Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
nickte zwar, doch sein Blick galt den Tanzenden.
„Das ist nicht meine Familie, das sind meine Freunde. Meine Familie ist ein Teil davon. Familie sind oft nur wenige, die uns besonders am Herzen liegen.“ Sie war unsicher ob er sie verstanden hatte. Doch egal wie, ihr Herz schien plötzlich schneller zu schlagen. Er war wirklich gekommen, sie konnte es kaum glauben. Einige Blicke in ihre Richtung offenbarten ihr, dass der Wächter auffiel.
„Bleibt hier stehen.“ Sie hob die Hände beschwörend an und war schon halb im Laufen.
„Nicht weggehen!“, rief sie ihm noch zu. Ineana rannte zum Tisch von Arthol. Irritiert blickte der Wächter ihr nach.
Arthol war etwa so groß und kräftig wie der Wächter. Sie eilte neben den Kreisführer. „Ineana, dein Gesicht sieht überhitzt aus, vom Tanzen und dem Wein.“
„Darf ich mir den ausleihen?“, fragte sie und ergriff gleichzeitig den dunkelblauen Umhang, der neben Arthol auf der Bank lag, ohne auf seine Frage einzugehen.
„Was? Sicher, aber wieso ...?“ Weiter kam er nicht. Im Laufen rief sie über die Schulter zurück:
„Danke!“, schon war sie wieder hinter den Feuern verschwunden.
„Was ist mit eurer Priesterin?“ Arthol zuckte die Schultern. „Jeder reagiert anders auf Weingenuss.“ Später würde er nach ihr sehen.
Ineana kämpfte sich durch die Tanzenden und zu ihrer Erleichterung sah sie den Wächter noch immer am Rande stehen. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt. Nun, wenigstens hörte er. Völlig außer Atem blieb sie vor ihm stehen.
„Würdet ihr ... entschuldigt ...“ Damit warf sie ihm den Stoff über. Als er nichts tat, grinste sie und band ihm die Schnüre vom Hals bis zur Brust zu.
„Ihr fallt auf mit eurem Mantel und ich denke, es ist nicht das, was ihr wünscht.“ Sie betrachtete ihn und hob zögernd die Hände. „Darf ich?“ Er beugte den Kopf, sodass sie seine Kapuze herabstreifen konnte. Selbst diese einfache Bewegung wirkte stolz und elegant. Nun erkannte Ineana das erste Mal Freundlichkeit in seinen Augen.
„Danke.“ Er verbeugte sich leicht. Jetzt wusste sie zumindest, dass ein Verbeugen etwas Positives bedeutete, falls sie sich nochmal mit ihm verabreden sollte. Augenblicklich kicherte Ineana über sich selber und endlich betrachtete sie ihn genauer. Er hatte graues Haar, von leicht dunklen Strähnen durchzogen, das er im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden trug und dessen Zopf bis über seine Schulterblätter fiel. Um die Augen hatte er wie sie kleine Fältchen, die ihm etwas Warmes gaben. Er trug einen kurzen, gepflegten Vollbart, der hier und da dunkle Stellen aufwies. Sie hielt ihm zögernd die Hand entgegen.
„Wollt ihr meine Freunde kennenlernen?“ Nach einigen Minuten legte er die seine in ihre. Sie sah, dass er auch um die Handgelenke Lederbänder trug, die über Kreuz um den Mittelfinger liefen. Seine Hand war warm und verursachte der Priesterin einen kleinen Schauder. Verlegen lächelt sie. „Dann kommt.“ Und damit folgte er ihr zwischen all den Feiernden hindurch.
Sie sprachen kein Wort. Ineana konnte sehen, wie er versuchte das Treiben um sich herum zu verstehen, wie seine Augen durch die Menge streiften, fast wie ein kleiner Junge, der nicht begreifen konnte, was um ihn herum geschah.
Als ein junges Mädchen ihn am Arm fasste wurde sein Blick sofort finster. „Non simasé“, fauchte er sie an. Erschrocken fuhr das Mädchen zurück. Doch ehe etwas passieren konnte, zog Ineana ihn weiter. „Sie wollte euch nichts tun.“
Ineana erhaschte zwei Weinbecher und drückte ihm einen in die Hand. „Wenn ihr etwas trinkt, dann wird man nicht gestört.“ Misstrauisch beäugte er den Inhalt. Die Magierin grinste ihn frech an und nahm selber einen großen Schluck.
„Was tun sie?“ Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass er die Tanzenden meinte. „Sie tanzen, bewegen sich zum Rhythmus der Trommeln, der Flöten und Glöckchen.“ Sie trat mit dem linken Fuß leicht auf, so dass ein helles Klingen zu hören war. Irritiert schaute er nach unten.
„Macht die Augen zu.“ Ein sanftes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie nahm ihm den Becher ab und stellte ihn auf einen Tisch, dann hielt sie ihm beide Hände entgegen.
„Macht die Augen zu“, forderte sie ihn erneut auf. Nach einigem Zögern tat er es. „Hört auf die Musik, lasst sie euren Geist berühren und zu eurem Herzschlag werden.“ Sie machte einen Schritt zur Seite. Die Glöckchen an ihren Fußgelenken erklangen. Sie passte
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