Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ruinen der Macht

Ruinen der Macht

Titel: Ruinen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Vardeman
Vom Netzwerk:
dem Feind zu verdanken.
    Austin wünschte sich, sein Vater würde diesen Teil seines Lebens nicht so abwerten. Heutzutage konzentrierte sich Sergio Ortega eher auf philosophische Fragen.
    »Ich will ihn mir noch einmal ansehen«, erklärte Austin plötzlich. Er brauchte nicht zu erklären, was er meinte. Dale wusste es auch so.
    »Wozu? Er hat sich nicht bewegt«, antwortete Dale. Dann grinste er großmütig. »Aber warum nicht? Du hast dir für das Unentschieden eine Belohnung verdient.«
    »Unentschieden!«, schrie Austin. »Ich habe dich besiegt.«
    »Wenn beide Mechs zerstört werden, ist es ein Unentschieden. So steht es in den Regeln.«
    Die Brüder stritten sich weiter über den Ausgang des Gefechts, während sie durch das Trainingsgebäude und über den weiten Rasen zum Parkplatz gingen. In der Simulation hatte Zwielicht geherrscht und die rote Sonne nur eine täuschend schwache Helligkeit verbreitet. In der Wirklichkeit ging die riesige rote Sonnenscheibe gerade im Osten auf und wurde allmählich wärmer. Alles deutete auf einen ungewöhnlich warmen Frühlingsmorgen hin. Die zwei kleineren der vier Monde Mirachs, Arit und Batn, bewegten sich vor der Sonne vorbei.
    Austin schwang sich in den Wagen und startete den Motor. Dale stieg an der Beifahrerseite ein. Die Simulatorhalle lag im Norden des Gouverneursparks, eines tausend Hektar großen Geländes, in dessen Grenzen sich das meiste dessen befand, was Austin etwas bedeutete. Ihr Ziel lag für einen Fußweg zu weit entfernt.
    Wie Dale war er Offizier bei den 1. Kosaken-Landers, einer Eliteeinheit der Republikanischen Miliz, die zu Ehren seiner Dienste für Devlin Stone dem Befehl des Gouverneurs unterstellt war. Ihre Kaserne leuchtete einen Kilometer vom Trainingszentrum entfernt an der äußersten Nordgrenze des Parks im Morgenlicht, aber im Augenblick hatte Austin ein anderes Ziel. Zwischen den Waldstücken ragten im Zentrum des Parks wichtige Regierungsgebäude und der Facettenpalast auf, Amtsgebäude und Residenz des Gouverneurs. Auch Austin hatte dort gewohnt, bevor er als Lieutenant, Junior Grade, zu den 1. Kosaken-Lanciers gegangen war. Aber sein Vater war in der Regel vollauf mit den planetaren Regierungspflichten beschäftigt gewesen, und in den Plänen seines älteren Bruders hatte er selten eine Rolle gespielt.
    Dementsprechend hatte Austin seine Zeit vor allem damit zugebracht, das riesige, gut unterhaltene Museum in der Südwestecke des Parks zu erkunden, in der Nähe der Hauptstraßen nach Cingu-lum. Die planetare Hauptstadt Mirachs lag zehn Kilometer entfernt. Austin schwenkte auf die äußere Ringstraße des Geländes, während Dale unentwegt über den Kampf plapperte und - wenn schon nicht einen computerbestätigten Triumph, dann doch - zumindest einen moralischen Sieg für sich reklamierte. Die gepflegten Rasenflächen und sorgsam kultivierten Wälder glitten ebenso unbeachtet vorbei wie der übrige Straßenverkehr. Austin war ganz auf das Museum konzentriert.
    Sie erreichten das weitläufige Glas-und-Stahl-Gebäude des Museums des Modernen Mirach nach zwanzig Minuten Fahrt, stellten den Wagen auf dem Parkplatz ab und schlenderten den breiten Betonweg zu den riesigen polierten Stahltüren hinauf. Unmittelbar hinter dem Eingang lag die Rotunde, der hohe, überdachte Innenhof, von dem zahlreiche Gänge ins Gebäudeinnere abzweigten. Jeder Flügel war einer bestimmten Epoche in der Geschichte Mirachs und der Republik gewidmet, doch Austin blieb vor dem zehn Meter hohen Centurion -BattleMech stehen, der im Zentrum des runden Innenhofs aufragte. Er hätte nicht sagen können, wie oft er schon an genau dieser Stelle stehen geblieben war und zu dem Mech hochgestarrt hatte. Jedes Mal wieder erfüllte ihn eine Ehrfurcht, so neu und frisch wie der Morgen.
    »Immer wieder faszinierend, nicht wahr?«, fragte Dale. Austin hörte die Anerkennung in der Stimme seines Bruders heraus, obwohl der versuchte, sie unter gespielter Nonchalance zu verbergen.
    »Jedes Mal«, bestätigte er. Heute stand der Innenhof fast menschenleer, nur drei junge Frauen lasen die Textplatte vor den Füßen des Centurion .
    Austin bemerkte, wie sie sich Notizen machten, und fast wäre er hinübergegangen und hätte angeboten, ihnen mehr über die Geschichte des Mechs zu erzählen. Das war nicht irgendein BattleMech. Das war Sergeant Death, der Mech, den sein Vater gesteuert hatte. Austin riss sich von den Studentinnen los, um loszuplappern. In keinem Geschichtsbuch stand dieser

Weitere Kostenlose Bücher