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Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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seine ursprüngliche Farbe behalten. Ein dicker Streifen Blau. Tiefblau wie die indische Seide, aus der sie sich gerade ein Gewand nähen ließ. Und dort war mit einem Mal die Nau aufgetaucht …

2.

    „Bereits als wir in Marseille ans Ufer stiegen, wurden wir mit großem Jubel empfangen“, erzählte Roç am Abend, als die Familie bei einem einfachen Mahl zusammensaß. Die Barone waren nach kurzem Aufenthalt weitergesegelt.
    "Wir nahmen Logis im Palast von Tholonée“, fuhr Roç fort, während er penibel sein Fleisch und sein Brot kleinschnitt. „Und stellt euch nur vor, am vierten Tag kam ein Bote, der Vater höfisch grüßte und in unserer Sprache sagte: 'Sénher, wir bieten Euch unser Leben an, Euch und Eurem Sohn aus dem edlen Geblüt Eurer Väter. Unsere Stadt steht auf Eurer Seite. Tausend Ritter und hunderttausend Bürger stehen bereit, um Euch zu dienen, um für Euch zu kämpfen und zu sterben. Übernehmt die Herrschaft in der Provençe!`“
    Leonora warf einen erschrockenen Blick auf Raymond. „Aber verstoßen wir nicht gegen die Auflagen des Konzils, wenn wir unsere ehemaligen Besitzungen aufgrund eines ... vagen Versprechens betreten?“
    „Es ist die Paratge , Doña Leonora, die die Leute wie ein Mann aufstehen lässt", warf Roç leidenschaftlich ein. „Sollten wir sie zurückweisen? Das Blut unserer Seelen ist dicker als das der machthungrigen Franzosen, die unsere Ehre in den Schmutz gezogen haben. Der Krieg geht weiter." Und er erklärte den Gräfinnen und Hagelstein in groben Zügen, was sie vorhatten.
    „Ja, und am Ende werden wir mit Gottes Hilfe Toulouse zurückerobern“, versicherte auch Raymond, der allerdings eher müde und erschöpft wirkte.
    „Der Plan gefällt mir“, warf Sancha ein. „Schließlich hat der Heilige Vater nicht das Recht, eine Stadt als Lehen zu vergeben, die ihm nicht gehört.“
    Roç fasste dankbar nach ihrer Hand. „Toulouse war unser, ist unser und bleibt unser!“
    Leonora indes, die kaum etwas gegessen hatte, seufzte schwer. „Ich entnehme also deinen Worten, Raymond, dass du nicht vorhast übers Meer zum Jordan zu fahren?“
    „Ich fahre nicht. Ich bleibe an der Seite meines Sohnes und meiner Getreuen. Übrigens hat mir mein guter Belcaire mehrmals heimliche Botschaften nach England gesandt. So schrieb er mir eines Tages, dass Montforts Bruder den Befehl hätte, unsere Befestigungen einzureißen. Sie haben wohl keinen Stein auf dem anderen gelassen. Aber wer, meint ihr, hat diese Arbeiten täglich mit Adleraugen überwacht?“
    „Meinen Kopf, wenn es sich nicht um den Bischof Eurer Stadt handelt, Sénher!“, sagte Hagelstein. Er stand vor dem Kamin und röstete sich ein Stück Hammelleber, denn die Bediensteten waren bereits hinausgeschickt worden.
    Raymond lachte bissig auf. „Ihr könnt ihn behalten. Was Fulco will, davor zittert Gott!“
    „Aber sein Gebaren muss Eure Konsuln doch bass erstaunt haben?“
    „Allerdings. Belcaire meinte gar im Spott, Fulco und Montfort suchten das verschollene Gold von Toulouse.“
    Der Narr, den eisernen Spieß gemächlich hin und her drehend, lachte auf. „ Wo ein Dieb den andern deckt, weiß man nicht, wer mehr einsteckt! “
    „Kein Mensch mit Verstand sucht nach diesem Gold, Herr von Hagelstein, es ist eine Mär, wobei ich natürlich über den Verstand des Bischofs nichts gesagt haben will.“
    „Sancha, bitte!“, wies Leonora die Schwester zurecht, obwohl sich Pater Sola bereits zurückgezogen hatte.
    Die Knappen Damian und Olivier jedoch, die auf einer Bank hinter dem Arras saßen und darauf warteten, ihre Herrschaft nach oben zu geleiten, warfen sich einen vielsagenden Blick zu.

    Am nächsten Morgen. Sancha schlug die Augen auf, stutzte. Nackt wie sie war, stürzte sie aus dem Bett und trat ans Fenster. Sie zog den Lederschutz ein Stück beiseite und lugte durchs Holzgitter. „Bei Gott“, schrie sie, „im Hof der Templer brennt es. Lichterloh! Der Rauch zieht bereits in unsere Gemächer!“
    Da klopfte es auch schon draußen. Gala stand unter der Tür, das Gesicht hochrot, die Haare noch wirr vom Schlaf. „Drüben im Hof der ...!“
    „Geh und lass die Sturmglocke läuten“, herrschte Ro ç sie an. „Wir kommen gleich.“

    Es war indes nur altes Stroh gewesen, das gebrannt hatte. Als das Feuer gelöscht war, ließ Roç dennoch seine diensthabenden Soldaten hereinrufen, um sie nach der Ursache des Brandes zu befragen. Sie zuckten die Achseln, beklagten sich aber bei dieser Gelegenheit über den

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