nichts zu tun. Manche
Menschen neigen dazu, aus großen Höhen plötzlich in die Tiefe springen zu
wollen. Du kannst das hier nicht vertragen.“ Der Deutsche preßte die Lippen
aufeinander und wollte etwas sagen, unterließ es aber dann. Jeannettes Stimme
drang wie aus weiter Ferne an sein Ohr.
    . es gibt eine Statistik. Im Jahr sollen rund
hundert Menschen vom Eiffelturm springen. So eine Art Tiefen- oder Höhenrausch
nennt man das.“
    .Ich habe nie einen Tiefen- oder Höhenkoller
gehabt!“ fieberten Lieperts Gedanken. Sein ausgeprägtes männliches

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