Rufmord
Ruck riss er die Tür auf.
»Aber ... aber das gibt es doch nicht ...«, stammelte Peter. Mehr brachte er nicht heraus.
Vor ihnen auf dem Boden lag Mrs Franklin. Sie befand sich in einer Gummizelle!
Die Flügel der Nachtigall
Die Psychologin traute ihren Augen nicht. »Wie ... wie kommt ihr hierher? Ich muss hier raus! Man ... man will mir gleich etwas spritzen ... ›Transstyroldiathylamid‹ ... Ein Nervengift!« Vor Angst war sie kaum noch in der Lage zu sprechen.«
Der Erste Detektiv kniete sich zu ihr. »Sie müssen in dieser Zelle noch etliche Minuten durchhalten. Aber wir versprechen Ihnen, dass Ihnen nichts Schlimmeres zustoßen wird!«
»Ich muss hier raus! Ich kriege kaum noch Luft!« Flehend, mit schweißnassem Gesicht blickte sie die drei Detektive an.
»Sprechen Sie um Himmels willen leiser!«, warnte Justus eindringlich.
Peter sah dabei besorgt zum Paternoster hinüber. Eine leere Kabine nach der anderen passierte das Kellergeschoss.
»Das Gift, ihr müsst es hier wegschaffen! Dr. Freeman hat es in die Zelle gestellt, damit ich es schon vor Augen habe und mich darauf einstellen kann, was mich gleich erwartet!« Sie deutete auf ein kleines verschraubtes Glasgefäß am Boden. Daran klebte ein Etikett mit der Aufschrift ›Transstyroldiathylamid‹. »Das ... das wollen sie mir injizieren, weil sie ... weil sie ...«
»Weil‚ sie sich nicht auf die Forderungen Ihrer Erpressung einlassen wollen«, vervollständigte Justus den Satz. »Wir wissen Bescheid. Worüber wir uns allerdings nicht im Klaren sind, ist, welches Spiel Kevin Anderson und Dr. Freeman hier treiben. Welches kriminelle Vergehen steckt dahinter?«
»Das ... das kann ich euch nicht sagen!«, presste Mrs Franklin hervor.
»Was haben Sie denn noch zu verlieren?«, fuhr Peter sie an.
»Peter hat Recht. Wenn wir Ihnen helfen sollen, müssen Sie uns sofort aufklären!«
Die Psychologin sah Justus erschrocken an. »Was ... was wollt ihr wissen?«
»Welches Geheimnis verbirgt sich hinter der Nachtigall?«
»Ich ... ich kann nicht«, kam es zitternd über ihre Lippen.
»Mrs Franklin, jeden Moment können die beiden hier auftauchen. Dann ist es zu spät!« Justus blickte erneut zum Paternoster. Quietschend drehten die leeren Kabinen ihre Runde.
»Sein Bruder ... es ist sein Bruder.« Ihre Lippen waren trocken. »Kevin Anderson hat einen Bruder, der hier in der Klinik einsitzt. Er leidet unter einer starken Form von Schizophrenie, einer Art Bewusstseinsspaltung. Er ist krank, aber ein Genie.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Bob.
»Sie nennen ihn hier die Nachtigall, weil er am Tage schläft und in der Nacht seine Kreativität auslebt. Er verfasst Texte. Sprüche, Kommentare und Witze, die Kevin Anderson in seiner Late-Night-Show als seine eigenen ausgibt!«
»Sind Sie sicher?«, fragte Peter.
»Ich beobachte Steven, so heißt er, schon während meines ganzen Aufenthaltes hier in ›Best Hope‹. Ich sah ihm gleich an, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte. Da nahm ich Kontakt zu ihm auf. Anfangs verhielt er sich mir gegenüber sehr zurückhaltend. Doch nach und nach fasste er Vertrauen. Schließlich verriet er mir, dass er Texte schrieb. Aber woran er arbeitete, wollte er mir beim besten Willen nicht sagen. Ich hatte den Eindruck, dass ihm irgendetwas in seinem Inneren verbot, darüber zu sprechen. Außerdem bemerkte ich, dass er ständig unter starken Drogen stand. Das machte mich neugierig.« Sie machte eine Atempause.
»Und da haben Sie ihn hypnotisiert und die Wahrheit erfahren«, vermutete Justus.
»So war es. Ich habe Steven unter einem Vorwand auf mein Zimmer gebeten. Natürlich wollte ich nur in Erfahrung bringen, was er in den Nächten eigentlich trieb. Nachdem er mir im Trancezustand die Wahrheit berichtet hatte, nahm ich ihm mit Hilfe von Suggestion die Fähigkeit, sich jemals an unsere Unterhaltung erinnern zu können.«
»Das haben Sie auch mit Mrs Jordan und einem anderen Patienten praktiziert, die sich beide für Sie in der ›Prime-Time‹ als ›Mystery‹ ausgeben mussten«, sagte Bob ihr geradeheraus auf den Kopf zu.
»Genauso war es.«
»Aber warum?«, fragte Peter. »Wo lag der Sinn?«
Justus übernahm die Antwort. »Das wiederum liegt klar auf der Hand. Mrs Franklin musste davon ausgehen, dass die erste Anruferin kein zweites Mal in die Sendung geschaltet werden würde. Mrs Brighton hätte ihre Stimme sofort wiedererkannt. Ebenso verhielt es sich natürlich nach dem zweiten Anruf. Nur nach dem dritten
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