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Rubinrotes Herz, eisblaue See

Rubinrotes Herz, eisblaue See

Titel: Rubinrotes Herz, eisblaue See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morgan Callan Rogers
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er. Ich griff in meine Tasche und nahm ein Foto von ihr heraus. Er nickte. »Ja, natürlich. Das ist fast fünf Jahre her.«
    »Ich war damals elf. Morgen werde ich sechzehn.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er mit einem traurigen Lächeln. »Florine, es tut mir leid, dass wir deine Mutter nicht gefunden haben. Wir sind wirklich jedem Hinweis gefolgt. Dein Vater ruft immer noch jedes Jahr an, ungefähr um die Zeit, als es passiert ist.«
    Wieder Daddy, immer noch auf ihrer Spur.
    »Wir sind in Kontakt mit der State Police, mit Parker Clemmons unten bei euch und mit Detective Pratt in Blueberry Harbor. Wir haben nie aufgehört, sie zu suchen, Florine. Das musst du mir glauben.«
    »Das sagen alle«, murmelte ich.
    Der Polizist nickte. »Ihr solltet euch besser auf den Heimweg machen. Ihr habt noch eine lange Fahrt vor euch.«
     
    »War nett von dieser Jorie, dir das alles zu erzählen«, sagte Dottie. Ich saß mit ihr auf der Rückbank. »Ja«, sagte ich.
    »Na ja, wenigstens bist du da gewesen. Jetzt weißt du, wie es dort aussieht.«
    »Ich dachte, wenn ich hinfahre, würde irgendwas passieren. Irgendwas würde sich ändern«, sagte ich. »Ich dachte, Carlie spricht vielleicht zu mir, erklärt mir, was geschehen ist. Aber ich weiß es immer noch nicht. Es war eine blöde Idee.«
    »Nein, war es nicht«, widersprach Dottie. »Immerhin hast du was unternommen.«
    Schweigend fuhren wir weiter. Trauer umgab meinen Teil der Rückbank, aber ich weinte nicht. Ich sah nur zu, wie die Landschaft vorüberglitt, und dachte mehr an Daddys stille, einsame Suche als an Carlie.
    Nach ungefähr zwei Stunden sagte ich »Danke« zu Bud.
    »Keine Ursache«, sagte er und sah mich im Rückspiegel an. Dann blickte er wieder auf die Straße. Ich betrachtete seinen Hinterkopf. Dichtes Haar, etwas zu lang für meinen Geschmack, kleine, eng anliegende Ohren. Ich mochte die Stelle an seinem Hals, wo die Haare in einer Spitze ausliefen. Ich hätte sie gerne gestreichelt, überließ es aber meiner Fantasie.
    Gegen fünf waren wir wieder zu Hause. Als wir auf The Point zufuhren, sah ich, dass die Carlie Flo neben der Maddie Dee draußen an ihrer Boje lag.
    »Daddy ist endlich wieder mit dem Boot raus«, sagte ich.
    Bud setzte mich ab. »Ich hoffe, es hat ein bisschen geholfen«, sagte er. Er gab mir einen warmen Händedruck, dann fuhr er weiter zu seinem Haus.
     
    An meinem sechzehnten Geburtstag wachte ich vom Duft nach Biskuitkuchen auf, und Grand hatte das Radio in der Küche auf den Oldies-Sender gestellt. Big-Band-Musik klang die Treppe herauf. Ich wandte den Kopf und sah auf den Mickymauswecker. Seine Hände zeigten auf elf Uhr.
    Ich hörte, wie Daddy zur Haustür hereinkam, in die Küche ging und leise mit Grand sprach. Mein Daddy, den ich nicht kannte. Seine heimlichen Fahrten nach Norden. Sein Entschluss, sich von Stella das Bett wärmen zu lassen. Für einen Mann, der sich in seinem Leben eingerichtet hatte, war er voller Überraschungen.
    Wie sich zeigte, hatte er auch eine für mich.
    »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, rief er mir von unten zu. »Komm doch mal kurz runter.«
    Ich stieg in meine Jeans und zog den letzten von Carlies Pullis an, der mir noch passte. Die Ärmel waren zerfranst und zu kurz, und das Bündchen hing auf Höhe meines Bauchnabels, aber das war mir egal.
    Ich ging zu Daddy, der in der Küche saß und Kaffee trank. »Komm mit«, sagte er.
    »Wohin gehen wir denn?«
    »Das ist eine Überraschung«, sagte er. Ich folgte ihm hinunter an den Kai.
    Mein Herz machte einen Satz, als ich die Carlie Flo im Hafenbecken schwimmen sah.
    »Sie sieht gut aus«, sagte ich.
    »Schau mal auf das Heck«, sagte Daddy, und als hätte sie es gehört, drehte sie sich ein wenig, sodass ich ihren Rumpf von der Seite sehen konnte. Ich trat vor bis an den Rand des Kais und sah, dass Daddy ihren Namen in Florine geändert hatte. Keine Carlie und zu meiner Überraschung auch keine Stella. Die Buchstaben leuchteten hellgrün auf dem Dunkelgrün ihres Rumpfes.
    »Jetzt willst du sicher wissen, warum ich den Namen deiner Mutter weggenommen habe«, sagte Daddy. »Ich werde dir die Wahrheit sagen. Ich habe nicht aufgehört, an sie zu denken. Das werde ich nie tun. Aber mit einem Boot rauszufahren, das ihren Namen trägt, wo sie doch verschwunden ist, nun ja, das macht mich nervös. Gott weiß, wo sie ist, aber wir nicht, und ich brauche einen verlässlichen Namen für das Boot. Du hast dasselbe durchgemacht wie ich, wir sind

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