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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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das, was wir hier tun, muss man wahnsinnig sein!«, erinnerte er sie an ihre eigenen Worte.
    Marjes Augen blitzten auf.
    »Lass mich mal«, bat er und schob sie von dem Schloss weg. »Shio, schön hiergeblieben«, mahnte er das Irrlicht, das sich auf Marjes Schulter setzen wollte.
    Das Mädchen beobachtete aus zusammengekniffenen Augen, wie Milan sich mit seinem eigenen Handwerkszeug ans Werk machte.
    Das Gespräch, das sie vor wenigen Tagen geführt hatten, erschien ihr jetzt beinahe wie ein Traum. Es hatte einen Tag, nachdem die Liganer den Wasserhahn endgültig zugedreht hatten, stattgefunden. Es gab keine Erklärung, keine Verlautbarung des Rates, nicht einmal eine offizielle Stellungnahme des Palastes. Einzig Gerüchte waren entstanden und Marje hatte wie jeder andere in der neuen Stadt auch davon gehört, dass der Wasserspiegel des Shanu angeblich sank.
    Zu der Zeit war die Bewachung der Zinaden verstärkt worden. Selbst auf normalen Straßen standen nun an vielen Ecken Wächter und die kaiserlichen Soldaten zeigten erstaunlich viel Präsenz in der Öffentlichkeit, als wollten sie die Menschen daran erinnern, dass sie auch in Notzeiten ihrem Herrscher treu ergeben zu sein hatten.
    Marje kaute unruhig auf ihrer Unterlippe, während sie auf Milans Hände starrte. Er arbeitete mit unglaublicher Präzision und Sicherheit.
    Sie glaubte nicht daran, dass der Wasserspiegel sank. Der Shanu durchströmte die alte Stadt mit seinem kristallklaren Wasser, ohne einen Zentimeter tiefer zu sinken als früher. Er entsprang inmitten des Palastes, behütet und gespeist von der Macht des Kaisers, der damit die letzte Quelle des Landes aufrechterhielt. Doch so, wie das Wasser aus dem Nichts entspringen musste, so verschwand es in einem Viertel des inneren Kreises auch in den Tiefen eines Schachtes, dessen Ende niemand kannte. Das Wasser verschwand einfach und trat nicht wieder an die Oberfläche, nicht in der Stadt und nicht in der Wüste, die die Stadt umschloss.
    »Endlich.« Milan stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf. Vorsichtig trat er beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen. Shio leuchtete auf ihrer Schulter.
    Mit unsicheren Schritten trat sie in den Kontrollraum, der eigentlich gar kein Raum war, sondern eine kleine Plattform im Wasserspeicher, wie sie im warmen Licht des Irrlichtes erkennen konnte. Zu dieser Plattform, die am anderen Ende des Speichers lag, führte nur eine schmale Brücke, so fein und zerbrechlich, als wäre sie aus Glasfäden gesponnen. Und das war sie tatsächlich, wie Marje auf den zweiten Blick sah. Zierliche Stränge aus durchsichtigem Glas wanden sich ineinander und bildeten einen weiten Bogen, der sich ohne Stützpfeiler über die Wassermassen wölbte. Am Eingang vor der Brücke war lediglich eine winzige Trittfläche, auf der man gerade so stehen konnte, um die Tür hinter sich zuzuziehen.
    Milan schob sie einen Schritt weiter auf die Brücke hinaus, um die Tür zu schließen. Erst als das Klicken des Schlosses erklang, erhob Shio sich und flog in die Mitte des Raumes, wo aus den winzigen Funken des Irrlichts ein stattliches Leuchten wurde, das den ganzen Raum erfüllte.
    Staunend riss Marje die Augen auf.
    »Wahnsinn«, murmelte Milan ihr ins Ohr.
    Shios Licht glitzerte auf der klaren Oberfläche des Wassers, verfing sich im Rankenspiel der Brücke, ließ die grauen Wände leuchten und erhob sich bis in die Kuppel, wo es auf Turus grünes Licht und das Mosaikfenster stieß, das aus unzähligen kleinen Scherben die Kuppel des Speichers bildete. Der ganze Raum erstrahlte im magischen Licht.
    Marje hob den Blick zur Kuppel, die bunt über ihr schimmerte. Von dort oben sahen die Gestirne durch das gefärbte Glas auf sie herab. Sie blinzelte zu Turus Gestirn und dann zu Tshanil, die sich auf der anderen Seite erhob und in flammendem Orange den nahenden Tag verkündete.
    Milan legte den Arm um ihre Schulter. »So viel Wasser«, murmelte er leise.
    Marje blickte wieder auf die Brücke vor ihr und dann in die Tiefe. Vier Stockwerke hoch – sie vermochte gar nicht zu schätzen, wie viel Wasser hier ruhte.
    Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf. Von Wasserknappheit keine Spur. Und der Wasserspiegel sank mit Sicherheit auch nicht ab.
    »Wofür brauchen sie das?«, flüsterte sie. »Warum zum Teufel wollen sie uns das nehmen?«
    »Für den Fall, dass einmal schlechte Tage kommen«, vermutete Milan mit unbewegter Miene. »Man weiß ja nie.«
    »Da lassen

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