Schach Mit Einem Vampir
Untersuchungen der Behörden dazu laufen noch.“ Goldstein blickte Miss Meyers in die Augen und sah, dass die Trauer einer tiefen Wut wich. Zornesröte stieg in ihr hübsches Gesicht.
„Untersuchungen? Pah … Seit Jahren tötet dieses Schwein harmlose Bürger dieses Landes. Ermordet unschuldige Menschen, ganz, wie es ihm beliebt. Verunstaltet ihre Leichen! Und was macht die Polizei, das FBI? Sie haben absolut nichts vorzuweisen. Nicht das Geringste. Der Schachspieler mordet fröhlich weiter und tötet einen nach dem anderen. Und nun auch hier – in New York. Aber warum ausgerechnet meinen lieben Bruder? Sagen Sie mir Doktor, wer wird das nächste Opfer dieses Wahnsinnigen werden? Jemand aus Ihrem Bekanntenkreis oder ein Angehöriger Ihrer Familie? Vielleicht ist beim nächsten Mord ein Kind an der Reihe?“ Die junge Frau war vor Wut von ihrem Stuhl aufgesprungen. Dr. Goldstein tat es ihr gleich. Er legte beruhigend seine Hand auf ihre Schulter.
„Bitte, Miss. Ich weiß, wie Ihnen zumute sein muss. Aber die Behörden unternehmen, was sie können, um den Schachspieler zu überführen. Ich habe Kontakte zur Polizei und zum FBI. Dort ist man fieberhaft damit beschäftigt, den Unmenschen zu stoppen.“
„Sie unternehmen, was sie können?“, kam es ihr spöttisch über die Lippen. „Das ist nicht genug, Doktor Goldstein! Ich kenne die Vorgehensweise bei den Behörden. Man arbeitet einige Wochen lang intensiv an dem Fall. Dann, wenn es nach dieser Zeit keine neuen Erkenntnisse gibt, wird das Ermittlungsteam nach und nach verkleinert. Nach einem weiteren Zeitraum sitzt nur noch eine Person an dem Fall. Später geht das Ganze zu den Akten. Ein weiterer ungelöster Mord. Aber nicht dieses Mal! Nicht bei meinem Bruder!“ Miss Meyers drehte sich ruckartig herum und wollte den Raum verlassen. Doch Goldstein bat sie darum zu warten. Er zog seine Brieftasche aus seinem Jackett und holte daraus eine Visitenkarte hervor.
„Glauben Sie mir, Miss Meyers. Ich kann wirklich Ihre Gefühlslage nachvollziehen. Ich verstehe auch, dass Ihnen die Untersuchungen der Polizei und des FBI nicht schnell genug gehen können. Der Fall um den Schachspieler läuft schon allzu lange und eine Aufklärung ist anscheinend nicht in Sicht. Das Vertrauen in die behördliche Arbeit schwindet bei der Bevölkerung zusehends. Die Presse tut ihr Übriges, um die Leserschaft zu entmutigen und die Polizei und das FBI in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Ich kann Ihre Ungeduld nur zu gut verstehen. Deshalb hier, nehmen Sie bitte diese Karte. Darauf steht die Adresse eines Freundes von mir. Er ist ein sehr fähiger Privatdetektiv. Wenden Sie sich an ihn, vielleicht kann Ihnen das etwas Trost spenden. Wenn einem selber die Hände gebunden sind, ist es tröstlich, wenn andere Menschen eventuell etwas bewegen können. Sagen Sie ihm, dass ich Sie geschickt habe. Wenn er Fragen haben sollte, dann soll er mich ruhig anrufen. Sie können sich vertrauensvoll an ihn wenden. Aber dann wäre da noch …“ Miss Meyers ließ den Doktor seinen Satz nicht beenden. „… Die Bezahlung des Detektivs? Sicher. Ich erwarte nicht, dass er für mich umsonst arbeitet. Geld, Dr. Goldstein, Geld spielt keine Rolle. Und wenn es mich den letzten Cent und das allerletzte Hemd kosten mag ... Der Schachspieler muss endlich zur Strecke gebracht werden!“
***
Die Räumlichkeiten, der seit vier Jahren bestehenden Privatdetektei von Steve Fraizer und Ray Phelps, die sich im Herzen Manhattans in einem Bürokomplex befand, waren nicht gerade übermäßig großzügig dimensioniert. Doch war ausreichend Platz vorhanden, um den beiden Schreibtischen der gleichberechtigten Partner genügend Raum nebeneinander zu bieten. Das Büro war gemütlich eingerichtet, hell, mit freundlichen Möbeln. An den Wänden hinter ihren Arbeitsplätzen hatten die zwei Privatermittler Erinnerungsstücke angebracht, die ihnen wichtig waren und die sie jeden Tag aufs Neue bei ihrer Arbeit motivierten. Zum einen handelte es sich dabei um Fotos aus ihrer Dienstzeit bei der Polizei. Zum anderen um Zertifikate ihrer neuen Laufbahn als Privatdetektive. Bei Phelps ergänzten einige Footballpokale aus seiner Highschoolzeit diese Sammlung. Sie standen fein säuberlich angeordnet auf einem schmalen Regal. Gegenüber den Schreibtischen hatten die Privatermittler bequeme Ledersessel aufgestellt. Ihre Klienten sollten sich in ihrer Detektei so wohl wie nur möglich fühlen. Und hinter den Schreibtischen befand
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