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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Alder-Spring. Als sie fort waren, verließ auch ich nun Firwood-Camp und ritt hierher, um dir zu sagen, was geschehen ist. Jetzt bin ich da, nun tadle mich, wenn du mich tadeln kannst! Soll eine Strafe sein, so treffe sie nicht mich, sondern den, der durch den Pferdediebstahl den schönen Plan der Komantschen zunichte gemacht hat! Ich habe gesprochen. Howgh!«
    Er hatte seinen Bericht beendet und wartete nun auf das, was sein Großvater sagen würde. Dieser hielt den Kopf eine ganze Weile gesenkt; dann hob er ihn mit einer schnellen, energischen Bewegung wieder empor und warf einen forschenden Blick um sich. Das, was er sagte, konnte von keinem Unberufenen gehört werden, denn die Ankunft des Halbbluts hatte den anwesenden Kriegern zwar gesagt, daß etwas entweder geschehen oder im Werke sein müsse, aber keiner von ihnen hatte es gewagt, sich dem so sehr respektierten Häuptlinge ohne besondere Aufforderung zu nähern. Es hatte also auch niemand die Vorwürfe vernommen, welche von dem Enkel und Untergebenen gegen seinen Ahnen und Vorgesetzten ausgesprochen worden waren. Dieser letztere begann mit unterdrückter Stimme:
    »Ja, ich habe die Pferde aus dem Schuppen geholt. Iltschi und Hatatitla sind so berühmte Pferde, daß die Weisheit meines Alters sich in die Thorheit der Jugend verwandelte. Ich wollte und mußte sie sofort haben, ohne daran zu denken, daß sie heut mit den Gefangenen doch mein Eigentum sein würden. In deinen Adern fließt mein Blut, und darum wirst du unsern Kriegern nicht mitteilen, welche Folgen diese schnelle That nach sich gezogen hat!«
    »Ich werde schweigen,« erklärte der Junge.
    »Wissen Old Shatterhand und Winnetou,« fuhr der Alte fort, »wie viel Personen wir gestern im Firwood-Camp waren?«
    »Ja.«
    »Wissen sie aber auch, wer es war?«
    »Nein. Sie wissen nur, daß es feindliche rote Männer waren.«
    »Wußten sie von unsrer Absicht, das Camp zu überfallen?«
    »Sie vermuten es.«
    »Für solche Männer ist eine Vermutung so gut wie eine Gewißheit.«
    »Ahnen sie die Zeit des Ueberfalles?«
    »Nein. Aber ich muß dir sagen, daß sie mir meinen Namen Ik Senanda ins Gesicht warfen; sie glaubten nicht, daß ich Yato Inda heiße.«
    »So halten sie dich für einen Verräter?«
    »Ja.«
    »Dann sind sie überzeugt, daß du mein Enkel bist und daß ich es bin, der das Camp überfallen will. Was sagten sie zu dem Verluste von ihren drei Gewehren?«
    »Ihre Gewehre?« fragte das Halbblut erstaunt. »Haben sie diese verloren?«
    »Ja.«
    »Uff, uff, uff! Wo?«
    »Im Firwood-Camp. Ich habe sie gefunden.«
    »Du – hast – sie – gefunden – du – du – du? Die Gewehre von Old Shatterhand und Winnetou?« stieß der Mestize in höchster Ueberraschung hervor.
    »Ich!« nickte Tokvi-Kava, indem seine Augen vor Freude funkelten.
    »Die Silberbüchse Winnetous?«
    »Ja.«
    »Das kleine Zaubergewehr Old Shatterhands?«
    »Ja.«
    »Und den großen Bärentöter?«
    »Ja.«
    »Wo, wo, wo sind diese kostbaren Waffen? Sage es schnell!«
    »Hier,« antwortete der Häuptling, indem er auf das Paket deutete.
    »Uff, uff, uff! Heut blickt der große Manitou mit strahlendem Angesicht auf die Krieger der Komantschen herab! Das ist eine Beute, um welche uns alle Stämme der roten Nation beneiden werden! Wie sind diese unvergleichlichen Waffen in deine Hände gekommen?«
    »Durch Diebe, welche sie gestohlen hatten und die sie mir geben mußten.«
    Er erzählte den Vorgang und brach dann, als er kaum geendet hatte, in den Ausruf aus:
    »Uff, uff! Daran habe ich nicht gedacht. Old Shatterhand und Winnetou sind fort, obgleich ihnen diese Gewehre gestohlen worden sind. Ist das nicht auffällig? Steckt vielleicht eine große List dahinter? Diese beiden werden ihre Waffen nicht freiwillig lassen, sondern alles wagen, um sie wieder zu erlangen!«
    Sein Enkel schüttelte den Kopf und behauptete:
    »Sie werden nichts, gar nichts wagen.«
    »Weshalb denkst du das?«
    »Wer ein gesundes Hirn hat, muß ganz dasselbe denken. Wodurch sind diese Schakale so berühmt geworden? Nur durch ihre Gewehre. Womit haben sie ihre Thaten verrichtet? Mit ihren Gewehren. Durch diese Gewehre wurden sie Helden, aber ohne sie sind sie nichts. Man hat ihnen diese Waffen gestohlen, da fühlen sie, daß sie nichts mehr vermögen, daß sie bei dem Ueberfalle des Camps nicht widerstehen können, sondern untergehen müssen; darum sind sie so schnell entflohen. Nun weiß ich, warum sie es aufgegeben haben, nach dem Alder-Spring zu

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