Scharfe Pranken
tippte, verschwand der Bildschirmschoner und enthüllte einen Log-in-Bildschirm. Sie sah auf die Innenseite ihres Arms: Die Informationen, die der Fuchs mit schwarzer Tinte auf ihre Haut geschrieben hatte, waren noch immer klar und deutlich zu erkennen. Es konnte auch nur Bären einfallen, ein Passwort mit zweiundzwanzig Stellen zu benutzen. Dee hatte zwar wirklich ein gutes Gedächtnis, aber für wahllose Ziffern und Buchstaben? Eher nicht.
Sie tippte hastig das Passwort ein, durchsuchte das System und wurde schneller fündig, als sie erwartet hatte. Doch je tiefer sie eintauchte und je genauer sie suchte, desto klarer wurde ihr, dass Blayne es – wie gewöhnlich – geschafft hatte, in noch größere Schwierigkeiten zu geraten. Mal ehrlich, wie hatte es dieser Pudel überhaupt geschafft, so lange zu überleben?
Dee wusste, dass die Gruppe schneller würde handeln müssen, als sie ursprünglich geplant hatte. Sie loggte sich aus dem Computer aus und machte ein paar Schritte zurück – direkt gegen eine ziemlich große Wand.
»Hast du gefunden, was du gesucht hast?«
Dee blickte über ihre Schulter und schaute nach oben. Weit nach oben.
»Das habe ich tatsächlich, ja.«
»Gut. Ich hoffe, es war die Sache wert.«
Als ihr Kopf gegen die Wand knallte, war Dee sich alles andere als sicher, ob sie das wirklich behaupten konnte.
Bo sah aus dem großen Panoramafenster im Büro des Chiefs, während sein Onkel und Adams über Blayne sprachen.
Er verstand es nicht. Hätte Adams noch vor drei Tagen einen solchen Anruf von den Bären aus Brooklyn erhalten, hätten sie Blayne mit allen einsatzbereiten Polizisten aus der Stadt gejagt, und das auch nur, wenn sie guter Stimmung gewesen wären. Aber jetzt? Tja, jetzt verhielten sich die Dinge wohl ein wenig anders.
»Sie meinten, die Van Holtz’ setzen alles daran, sie zurückzubekommen«, sagte Adams. »Und sie wollten die Leichen dieser Menschen sehen. Sie haben sogar einen Eisbären als Unterhändler geschickt.«
»Und?«
»Sie haben ihm gesagt, er soll sich verpissen.«
»Gut. Sie bekommen sie zurück, wenn sie bereit ist, zurückzugehen.«
Mit offenem Mund wunderte Bo sich einmal mehr, wie diese Frau das geschafft hatte – und dabei war sie erst seit drei Tagen hier!
»Sonst noch was?«, wollte Grigori wissen.
»Ja. Wir sind uns zwar sicher, dass es nur daran liegt, dass sie von Blayne angezogen werden, aber, äh … Bei mir sind in den letzten Tagen mehrere Beschwerden wegen dieser Streuner eingegangen, die sich in der ganzen Stadt tummeln. Sie wühlen im Müll und scheißen überall hin. Was willst du deswegen unternehmen?«
»Ben Chambers soll sie einfangen und einschläfern. Der städtische Etat gibt das her.«
»Okay. Ich rufe ihn an und …«
»Ihr wollt sie umbringen?«
Bo konnte förmlich spüren , wie die Bären hinter ihm zusammenzuckten, als sie Blaynes Stimme durch die offene Hintertür hörten. Er unterdrückte ein Grinsen und blickte über seine Schulter. Da stand sie in ihrem grau- und rosafarbenen winterlichen Joggingoutfit in der Tür, einer der »Streuner« geduldig an ihrer Seite. Zwei große braune Hundeaugen starrten die beiden Bären mit ihrem schönsten Hundeblick an.
»Ihr … ihr könnt sie nicht einfach umbringen.«
»Blayne …«, begann Grigori, und wie aufs Stichwort brach Blayne Thorpe in verzweifelte Tränen aus.
Dee löste sich von der Wand und wischte sich mit der Hand das Blut ab, das aus ihrem Mund und über ihr Kinn rann.
Sie wandte sich zu den vier Bären um, die hinter ihr standen.
»Hast du wirklich geglaubt, wir hätten nicht gewusst, dass du herkommst, du Hündin? Dass es sich nicht wie ein Lauffeuer unter den Füchsen ausbreiten würde, dass irgendeine Wölfin nach einem Weg sucht, hier einzubrechen, und dass diese Information nicht auch uns erreichen würde?«
»Aber danke für die Idee mit dem Evakostüm«, fügte ein anderer grinsend hinzu. »Das war amüsant.«
Die Bären fuhren ihre viel größeren Krallen aus, und Dee fragte: »Ist das alles? Ihr lasst mich noch nicht mal Sex anbieten, um mich freizukaufen und wieder lebend hier rauszukommen?«
Der Kerl, der sie gegen die Wand gedonnert hatte, schnaubte. »Süße, deine Schultern sind breiter als meine.« In diesem Punkt konnte sie dem Grizzly nicht widersprechen. »Außerdem haben wir deinen Alphas gesagt, dass sie sich aus der Sache raushalten sollen. Es ist Zeit, dass die Van Holtzs ihre Lektion lernen.«
Dee lächelte. »Oh,
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