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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Tochter würde sich an die Bonzen verkaufen. Daraufhin haben Sie in einem Anfall missverstandener väterlicher Besorgnis den jungen Mann getötet, in dem Glauben, Ihre Tochter würde wieder zu Ihnen zurückkehren. Stattdessen ...«
    »Sie sind übergeschnappt, Warshawski! Kein Vater verhält sich so hirnrissig!«
    Ich habe schon eine beträchtliche Anzahl von Eltern gesehen, die sich noch viel hirnrissiger verhielten, beschloss aber, mich über diesen Punkt nicht mit ihm zu streiten. »Nun«, meinte ich, »wenn Ihnen diese Version nicht gefällt, versuchen wir's doch mit der nächsten. Peter hat auf irgendeine Weise von gewissen zwielichtigen, vielleicht sogar kriminellen Machenschaften Wind bekommen, in die Sie und die Scherenschleifer verwickelt sind. Er setzte Anita von seinen Befürchtungen in Kenntnis, nahm aber, weil er sie liebte, davon Abstand, ihren Vater bei den Polypen anzuschwärzen. Als junger Mann mit Idealen musste er Sie jedoch mit den Tatsachen konfrontieren. Und er war nicht käuflich. Also erschossen Sie ihn oder gaben zumindest den Auftrag dazu, und Anita war klar, dass Sie es gewesen sein mussten. Sie tauchte unter.«
    McGraw verlor wieder die Nerven; er tobte und brüllte und bedachte mich mit Schimpfwörtern. Schließlich sagte er: »Warum, in drei Teufels Namen, hätte ich Sie wohl beauftragt, meine Tochter zu suchen, wenn sie mich am Ende doch bloß denunzieren würde?«
    »Ich weiß nicht. Möglicherweise sind Sie das Wagnis eingegangen, weil Sie ein gutes Verhältnis zu ihr hatten und daher nicht damit gerechnet haben, von ihr verraten zu werden. Das Problem ist, dass die Polizei Sie über kurz oder lang sowieso mit Anita in Verbindung bringen wird. Nachdem verschiedene Schriftstücke in der Wohnung herumlagen, die Ihre Druckerei gestaltet hat, weiß man von den Verbindungen der jungen Leute zur Bruderschaft. Polizisten sind ja keine Schwachköpfe; jeder weiß, dass Sie Gewerkschaftsführer sind, und der Name McGraw steht an der Wohnungstür.
    Wenn sie zu Ihnen kommen, dann kümmern sie sich bestimmt nicht um Ihre Tochter oder um ihr Verhältnis zu Ihnen. Sie haben nämlich einen Mord aufzuklären, und sie werden ganz wild darauf sein, Ihnen den in die Schuhe zu schieben - besonders, wenn ein Arrivierter wie Thayer ihnen im Nacken sitzt. Falls Sie mir nun alles erzählen, was Sie wissen, dann könnte ich vielleicht - aber wirklich nur vielleicht - Sie und Ihre Tochter da heraushalten; natürlich nur, wenn Sie tatsächlich unschuldig sind.«
    McGraw studierte eine Weile den Fußboden. Mir wurde bewusst, dass ich während meiner Rede die Sessellehnen umklammert hatte, und ich entspannte vorsichtig meine Muskeln. Endlich sah er mich wieder an und sagte: »Versprechen Sie mir, mit dem, was ich Ihnen jetzt erzähle, nicht zur Polizei zu gehen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Versprechen kann ich gar nichts, Mr. McGraw. Es würde mich meine Lizenz kosten, wenn ich Informationen über ein Verbrechen zurückhielte.«
    »Es geht doch nicht um so was, verdammt! Herrgott noch mal, Warshawski, Sie benehmen sich, als hätte ich diesen beschissenen Mord begangen oder dergleichen!« Er atmete schwer. Nach ein paar Minuten begann er wieder zu sprechen. »Was ich Ihnen erzählen möchte, ist - Sie haben Recht. Ich habe - ich war - also, ich habe tatsächlich die Leiche des Jungen entdeckt.« Er hatte die ersten Worte hervorgewürgt; danach ging es besser. »Annie - Anita rief mich am Montagabend an. Sie war nicht in der Wohnung, wollte aber nicht verraten, wo sie sich aufhielt.« Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Anita ist ein braves und vernünftiges Mädchen. Als Kind wurde um sie nie großes Theater gemacht, und als sie dann erwachsen war, hatte sie gelernt, unabhängig zu sein. Wir beide, sie und ich, verstehen uns sehr gut; sie zeigte schon immer Interesse für die Gewerkschaft, aber sie hängt keineswegs an Daddys Rockschößen. Das hätte mir auch gar nicht gefallen.
    Am Dienstagabend war sie kaum wieder zu erkennen. Sie war beinahe hysterisch, kreischte eine Menge sinnloses und dämliches Zeug. Vom Tod des Jungen hat sie allerdings nichts erwähnt.«
    »Was hat sie denn gekreischt?«, fragte ich beiläufig.
    »Ach, einfach nur Blödsinn, den ich mir nicht zusammenreimen konnte.«
    »Das gleiche Lied mit neuer Strophe«, bemerkte ich. »Wie?«
    »Das hatten wir doch schon mal«, erläuterte ich. »Nur tönt es jetzt lauter und noch weniger schön.«
    »Ein für alle Mal: Sie hat mich nicht

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