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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callahan Rogers
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und wir zogen die Beine an und tauchten gemeinsam. Ich freute mich darauf, den Krebs wiederzusehen und durch die Säulen aus Algen zu schwimmen, wie beim letzten Mal. Doch stattdessen sah ich etwas so Grauenvolles, dass ich vor Schreck den Mund aufriss.
    Carlies Überreste wogten träge auf dem Meeresboden. Sie war nackt, der Bauch aufgetrieben wie ein Schwamm, Arme und Beine von Löchern zerfressen, das rote Haar von Algen durchzogen. Ihre Augen traten aus den Höhlen, und ihr Mund war geöffnet wie in einem letzten Schrei. Die Strömung drehte sie um, und ich sah, wie ihr Rücken aufklaffte, ihre weißen Rippen besetzt von Entenmuscheln. Ich schrie und zappelte wie eine Wahnsinnige, um den Anblick loszuwerden, während Bud mit aller Kraft versuchte, mich an die Oberfläche zu bringen. Als wir oben ankamen, schlug ich panisch um mich und brüllte immer wieder: »Nein!« Bud streckte die Hand nach mir aus, doch ich wollte nicht, dass er mich berührte.
    »Sie ist ertrunken«, schrie ich. »Sie liegt da unten.«
    »Wer?«, fragte Bud. »Ich habe niemanden gesehen. Wer?«
    »Carlie«, schluchzte ich. »Carlie ist da unten. Wie konntest du sie übersehen?«
    Mittlerweile waren auch Dottie und Glen in ihren Schläuchen bei uns angekommen. »Du meinst, sie ist tot, und sie liegt da unten?«, fragte Dottie.
    Ich nickte. »Nein, das stimmt nicht«, sagte Bud. »Ich habe nichts gesehen, Florine, und ich war direkt neben dir. Da war nichts außer Algen und Felsen. Nicht mal ein Krebs.«
    »Ich habe sie gesehen«, wiederholte ich stur.
    Dann tauchte Madeline neben uns auf.
    »Was ist passiert?«
    »Sie sagt, sie hat Carlie da unten gesehen«, sagte Dottie. »Was? Wo?«
    Ich zeigte direkt unter mich. »Da«, schniefte ich.
    »Ich habe nichts gesehen«, wiederholte Bud. »Und ich war direkt neben ihr.«
    Madeline sagte: »Zeig mir die Stelle, Bud«, und die beiden tauchten, während ich mich zitternd an die Boje klammerte. Als sie wieder hochkamen, sagte Madeline: »Florine, da unten ist nichts. Du hast dir das eingebildet.«
    »Aber ich hab sie gesehen«, beharrte ich. »Wirklich. Sie ist tot. Ertrunken.«
    »Halte dich an Dotties Schlauch fest, wir schwimmen zurück und bringen dich nach Hause«, sagte Madeline.
    Zu Hause hüllte Grand mich in eine Decke und setzte mich auf ihr Sofa. Sie machte mir Tee mit Milch und Zucker und gab einen kräftigen Schluck Whiskey dazu. Jemand hatte Daddy draußen auf dem Boot angefunkt, und nur wenig später stürmte er zur Tür herein wie ein Bär, der sein Junges retten will.
    »Was in Gottes Namen ist passiert?«, fragte er und kniete sich vor mich hin.
    Ich sah ihn aus müden, whiskeyumflorten Augen an. »Carlie ist ertrunken.«
    »Wie? Wo?«
    »Da war nichts, Leeman«, sagte Grand. »Sie hat es sich nur eingebildet.«
    Daddy strich mir ein paar Haarsträhnen aus der Stirn. »Du weißt, dass es nicht wahr ist, Kleines«, sagte er sanft. »Ich sehe auch manchmal Dinge, aber die sind nur in meinem Kopf. Wahrscheinlich versucht unser Hirn, das alles irgendwie zu verstehen.« Er hielt mich im Arm, bis das Bild verblasste und nichts mehr zählte außer dem fischigen Geruch seines T-Shirts.
    Am Abend nahm Daddy mich mit nach Long Reach, zum letzten Sommerkonzert und ins Kino. Wir suchten nach ihr, während wir durch die Straßen von Long Reach zu dem Platz fuhren, wo eine Brassband spielte. Unsere Blicke wanderten über die Menge, während wir der Band zuhörten und die Hotdogs aßen, die Daddy an einem Stand gekauft hatte. Im Kino musterte ich jeden Kopf über jedem Sitz, auf der Suche nach dem einen, den ich überall erkennen würde. Als das Licht ausging, sahen wir nach vorn auf die Leinwand. Aber die Hauptattraktion in meinem Kopf - Carlie, aufgequollen und angefressen auf dem Meeresboden - legte sich über den Film, der an dem Abend gezeigt wurde. Plötzlich stand Daddy auf und sagte: »Ich bin gleich wieder da«, doch ich folgte ihm durch den Gang, vorbei an den bleichen Gesichtern der Zuschauer. Wir verließen das Kino und gingen zu unserem Pick-up. Wir stiegen ein, saßen einfach nur da und starrten auf die Leute, die vorübergingen. Daddy zündete sich eine Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug. Der Rauch schlängelte sich zum Seitenfenster hinaus. Dann sah er mich an und sagte: »Florine, das Einzige, was wir tun können, ist einen Tag nach dem anderen nehmen. Du hast deine Schule und ich meine Arbeit. Wir müssen mit beidem weitermachen. Verstehst du?« Ich nickte, und er ließ

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