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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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anderen. Gleiche Größe, gleicher Körperbau, etwa das gleiche Alter. Ja, sie schienen austauschbar. Allerdings: Victor hatte ihr gesagt, sein Mr. Gerber sei der bessere.
    »Ich ziehe die Frage zurück. Wie war Ihre Frau zu diesem Zeitpunkt gekleidet?«
    »Sie trug ein Nachthemd.«
    »Und wo befanden sich die Kinder?«
    »Im Haus. Sie schliefen.«
    »Würden Sie bitte genau schildern, was Sie an jenem Morgen beobachteten?«

    Victor schien perplex. Und Donna sah deutlich, daß seine Verwirrung nicht gespielt war. Vergib ihnen, Vater, dachte sie unwillkürlich, denn sie wissen nicht, was sie tun. Victor hatte geschworen, die Wahrheit zu sagen. Und er sagte sie – so wie er sie sah. So wie er sie wußte. Seine Wahrheit, nicht ihre. Ihre Chance würde später kommen. Ihre letzte Chance.
    »Ich hörte die Haustür zuklappen und blickte durch das Fenster zum Parkplatz. Donna schloß das Auto auf und stieg ein. Ich war überrascht. Offenbar wollte sie nun doch wieder selbst fahren – und dazu noch um drei Uhr nachts. Wo mochte sie um diese Zeit nur hinwollen? Das war lange, ehe ich das mit Dr. Segal erfuhr, natürlich.«
    »Einspruch. Nichts weist darauf hin, daß Mrs. Cressy an diesem Morgen die Absicht hatte, sich mit Dr. Segal zu treffen.«
    »Stattgegeben.« Der Richter. Gleiche Größe und so ziemlich gleicher Körperbau wie Mr. Stamler und Mr. Gerber. Ungefähr zwanzig Jahre älter.
    »Ist Mrs. Cressy überhaupt irgendwohin gefahren?«
    »Nein. Sie steckte den Schlüssel ins Zündschloß, und dann saß sie dort, als könne sie sich nicht bewegen. Plötzlich begann sie zu zittern. Am ganzen Körper. Sie saß dort und zitterte. Schließlich stellte sie den Motor ab und kehrte ins Haus zurück. Ich ging ins Wohnzimmer, um nach ihr zu sehen. Sie hatte ganz offensichtlich geweint. Ich fragte sie, was denn los sei.«
    »Und welche Antwort gab sie Ihnen?«
    »Ich solle wieder ins Bett gehen. Und dann ging sie in ihr eigenes Zimmer zurück.«
    »Ihr eigenes Zimmer? Sie hatten getrennte Schlafzimmer?«
    »Ja.«
    Das Eingeständnis schien Victor überaus peinlich zu sein.
    »Wie kam es dazu?«
    »Es war Donnas Wunsch.«
    »Von Anfang an?«

    »Nein. Oh, nein.« Er lächelte. »Wir haben zwei Kinder, vergessen Sie das nicht.« Auch Mr. Gerber lächelte. Und wenn nicht alles täuschte, lächelte sogar der Richter. Nur Donna blieb ungerührt. »Nein, sie, äh, sagte mir, sie würde nicht mehr mit mir schlafen – und das war an dem Tag, wo sie entdeckte, daß sie mit unserem zweiten Kind schwanger war.«
    »Fanden Sie diese Erklärung nicht – sonderbar?«
    »Nicht allzu sehr. In dieser Hinsicht war sie schon seit längerer Zeit mehr als zurückhaltend. Von wenigen Ausnahmen abgesehen.« Sein Lächeln war das eines traurigen Welpen. Donna hätte ihm ins Gesicht schlagen können.
    »Ihre Frau verweigerte Ihnen also den Geschlechtsverkehr?«
    »Ja, Sir.« Fast unhörbar.
    »Hat Sie Ihnen einen Grund dafür genannt?« Weshalb fragt der dauernd nach Ursachen, nach Gründen, dachte Donna.
    »Anfangs sagte sie, sie sei einfach zu müde, wo sie sich doch unentwegt um Adam kümmern müsse – er ist inzwischen vier.«
    Ungläubig starrte Donna Victor an. Hatte er ihr nicht einmal gesagt, er besitze das Talent, den Eskimos einen Kühlschrank zu verkaufen oder den Arabern Sand? In der Tat war er ja seit fünf Jahren bei Prudential der Top-Versicherungsagent. Was sie im Augenblick erlebte, kam schon einem kleinen schauspielerischen Wunder gleich: Da verwandelte sich ein Yankee aus Connecticut in einen Ureinheimischen des Südens, Palm Beach, Florida. Selbst in seiner Sprechweise klang der behäbigere Dialekt durch. Nun ja, praktisch hatte sie ihm das seit acht Jahren abgekauft.
    Seine Stimme klang in ihr nach. »... wo sie sich doch unentwegt um Adam kümmern müsse.« Normalerweise hätte sich ein Victor Cressy nie so ausgedrückt. »... weil sie sich« oder »da sie sich« – das hätte seiner üblichen Ausdrucksweise entsprochen. Und dann noch der kurze, gefühlvolle Nachsatz: »...er ist inzwischen vier.« Das war genau die richtige Dosis Schmalz; Land-Schmalz, wenn man so wollte. Aber war sie nicht mit Pauken
und Trompeten darauf reingefallen? Genauso wie jetzt, augenscheinlich, der Richter.
    Für einen Augenblick stieg Panik in ihr auf. Rasch wandte sie sich um, blickte zu Mel. Ja, dort war er, und er lächelte. Dennoch wirkte er verwirrt. Genauso verwirrt, wie sie sich selbst fühlte. Sie drehte den Kopf zurück, starrte wieder

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