Ryan & Tyler - Dämonenliebe (German Edition)
Regenwolken hatten ihre Schleusen geöffnet. Es schüttete wie aus Eimern.
Genau das richtige Wetter für diese trostlose Umgebung. Ein Industriegebiet,
übersät mit abbruchreifen Fabrikgebäuden, deren Fronten nur noch aus großen
schwarzen Löchern bestanden, die einmal Fenster gewesen waren.
Über die mit Schlaglöchern übersäte Straße donnerte eine
schwarze Ninja. In hohen Bögen verteilte sich das Wasser aus den Pfützen zu
beiden Seiten des Motorrades. Der in schwarzes Leder gekleidete Fahrer musste
inzwischen bis auf die Haut durchnässt sein.
Die Maschine wurde vor einem mit gelb-schwarzem Flatterband
abgesperrten Innenhof angehalten. Der Fahrer klappte den Seitenständer aus und
stellte das schwarze Ungetüm ordentlich ab. Mindestens zwei Meter pure Muskeln
schwangen sich vom Bock des Motorrades. Als er den Helm abnahm, quollen mehr
als schulterlange, feuerrote Locken darunter hervor, die in sekundenschnelle
klatschnass, dicht an seinem Kopf anlagen.
„Hallo Chief Thomson“, grüßte der Police Officer, während er
gleichzeitig das Absperrband hochhielt.
Ryan Thomson, Chief der Dämonenabteilung der Polizei von
Atlanta, grüßte mit einem kurzen Nicken des Kopfes, zurück.
Er war stinksauer. Mitten in der Nacht hatte man ihn zu diesem
Tatort gerufen. Höchstens zwei Stunden hatte er im Bett verbracht, als das Handy
ihn brutal aus dem Schlaf klingelte.
Auf der Fahrt hierher hatte er mit Luke, seinem menschlichen
Wirt, bereits abgesprochen, dass dieser in seinem stillen Kämmerlein bleiben
würde, ohne Augen und Ohren zur Außenwelt, bis sie den Tatort wieder verließen.
Luke wollte von den unangenehmen Teilen dieses Berufes nichts erfahren. Er
konnte weder den Anblick von Blut, geschweige denn, den eines Verstorbenen,
ertragen.
Nun stand Ryan bei diesem Dreckswetter vor der kopflosen
Leiche von Henry Meyers. Zu Lebzeiten sein bester Informant, wenn es um illegale
Wirtsbesetzung ging.
„Michael, wer hat den Mord gemeldet?“, fragte er seinen
Assistenten, Detective Michael Fox, der zudem sein bester Freund war.
„Ein anonymer Anruf, um kurz nach eins, heute Nacht. Die
Zentrale hat die Meldung an eine Streife weitergegeben. Als die Jungs gesehen
haben, in welchem Zustand sich das Opfer befindet, haben sie mich sofort
angepiept.“
Klar, bei so einer Todesursache dachte jeder sofort an Dämonen.
Henry war aber nur ein Mensch, der sich in Dämonenkreisen herumgetrieben hatte.
Er hatte immer gehofft, dass er irgendwann als Wirt ausgesucht würde. Bei
seiner äußeren Erscheinung allerdings eine Illusion. Er war zu klein, zu
unscheinbar. Dämonen liebten große, äußerlich perfekte Menschen.
Die Spurensicherung war kurz vor Ryan eingetroffen und hatte
die Arbeit bereits aufgenommen. Große Chancen, noch etwas zu finden, gab es
nicht. Der Regen hatte rundum alles aufgeweicht und eventuell vorhandene
Hinweise waren bereits weggespült worden.
Ryan ließ den Blick schweifen, suchte nach etwas Ungewöhnlichem,
dass nicht hierher gehörte. Er vertraute in dieser Beziehung nur seiner eigenen
Einschätzung, seinem Bauchgefühl.
„Jungs“, rief er den Leuten der Spurensicherung zu, „Wann
seit ihr soweit, dass ich mir die Leiche ansehen kann?“
„Nur noch ein paar Minuten, Chief.“
Zu Michael gewandt, sagte er: „Henry hat mir vor drei Tagen
erzählt, dass irgendwas bei Sunny laufen soll. Dämonen wurden belauscht, wie
sie über illegale Wirtsbesetzungen verhandelten. Er wollte für mich
herausfinden, wer dahinter stecken könnte. Anscheinend hat er was
herausgefunden. Das hier sieht doch ganz danach aus, als hätte ihn jemand
mundtot gemacht, bevor er etwas erzählen konnte.“
„Tja, mein Freund, aber ohne konkretere Hinweise werden wir
nicht viel unternehmen können.“ Michael zuckte mit den Schultern.
„Ich frage mich, warum man ihm den Kopf abgeschlagen hat?
Einen noch offensichtlicheren Hinweis auf dämonische Beteiligung hätte man uns
doch nicht geben können.“ Ryan war sich über dieses Detail absolut nicht im Klaren.
Warum hatte der Mörder es so auffällig inszeniert?
„Chief, sie können jetzt!“, hörte er den Ruf eines
Forensikers.
Mit Michael im Schlepptau ging er zu Henrys Leiche. Ein ihm
unbekannter Gerichtsmediziner hielt ihm eine in Folie verpackte Visitenkarte
des Subway Clubs unter die Nase.
„Mehr haben wir in den Taschen des Toten nicht gefunden,
Chief.“
„Okay, ich schau mir Henry nur kurz aus der Nähe an, dann
können sie ihn
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