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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bekommt.«
    »Was sind Sie denn eigentlich?«
    »Noch immer jeborener Stralauer, weiter nichts. Ik beschäftige mir mit allem, wat mich in die Hände kommt. Gejenwärtig bin ik der Famulus des Herrn Doktors und ziehe mit ihm in den Kampf gejen die beiden jrößten Schurken, welche die Erde trägt.«
    »Wer ist das?«
    »Dat ist ein Kerl, den man den Jambusino nennt, und dat ist ferner ein Stierfechter, welcher Antonio Perillo heißt.«
    »Diesen letzteren Namen habe ich schon gehört und auch gelesen. Der Mann ist in Lima aufgetreten; da ich aber den Zirkus nicht besuchte, habe ich ihn nicht gesehen. Warum nennen Sie diese Männer die größten Schurken?«
    »Um Ihnen dat zu erklären, müßte ik eine Erzählung leisten, welche von jetzt an bis morjen abend währen würde. Dieser Perillo kennt uns nicht, und wir haben ihm niemals wat zujefügt, und dennoch trachtet er uns schon seit längere Zeit nach dat Leben.«
    »Ist’s möglich! Vielleicht irren Sie sich?«
    »Wir uns irren? Kein Jedanke! Der Herr Doktor war kaum ans Land jestiegen und zu Salido jekommen, so machte Perillo einen Mordversuch auf ihm.«
    »Salido, sagen Sie? Wo war das? In welcher Stadt?«
    An Buenos Ayres.«
    »Meinen Sie etwa den Bankier?«
    »Ja, denselbigen.«
    »So kennen Sie ihn also?«
    »Ja, wir kennen ihn sehr gut,« fiel jetzt der Doktor ein. »Ich war ihm empfohlen und genoß seine Gastfreundschaft, indem ich bis zu meiner Abreise von Buenos Ayres bei ihm wohnte.«
    »Ist das schon lange her?«
    »Nur kurze Zeit, einige Wochen.«
    »Wurde da bei Salido mein Name nicht genannt?«
    »Engelhardt sprach diese Frage mit sichtlicher Spannung aus. Der Doktor antwortete nachdenklich:
    »Als Sie vorhin sagten, daß Sie Engelhardt heißen, war es mir ganz so, als ob ich diesen Namen schon einmal gehört haben müsse; aber wo – – hm – – hm!«
    »Wohl drüben im Vaterlande. Da gibt es ja der Engelhardts genug.«
    »Nein, sondern hier in Argentinien; aber es fällt mir schwer, mich auf den Ort zu besinnen. Fritze, weißt denn du nicht, wo wir einem Engelhardt begegnet sind?«
    »Einem Engel – – Engel – –« sann der Stralauer nach; dann richtete er seinen Oberkörper straff auf, sah den Blonden mit einem Blicke, in welchem sich die größte Spannung aussprach, an und rief: »Ik hab’s, ik hab’s! lk glaube nicht, dat ik mir irre! Sie wohnten in Lima und haben Ihr Geschäft verkauft. War dat nicht oft und manchmal ein Bankierjeschäft?«
    »Nicht nur oft und manchmal, sondern stets.«
    »Sie haben eine Frau, oder, wollte ik lieber sagen, eine Jemahlin?«
    »Ja.«
    »Und zwei Jungens, wat man höflicherweise Söhne nennt?«
    »Auch das stimmt.«
    »Der eine war bei Salido auf Besuch?«
    »Ja.«
    »So ist’s janz so, wie ik mir dachte! Wir haben ihn nicht Herr Engelhardt, sondern stets nur Anton jenannt. Herr Doktor, darum konnten Sie Ihnen nicht auf den Namen besinnen. Bejreifen Sie denn nicht, daß dieser Herr Engelhardt der männliche Teil von die Eltern unsres Antons ist?«
    Der Doktor öffnete den Mund, sah erst Fritze und dann Engelhardt fragend an, ließ sein Auge wieder und wieder von dem einen auf den andern schweifen und antwortete dann, indem er mit dem Kopfe schüttelte –
    »Du irrst dich, Fritze. Was du sagst, ist ganz unmöglich.
    Der Vater unsres Anton ist zwar auch Bankier und mag vielleicht auch Engelhardt heißen, kann aber nicht mit diesem Herrn hier identisch sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der Vater Antons sein Geschäft noch besitzt und auch jetzt nicht über die Anden kommen würde. Das siehst du doch wohl ein.«
    »Nein, dat kann ik nicht einsehen.«
    »Würde der Vater von Peru über die Anden nach Argentinien gehen, wenn er weiß, daß sein Sohn, lateinisch puer oder filius geheißen, zu derselben Zeit unterwegs hinüber nach Peru ist?«
    »Wie?« fragte da Engelhardt hastig. »Anton soll unterwegs sein?«
    »Ja.«
    »Mein Sohn? Das muß ein andrer Anton, ein andrer Engelhardt sein. Sprechen Sie von dem Knaben, welcher bei Salido auf Besuch war?«
    »Ja, denn einen andern Anton Engelhardt kennen wir nicht. Er ist ein Verwandter von Salido.«
    »Natürlich, denn Salido ist sein Onkel, und ich bin sein Vater.«
    »Wirklich?« fragte da Fritze. »Sie sind der Vater vom richtigen Anton, den wir meinen?«
    »Ja, ja und dreimal ja!«
    »Aber warum laufen Sie denn da von Lima fort? Warum bleiben Sie nicht zu Hause, wohin Sie jehören? Sie haben doch jewußt, daß Ihr Sohn von Buenos Ayres aufjebrochen ist, um

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