Sagen aus Schwaben
gesucht hatte, ehe sie in die Frühmesse ging, begegnete das Huttenweiblein und sagte zu ihr: »Hättest du keine guten Gedanken gehabt, so wollte ich dich gezeichnet haben!« Zu einer anderen Frau kam das Huttenweiblein zwischen Ebringen und Sölden und fragte sie: »Käterle, wohin willst du?« Darauf wußte die Frau, die nicht Käterle hieß, gar nicht mehr, wo sie war, und fand sich erst wieder zurecht, nachdem sie stundenlang den Wald durchirrt hatte.
Eine Abends traf ein Geflügelhändler, der nach Pfaffenweiler heim wollte, bei Kirchhofen ein schönes Reh: es war das Huttenweiblein. Auf seine Lockrufe kam es herbei und ließ sich von ihm streicheln. »Das ist etwas für die Küche!« dachte er bei sich und wollte ihm eine Schnur um den Hals binden; aber da wuchs es so riesenhaft an, daß er voll Schrecken davonlief. Die ganze Nacht rannte er in der Irre umher und erkannte erst am Morgen, daß er sich auf der Eschholzmatte bei Freiburg befand.
Ein Mann, der nachts durch den Bitterswald ging, rief spottend: »Huttenweiblein, komm und trage mich! Hu, hu, hu!« Schnell wie der Wind war es da, packte und trug ihn auf die Todtnauer Höhe und stellte ihn so tief in den Sumpf, daß er nur mit vieler Mühe sich wieder heraushelfen konnte.
Andere Männer, die im Feld bei Pfaffenweiler das Geschrei des Weibleins spottweise nachahmten, bekamen von ihr solche Ohrfeigen, daß einigen die Hüte von den Köpfen flogen, andere sogar zu Boden fielen.
In den Ortschaften, die um den Schönberg liegen, pflegt man die Kinder mit dem Huttenweiblein zu erschrecken.
Das kopflose Weiblein zu Münsingen
Auf dem Wege zwischen Münsingen und Bonndorf ist es nicht geheuer. Dort kann man zuzeiten ein unheimliches Wesen herumgeistern sehen. Es ist das kopflose Weiblein, das den Kopf unter dem Arm trägt. Es tut niemandem etwas zuleid und geht ruhig neben den Leuten her. Will man sich aber die Gestalt vom Leibe schaffen oder das Weiblein mißhandeln, dann springt es auf die Achseln des Wanderers, packt den Unglücklichen und führt ihn irre. Bei der Kapelle, zugleich dem Markstein zwischen Bonndorf und Münsingen, verschwindet das gespenstische Wesen.
Das Weiblein soll zu Lebzeiten ihren Mann umgebracht haben, um einen andern zu heiraten. Weil ihr der Kopf heruntergehörte, muß sie zur Strafe für ihre Missetat mit dem Kopf unterm Arm als Geist umherwandern, bis ein Jüngling, der am Walpurgistag nachts um zwölf geboren wurde, sie an seinem zwanzigsten Geburtstag erlöst.
So geht die Sage.
Das Kreuz von Oberried
Einst vor dreihundert Jahren holten drüben auf dem Rheinufer ein Knecht und eine Magd auf einem Wagen Futter, als sie plötzlich den Rhein herab einen eigentümlichen Gegenstand schwimmen sahen, der allmählich ans Ufer trieb. Sie gewahrten ein Kruzifix von sonderbarem Aussehen: Der lebensgroße Körper des Heilands sah aus wie eine Leiche, die lange im Wasser gelegen hatte. Sie zogen das Kreuz aus dem Rhein, banden es ihrer Kuh auf den Rücken und gingen damit ins nächste Dorf, um den Geistlichen um Rat zu fragen. Als sie im Dorf waren, brachten sie aber die Kuh gar nicht zum Stillstand, so daß der Pfarrer sagte, man solle das Tier mit dem Kreuz laufen lassen, wohin es wolle. So ließen sie also die Kuh weiterziehen und gingen mit ihr ostwärts durch Freiburg ins Dreisamtal nach Oberried, wo sie vor dem Kloster Halt machte. Man erkannte nun die Fügung Gottes und brachte das Kreuz in die Kirche, wo es dann aufgestellt und hoch verehrt wurde.
Das Kruzifix auf der Mainau
Als die Schweden die Insel Mainau im Bodensee eingenommen hatten, luden sie das Kruzifix und die beiden Schächer aus Erz, welche nahe der Insel im. See standen, auf einen Wagen und fuhren damit fort. Aber bei Lützelstetten blieb der Wagen plötzlich stehen und war nicht mehr von der Stelle zu bringen, obgleich die Schweden zuletzt zwölf Pferde davor gespannt hatten. Sie ließen ihn daraufhin mit seiner Ladung stehen. Einige Bauern führten den Wagen wieder zurück. Sie hatten mir zwei Pferde vorgespannt, und der Wagen lief wie von selbst. Sie stellten das Kruzifix nebst den Schächern am alten Platz wieder auf.
Das Mädchenkreuz im Freiburger Münster
Am Tage vor Fronleichnam hütete einst ein Mädchen auf dem Freiburger Schloßberg seine Rinderherde. Plötzlich fing eines der Tiere an, mit seinem Horn den Boden aufzureißen, und grub endlich eine silberne Scheibe heraus. Auf ihr war in erhabener Arbeit ein Kruzifix zwischen Maria und Johannes
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