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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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griff Montfort ein. In seiner Stimme ein drohender Unterton, aber auch Spott und Häme, wie Sancha heraushörte. „Die Ritter des Tempels kommen wie üblich zu spät. Das Soudarion ist soeben in meine schützenden Hände übergegangen, der Vertrag unterzeichnet und gesiegelt. Ich selbst werde die Heilige Reliquie nach Rom überführen. Wenn es Euch also tatsächlich um Eigentumsrechte geht und nicht nur um Rechthaberei, so wendet Euch an den Stuhl Petri.“
    Unmut schwellte auf in der Kapelle.
    Sancha warf einen Blick auf Falk, der ihn jedoch nicht einfing, sondern, totenbleich im Gesicht, auf die weißen Schemen starrte.
    Lizerant warf den Kopf in den Nacken. „Unsere Eigentumsrechte wissen wir auch ohne Eure Ratschläge durchzusetzen, Sire. Im Namen des HERRN, tretet zur Seite, gebt den Weg frei.“
    Doch als Montfort nicht erkennen ließ, dass er gewillt war, dem Befehl nachzukommen, sondern ungerührt stehenblieb, hob der Komtur den Arm. Harnischrauschend, wie Brausen im Walde, setzte sich das kleine Heer in Bewegung. Hundert Templer – ein Leib!
    Der Heerführer der Franzosen schien die Ruhe selbst zu sein. Er ließ nicht erkennen, was er dachte. Dennoch stellten sich seine Ritter schützend vor ihn.
    Falk von Hagelstein und die Jungritter sicherten gleichermaßen Sancha.
    Wie der Vizekönig des Himmels - der Erzengel Michael – überwachte Lizerant die Darbietung seiner Ritter, ein triumphierendes Lächeln im Gesicht.
    Als der erste Templer gefährlich nahe an Sancha herankam, zog Olivier plötzlich die Kettenhaube über den Kopf und warf sich auf ihn, wobei er eine Fackel umriss, die augenblicklich die Spreu in Brand setzte.
    „Allgerechter Gott, hilf!“, stieß Sancha erschrocken hervor, doch Falk trat bereits beherzt die Flammen aus.
    Im Nu hatte sich ein kleiner Halbkreis um Olivier und den Templer gebildet. Der Ritter legte Mantel und Schild ab, damit Waffengleichheit herrschte, dann schlug Eisen auf Eisen. Begleitet von harten Ho-Ho-Rufen der Templer krachten die Schwerter aufeinander.
    „Das kostet ihn endgültig den Kopf!“, zischte Sancha Damian zu und hieß ihn, sie zu schützen und nicht in den Kampf einzugreifen. Dennoch beobachtete sie wie gebannt die Kontrahenten. In der Geschicklichkeit, der Waffenfertigkeit und im Mut konnte es Olivier mit dem Templer aufnehmen. Aber wie sah es mit der Kraft aus? Sein Gegner war ein Hüne von Mann und seine Schläge kamen genau und schnell, so dass Olivier, obwohl er beweglicher war, tapfer dagegenhielt und viele Hiebe gekonnt abwehrte, allmählich an Boden verlor.
    Sancha machte sich nichts vor. Das Soudarion war verloren, ihre Friedensmission gescheitert. Der elende Hitzkopf vor ihr kämpfte für nichts. Wusste er denn nicht, dass die Templer gestählt waren im Krieg gegen die Mauren? Dass sie erstklassige Schwerter besaßen, federnd und aus bestem Stahl? Oder kämpfte er - unter Montforts Augen! – zum ehrenden Angedenken an seinen Vater?
    „Arrêtez!“ Lizerant hob die Hand. Sofort trat der Templer zurück, während zwei Ritter Olivier in Schach hielten.
    Erleichtert atmete Sancha auf. Es war also nur ein Spiel gewesen seitens der Templer. Ein Kräftemessen, hart an der Grenze. Lizerant würde kein Blut vergießen wollen, in der Nähe der heiligen Reliquie ...
    Doch sie hatte sich getäuscht, denn plötzlich entledigte sich Pons des schweren Umhangs, zog gleichfalls die Kettenhaube über den Kopf - und das Schwert gegen Olivier. Er umfasste es mit beiden Händen. Seine Schläge kamen hart. Viehisch. Brutal. Von oben und unten. Raffiniert täuschte er Schwäche vor, um dann umso fester zuzuschlagen. Drei-, viermal hintereinander glitt sein Schwert mit einem hässlichen Geräusch an Oliviers Kettenhemd ab – jeweils begleitet von den anfeuernden Rufen der Templer.
    Sancha hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten. Ein rabenschwarzer Tag – den einzig sie zu verantworten hatte!
    Es dauerte nicht lange und Oliviers Schwert flog durch die Luft und er selbst fand sich auf den Knien wieder. Beifällig klopften die Ritter auf ihre Schilde und das Vogelgesicht drehte sich eitel in Lizerants Richtung.
    Doch offenbar hatte Olivier auf genau diesen einen Augenblick der Überheblichkeit gewartet. Er nickte Hagelstein zu, sprang unversehens auf, schnappte sich blitzschnell das Schwert, das der Narr ihm zuwarf - und schon hieb er erneut und mit geradezu brachialer Gewalt auf Pons ein.
    Sancha hielt den Atem an. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf.

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