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Schach Mit Einem Vampir

Schach Mit Einem Vampir

Titel: Schach Mit Einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Krüger
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Schachspielers darlegen zu lassen. Fraizers Blick glitt auf die grüne Digitalanzeige der Uhr im Fahrzeug. Es war genau eine halbe Stunde vor Mitternacht. Der einsetzende Starkregen und die Dunkelheit machten die Fahrt von Manhattan bis Red Hook mühsam und das Lenken des Fahrzeugs erforderte Fraizers ganze Aufmerksamkeit. Der Detektiv musste zuvor halb Manhattan durchqueren, die Brooklyn Bridge in westlicher Richtung überfahren, ehe er nach Brooklyn Heights gelangte. Dann fuhr er auf der Columbia Street in Richtung Süden weiter. Die Wassermassen, die vom Himmel stürzten, forderten den Scheibenwischern des alten Chryslers einiges ab. Immer wieder zuckten Blitze vom Himmel und blendeten den Fahrer. Doch endlich war der Detektiv an seinem angestrebten Ziel angelangt. Professor Frank Ashwills Haus lag an der Columbia Street – in Red Hook. Von seinem kleinen, zweistöckigen Haus aus hatte er eine wunderbare Aussicht über den East River, auf Governors Island und die Skyline von Manhattan mit ihren gigantischen Wolkenkratzern.
    Das verdammte Unwetter hat mich von Manhattan bis hierher verfolgt. Als ob es mit diesem verdammten Mörder unter einer Decke steckt und mich daran hindern will, dem Professor meine Fragen zu stellen, ging Fraizer ein absurder Gedanke durch den Kopf. Er parkte den Wagen dicht vor der Garage des gepflegten Holzhauses. Das Grundstück war mit einem weißen Gartenzaun eingefasst. Alles sah sehr ordentlich aus. Fraizer schaute in den Rückspiegel. Wie ein Lichtermeer erstrahlte hinter dem Wagen die Skyline Manhattans. Die Hochhaustürme trugen ihr Licht bis in den Himmel hinein.
    Ashwills Haus war unbeleuchtet. Fraizer fragte sich, ob er sich zuerst telefonisch bei dem Professor hätte anmelden müssen. Doch wie er seinen Freund, den glatzköpfigen Rechtsmediziner kannte, hatte dieser bestimmt einen Termin mit Ashwill für ihn vereinbart. Und hatte der Doc nicht auch zu ihm gesagt, dass der Professor ein nachtaktiver Mensch wäre? Dann musste er ihn also zu dieser späten Stunde antreffen. Nun war er einmal hier und er würde auf jeden Fall an der Tür klingeln. Der Regen nahm ein wenig ab, fiel aber immer noch kräftig vom wolkenverhangenen Nachthimmel. Blitz und Donner schoben sich weiter gen Westen. Das Unwetter zog ab. Der Detektiv verließ den Wagen und spurtete schnell vom Auto bis zur Haustür. Er fand unter einem schmalen Vordach etwas Schutz vor der Nässe. Die Luft war warm und schwül. Ein leichter Wind wehte. Man roch das nahe Wasser des East River. Fraizer klingelte und wartete ab. Nichts rührte sich im Haus. Er betätigte den Klingelknopf ein zweites Mal. Gerade wollte er resigniert wieder gehen, als ein Lichtschein unter der Türschwelle herfiel. Dann vernahm er Geräusche. Ein surrender Laut, so wie ihn ein Elektromotor erzeugt, war aus der Wohnung heraus zu hören. Einen Moment später vernahm Fraizer eine kräftige, dunkle Männerstimme.
    „Wer ist da?“, fragte jemand nur kurz und knapp.
    „Mein Name ist Steve Fraizer. Ich bin Privatdetektiv. Dr. Goldstein schickt mich zu Ihnen. Hat er Sie telefonisch kontaktiert?“, erklärte er sich. Einen kurzen Moment lang war nichts zu hören, dann bewegte sich der Schlüssel im Schloss. Es dauerte einen Moment und es schien dem Mann hinter der Tür schwerzufallen, sie zu öffnen, doch schließlich glitt sie spaltbreit auf.
    „Kommen Sie nur herein, Mr. Fraizer.“ Wieder vernahm Fraizer den summenden Ton. Jetzt wurde er deutlich lauter. Der Privatermittler drückte die Haustür weit nach innen und trat ein. Stickige, abgestandene Luft, mit dem Geruch von alten Büchern durchsetzt und von einer penetranten Knoblauchnote geschwängert, schlug ihm entgegen. Und dann sah er, was das eigenartige Geräusch verursacht hatte. Professor Ashwill saß in einem Elektrorollstuhl. Der alte Mann hatte eine gedrungene Statur, war über siebzig Jahre alt. Seine Arme und Beine waren aufgrund eines genetischen Defekts nur halb so lang wie bei anderen Menschen. Die kurzen Arme konnte er jedoch ohne Einschränkungen benutzen. Die Beine aber waren gelähmt und unbrauchbar. Unter dem schlohweißen Haar zeichnete sich ein aufgeschlossenes, humorvolles, faltiges Gesicht mit dunklen Augenringen und einer dicken Knubbelnase darin ab. Seine Augen funkelten wissbegierig und dichte Augenbrauen lagen darüber wie zwei fette graue Raupen. Ashwill war adrett gekleidet. Die kräftige Stimme des Professors wollte so gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung passen.

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