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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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aber es gibt noch einige Warshawskis in der Stadt.«
    Ausnahmsweise ging Bobby einmal nicht in die Luft. Er schenkte mir nur einen sehr ernsthaften Blick. »Wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hattest, konnte dich bislang sowieso nichts aufhalten, Vicki. Solltest du aber vorhaben, die Waffe auch zu benutzen, dann sieh zu, dass du gleich morgen in aller Frühe bei der Stadtverwaltung antanzt und sie registrieren lässt. Hinterlass noch bei Sergeant McGonnigal, wo du zu finden bist, bis deine Wohnung wieder in Ordnung ist.«
    Während ich McGonnigal meine Adresse gab, quäkte Mallorys Funkgerät mit der Information über mein Büro los: Dort hatten sie ebenfalls gewütet. Ich fragte mich, ob meine Geschäftsunterbrechungs-Versicherung hier zuständig war. »Vergiss nicht, Vicki, du lässt dich mit einem Profi auf dieses Spielchen ein«, warnte Bobby. »Steigen Sie ein, McGonnigal.« Sie fuhren davon.

9
    Zahlungsansprüche
    Als ich bei Lotty eintraf, war es Nachmittag. Unterwegs hatte ich meinen Auftragsdienst angerufen; die Herren McGraw und Devereux hatten sich telefonisch gemeldet und ihre Nummern hinterlassen. Ich übertrug sie in mein Taschenregister, entschloss mich jedoch, erst von Lottys Wohnung aus zurückzurufen. Sie begrüßte mich mit besorgtem Kopfschütteln. »Es hat ihnen nicht gereicht, dich zusammenzuschlagen. Sie mussten sich auch noch deine Wohnung vornehmen. Du gibst dich mit reichlich wüsten Leuten ab, Vic.« Keine Missbilligung, keine Spur von Abscheu - das war's, was mir an Lotty so gefiel.
    Sie untersuchte mein Gesicht und dann mein Auge mit dem Augenspiegel. »Sieht ganz prima aus. Die Schwellung ist bereits stark zurückgegangen. Kopfschmerzen? Ein bisschen? Das war zu erwarten. Hast du was gegessen? Ein leerer Magen macht alles noch schlimmer. Wie wär's mit einem Happen gekochtem Huhn - appetitliche osteuropäische Sonntagsmahlzeit.« Sie hatte schon gegessen und trank ihren Kaffee, während ich das restliche Huhn aufaß. Ich war sehr erstaunt darüber, dass ich solchen Hunger hatte.
    »Wie lange kann ich bleiben?«, fragte ich.
    »Ich erwarte in diesem Monat niemand. Wenn du willst, kannst du bis zum zehnten August bleiben.«
    »Ich glaube, eine Woche genügt - eher weniger. Ich würde gern den Auftragsdienst bitten, meine Privatgespräche auf deinen Anschluss umzulegen.«
    Lotty zuckte die Achseln. »Dann werde ich den Apparat am Gästebett nicht abstellen - allerdings, meiner klingelt zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wenn Frauen Kinder kriegen und Jungs angeschossen werden, halten sie sich nicht an die Sprechstunde. Es kann dir also passieren, dass du meine Anrufe beantworten musst, und wenn für dich ein Gespräch hereinkommt, sage ich dir Bescheid.« Sie erhob sich. »Ich muss dich jetzt allein lassen. Mein ärztlicher Rat lautet: Bleib zu Hause, mach dir einen Drink und entspanne dich - du bist nicht in allzu guter Verfassung; du hast einen schweren Schock erlitten. Solltest du jedoch vorziehen, meinen fachlichen Rat in den Wind zu schlagen, nun, dann kannst du mir leider kein Verfahren wegen falscher Behandlung anhängen.« Sie lachte leise. »Ja, und die Schlüssel sind im Körbchen neben dem Spülbecken. Das Schlafzimmertelefon ist an einen Anrufbeantworter angeschlossen. Schalte ihn bitte ein, falls du das Haus verlässt.« Sie platzierte einen Kuss in die Luft neben meinem Gesicht und ging.
    Ein paar Minuten lang durchwanderte ich ruhelos die Wohnung. Ich wusste, dass ich in mein Büro fahren musste, um den Schaden festzustellen. Ich musste einen Bekannten, den Inhaber einer Reinigungsfirma, anrufen, damit er meine Wohnung wieder in Ordnung bringen konnte. Ich musste den Auftragsdienst anweisen, meine Telefongespräche zu Lotty durchzustellen. Und ich musste noch einmal zu Peter Thayers Wohnung zurück, um herauszufinden, ob es dort etwas gab, das meine Wohnungsdemolierer bereits in meinem Besitz vermuteten.
    Lotty hatte Recht: Ich war nicht in hervorragender Verfassung. Die Verwüstung meiner Wohnung hatte mir einen Schock versetzt. Der Zorn übermannte mich - ein Zorn, wie er einen überfällt, wenn man zum Opfer wird und nicht in der Lage ist zurückzuschlagen. Ich öffnete meinen Koffer und holte das Kästchen mit dem Revolver heraus. Ich wickelte es aus und nahm die Smith & Wesson in die Hand. Beim Laden hatte ich die Fantasievorstellung, dass Smeissen und Konsor ten - wer auch immer in Frage kam - einer falschen Fährte folgend noch einmal in meine Wohnung gelockt werden

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