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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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beschuldigt, Peter Thayer umgebracht zu haben!«, brüllte er mit voller Kraft.
    Wir machten keine großen Fortschritte.
    »Also gut, sie hat Sie nicht beschuldigt, Peter umgebracht zu haben. Hat sie Ihnen von seinem Tod erzählt?«
    Er hielt einen Moment inne. Würde er mit Ja antworten, so stellte sich automatisch die nächste Frage, weshalb das Mädchen untergetaucht war, wenn es nicht glaubte, dass McGraw den Mord begangen hatte. »Nein. Wie ich schon sagte, sie war nur hysterisch. Sie ... Nun, später, nachdem ich die Leiche gesehen hatte, kam mir die Idee, dass sie - dass sie deswegen angerufen hatte.« Wieder unterbrach er sich, diesmal, um in seinem Gedächtnis zu forschen. »Sie legte auf, und ich versuchte, zurückzurufen, aber es meldete sich niemand; also fuhr ich hin, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei fand ich die Leiche.«
    »Wie sind Sie hineingekommen?« fragte ich verwundert.
    »Ich habe einen Schlüssel. Annie gab ihn mir bei ihrem Einzug, doch ich hatte ihn vorher noch nie benutzt.« Er kramte in seiner Hosentasche und präsentierte einen Schlüssel. Ich warf einen Blick darauf und zuckte die Achseln.
    »Das war am Dienstagabend?« Er nickte. »Und Sie haben bis Mittwochabend gewartet, um mich aufzusuchen?«
    »Ich lauerte den ganzen Tag darauf, dass irgendjemand den Toten finden würde. Als nichts darüber gemeldet wurde ... Sie hatten richtig vermutet.« Er lächelte reumütig, wodurch sein Gesicht anziehender wurde. »Ich hatte gehofft, dass Tony noch am Leben ist. Ich hatte zwar seit Jahren nicht mehr mit ihm gesprochen. Damals bei der Stellinek-Sache hat er mich ganz unmissverständlich vor die Tür gesetzt, was ich dem guten alten Kerl gar nicht zugetraut hätte, aber außer ihm gab es meiner Ansicht nach wirklich niemanden, der mir hätte helfen können.«
    »Warum haben Sie denn nicht selbst die Polizei gerufen?«
    Sein Gesicht wurde wieder verschlossen. »Weil ich nicht wollte«, entgegnete er knapp.
    Ich dachte ein Weilchen darüber nach. »Wahrscheinlich war Ihnen eine eigene Informationsquelle lieber, und Sie waren nicht der Meinung, dass Ihnen Ihre Polizeikontakte dabei helfen würden.« Er widersprach nicht.
    »Sind irgendwelche Ruhestandsgelder bei der Fort Dearborn Trust angelegt?«, erkundigte ich mich.
    McGraw lief schon wieder rot an. »Halten Sie Ihre gottverdammten Pfoten aus unseren Pensionsgeldern raus, Warshawski. Es schnüffeln bereits so viele Leute darin herum, dass deren Sicherheit für die nächsten hundert Jahre einwandfrei garantiert ist. Da brauchen wir Sie nicht auch noch.«
    »Wickeln Sie über die Fort Dearborn Trust irgendwelche finanziellen Transaktionen ab?«
    Er geriet so in Wut, dass ich mir überlegte, welchen Nerv ich da getroffen haben mochte, doch er bestritt es energisch.
    »Und wie steht's mit der Ajax-Versicherungsgesellschaft?«
    »Nun, wie soll's damit stehen?«, fragte er zurück.
    »Ich weiß nicht, Mr. McGraw. Laufen dort Versicherungen Ihrer Organisation?«
    »Darüber bin ich nicht informiert.« Sein Gesicht war unbeweglich, und er blickte mich kalt und durchdringend an, in der gleichen Art, wie er vermutlich den jungen Timmy Wright der Sektion 4318 von Kansas City angeblickt hatte, als der den Versuch unternommen hatte, mit ihm über korrekte Wahlen in diesem Distrikt zu diskutieren. (Timmy war vierzehn Tage danach im Missouri River aufgetaucht.) Er wirkte jetzt wesentlich gefährlicher als vorher mit dem rot angelaufenen Gesicht und dem Herumgebrülle. Ich machte mir so meine Gedanken.
    »Und was ist mit den Pensionen? Ajax ist im Pensionsgeschäft stark vertreten.«
    »Verflixt noch mal, Warshawski, verziehen Sie sich! Sie hatten den Auftrag, Anita zu finden, und nicht, unzählige Fragen über Dinge zu stellen, die Sie einen Dreck angehen. Aber jetzt verschwinden Sie, und lassen Sie sich hier nie mehr blicken!«
    »Soll ich Anita suchen oder nicht?«, fragte ich.
    McGraw sank plötzlich in sich zusammen und stützte den Kopf in die Hände. »O Heiland, ich weiß auch nicht, was ich tun soll!«
    Voller Mitgefühl sah ich ihn an. »Macht Ihnen jemand die Hölle heiß?«
    Er schüttelte den Kopf, gab aber keine Antwort. Eine Zeit lang saßen wir schweigend in unseren Sesseln. Dann sah er mich mit grauem Gesicht an. »Warshawski, ich habe keine Ahnung, wo Annie ist. Und ich will es auch nicht wissen. Doch ich hätte gern, dass Sie nach ihr suchen. Und wenn Sie sie gefunden haben, dann sagen Sie mir nur, ob alles in Ordnung ist. Hier sind

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