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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Befehl leise von Mund zu Mund, daß alle zu den Häuptlingen zu eilen hätten, sobald von ihm das Feuer ausgelöscht worden sei.
    »Das Feuer ausgelöscht?« brummte Frank. »Wie wollen Sie das fertig bringen?«
    »Paß auf, so wirst du es sehen! Ausgelöscht muß es werden, sonst treffen uns die Kugeln der Wächter.«
    Jetzt lagen alle bereit. Old Shatterhand wartete, bis der Mann am Feuer, welcher jetzt wieder dort saß, im Begriff stand, wieder Holz aufzulegen, wodurch die Flamme für kurze Zeit gedämpft wurde. Da sprang er auf, schnellte sich zu ihm hin, schlug ihm die Faust auf den Kopf und warf ihn in das Feuer. Durch ein drei- oder viermaliges Hin- und Herwälzen des Körpers wurde dasselbe ausgelöscht. Das geschah so schnell, daß es finster war, ehe die Wächter den Vorgang recht begriffen. Sie stießen ihre Warnungsrufe zu spät aus, denn schon drangen die Gefangenen durch den Wald dem See entgegen. Old Shatterhand war allen voran; hinter ihm kamen Winnetou und Firehand.
    Die Häuptlinge saßen noch immer beratend an ihrem Feuer. Es war eine hochwillkommene Aufgabe für sie, die denkbar fürchterlichsten Qualen, an denen die Weißen und der Apache sterben sollten, in Vorschlag zu bringen und zu besprechen. Da hörten sie zwar den Ruf der Wächter, aber zugleich sahen sie die Gestalten der Befreiten auf sich zukommen – einige Sekunden später waren sie zu Boden geworfen, entwaffnet und gebunden.
    Die Weißen griffen nach ihren in der Nähe liegenden Gewehren, ungefragt, ob jeder sein eigenes erwische. Als die Wächter nun unter den letzten Bäumen erschienen, sahen sie ihre Anführer am Boden liegen, und daneben knieten einige Weiße mit gezückten Messern, augenblicklich bereit, die Häuptlinge zu erstechen. Hinter dieser Gruppe standen die andern mit angelegten Gewehren. Die Roten fuhren erschrocken zurück, um ein Wutgeheul auszustoßen, welches die übrigen schnell herbeirief.
    Old Shatterhand durfte es nicht zum Angriff kommen lassen. Mit lauter Stimme verkündigte er den Tod der Häuptlinge, sobald man versuche, dieselben zu befreien. Er forderte, daß die Roten sich zurückziehen sollten, worauf er dann mit ihren Anführern in friedlicher Weise verhandeln werde.
    Es war ein entscheidender Augenblick, ein Augenblick, an welchem Tod und Leben hing, und zwar nicht von wenigen, sondern von vielen. Die Indianer standen unter dem Schutze der Bäume; die Weißen waren vom Feuer hell beschienen, aber es war gar nicht zu zweifeln, daß beim ersten Schusse die drohenden Messer sich in die Herzen der Häuptlinge senken würden.
    »Bleibt dort!« rief der »große Wolf« seinen Leuten zu. »Ich werde mit den Bleichgesichtern sprechen.«
    »Mit dir haben wir nichts zu verhandeln,« antwortete ihm Old Shatterhand. »Die andern mögen reden.«
    »Warum nicht ich?«
    »Weil dein Mund voller Lügen ist.«
    »Ich werde die Wahrheit reden.«
    »Das versprachest du schon immer, ohne es zu halten. Du hast mir vorhin befohlen, nur dann zu sprechen, wenn ich gefragt werde. Jetzt bin nicht ich mehr dein Gefangener, sondern du bist der meinige, und ich gebe dir ganz denselben Befehl. Wenn du redest, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, bekommst du ohne Gnade das Messer in das Herz gestoßen. – Wie heißest du?«
    Diese Frage wurde an den ältesten der Anführer gerichtet. Er antwortete: »Kunpui ist mein Name. Gebt mich frei, so werde ich mit euch sprechen!«
    »Frei wirst du sein, aber erst dann, wenn wir gesprochen haben und ihr mit dem, was wir verlangen, einverstanden seid.«
    »Was fordert ihr? Die Freiheit?«
    »Nein, denn die haben wir bereits und werden sie uns nicht wieder nehmen lassen. Rufe zunächst fünf deiner vornehmsten Krieger herbei!«
    »Was sollen sie?«
    »Das wirst du nachher hören. Rufe sie schnell, sonst verlieren die Messer, welche über euch gezückt sind, die Geduld!«
    »Ich muß mir überlegen, welche ich wähle.«
    Das sagte er nur, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen, ob es wirklich notwendig sei, den Befehl Old Shatterhands zu befolgen. Das war diesem nicht unlieb, denn während der Pause, welche dadurch entstand, fanden die Weißen Gelegenheit, sich das ihnen geraubte Eigentum anzueignen. Freilich sahen sie sich nicht vollständig befriedigt, denn es gab keinen unter ihnen, dem nicht irgend ein Gegenstand noch fehlte. Endlich nannte Feuerherz fünf Namen, und die Träger der selben mußten herbeikommen, ihre Waffen aber zurücklassen. Sie setzten sich nieder, um zu warten, was nun

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