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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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abends oder am Wochenende spielten oder trainierten.
    Bo joggte auf der Stelle weiter und beobachtete, wie Blayne sich von der Bahn aufrappelte. Sie rückte ihren Helm zurecht, der ihr die Sicht versperrte, und stieß erneut einen frustrierten Seufzer aus. Als sie sich mit ihren Handrücken über die Wangen wischte, erkannte er, dass sie weinte. Wow, entweder war sie wirklich hart auf den Boden geknallt oder sie musste um einiges tougher werden.
    Er war sich sicher, dass sie aufgeben würde, aber dann spannte sie ihre Schultern an, ging in die Hocke – die Hände zu Fäusten geballt, die Arme angewinkelt – und schoss nach einer kurzen Pause erneut davon.
    Sie war schnell. Richtig schnell. Und sie stellte sich auch wirklich gut an, bis sie irgendwie … ausrutschte. Er hatte keine Ahnung, wie sie es angestellt hatte, aber sie knallte hart auf den Boden und überschlug sich in einem einzigen Durcheinander aus Beinen, Armen und Rollschuhen.
    Bo zog eine Grimasse und fragte sich, ob er sie auf die Krankenstation bringen sollte. Er machte einen Schritt nach vorn, aber im selben Moment hüpfte sie plötzlich wieder auf die Beine. Ihre Schulter sah ein wenig verdreht aus, bis sie sie mit der anderen Hand packte, die Zähne zusammenbiss und sie mit einem Ruck wieder einrenkte. Das Krachen ihrer Knochen hallte in dem leeren Raum wider, und Bos Gesicht verzerrte sich erneut.
    Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu und fragte mit möglichst entspannter, ruhiger Stimme: »Ist alles okay?«
    Blayne wirbelte herum, erschrocken, obwohl er sich doch alle Mühe gegeben hatte, sie nicht zu erschrecken. Als sie ihn erkannte, durchbohrte sie ihn mit einem von solcher Abscheu erfüllten Blick, dass er sich sicher war, dass sie ihn noch immer für einen Serienmörder hielt.
    »Du«, zischte sie. »Das ist alles deine Schuld!«
    »Was hab ich denn gemacht?«, fragte Bo schockiert.
    »Du bist ein Arschloch!«
    »Du kennst mich doch nicht mal.«
    »Auf dem Eis. Du bist ein Arschloch auf dem Eis. Und jetzt wollen alle anderen auch Arschlöcher sein! Das wird jetzt erwartet!« Sie rollte ein Stück auf ihn zu. »Und weil ich kein Arschloch bin, muss ich jetzt leiden! Deine Schuld!«
    Bo, der es nicht gewohnt war, dass man ihm für etwas so Albernes die Schuld gab, sagte: »Okay«, wandte sich ab und ging hinaus. Er war bereits auf halbem Weg zum Fitnessstudio, als er sich erneut umdrehte und wieder auf das Derby-Stadion zusteuerte. Als er es betrat, hatte Blayne die Arme auf das Geländer gestützt und ihren Kopf daraufgelegt. Als sie ihn bemerkte, richtete sie sich auf.
    »Was?«, fragte sie, als er sich vor ihr aufbaute.
    »Weißt du, anstatt hier rumzustehen, zu heulen und mir die Schuld an allem zu geben, solltest du vielleicht etwas unternehmen, um dein Problem aus der Welt zu schaffen, was immer das auch sein mag. Ich hab zwar keine Ahnung, was dein spezielles Problem ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht meine Schuld ist.«
    »Es ist deine Schuld. Wegen dir und deiner bizarren Vorstellung von sportlicher Fairness müssen sich jetzt alle in Arschlöcher verwandeln, weil sie sonst als das schwächste Glied in der Mannschaft gelten. Als diejenige, die ersetzt werden muss, weil alle denken, sie würde nicht mit den Texas Longfangs fertig. Die ersetzt werden muss, weil sie sich ein- oder vielleicht auch sechzehnmal entschuldigt hat, wenn sie während eines raueren Spiels aus Versehen jemanden verletzt hat.« Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. »Hast du dich schon jemals entschuldigt, wenn du während eines raueren Spiels aus Versehen jemand verletzt hast?«
    »Nein. Aber natürlich habe ich auch noch nie jemand aus Versehen verletzt. Absichtlich habe ich allerdings schon mal jemandem während eines – wie hast du das ausgedrückt? – raueren Spiels verwundet.«
    »Und das macht dir gar nichts aus?«
    »Nein.«
    Sie stieß einen Seufzer aus, und die Luft schien aus ihrem ganzen Körper zu weichen. »Ich bin verloren.«
    »Aber«, fügte er hinzu, »du musst kein Arschloch sein, um ein Gewinner zu sein. Ich bin auf dem Eis ein Arschloch, weil ich da draußen einfach so bin. Aber ich kenne andere wirklich gute Spieler, die richtig nette Kerle sind.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel Nice Guy Malone. Er war wirklich wahnsinnig nett. Als ich zum ersten Mal gegen ihn spielte, hat er mich bei einem Cross-Check gegen die Bande gedonnert. Ich hatte eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde, die mit

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