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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihr Wärme. »Ich hab’s versucht, aber ich hatte Angst und war wütend. Er wußte es, deswegen hat er mich auch wieder geschlagen.« Sie barg ihr zerschundenes Gesicht an Gabes Hals. »Er hat so große Hände.«
    Die am liebsten Frauen berührten, dachte Gabe grimmig. »Dafür könnte ich ihn jetzt noch umbringen«, murmelte er. »Mit meinen eigenen Händen könnte ich ihn dafür erwürgen, daß er dich angerührt hat.«
    »Es ging nicht um mich.« Plötzlich verspürte sie eine bleierne Müdigkeit. »Sondern um dich. Er wollte dich treffen.«
    »Ich weiß.« Er küßte sie zart und drückte sie in die Kissen. »Es ist vorbei, Kelsey.«
    Sie schloß einen Augenblick die Augen. Der Schock hatte etwas nachgelassen, aber sie hatte große Schmerzen. »Dann kamst du.« Sie tastete nach seiner Hand und hielt sie ganz fest.
    »Zum Glück.« Er sah auf ihre Hände. »Es war wie Eingebung.«
    Kelsey schlug die Augen wieder auf, Panik stand darin. »Was ist mit Naomi?« fragte sie.
    »Es geht ihr gut. Aber wenn du allein gewesen wärst . . .« Bei dieser Vorstellung krampfte sich sein Magen schmerzhaft zusammen. »Kelsey, ich gebe dich frei!«
    »Frei?« Sie verstand ihn nicht.
    »Wenn ich fair wäre, würde ich mich von dir trennen.«
    »Trennen?« Die schweren Nebel hoben sich, und sie konnte ihn deutlich sehen. Sein Gesicht wirkte angespannt, und in seinen Augen las sie die widersprüchlichsten Gefühle. »Gabe.« Als wolle sie ihm Farbe in die Wangen reiben, so strich sie ihm über das Gesicht. »Nein, tu das nicht. Mir geht es jetzt wieder besser.«
    »Er hat dich ins Gesicht geschlagen, deine Kleider zerrissen und dir furchtbare Angst eingejagt.« Er schob ihre Hand fort und stand auf. »Er war mein Vater. Obwohl ich mein Leben lang versucht habe, mich von ihm zu befreien, bleibt er doch mein Vater. Das Blut zählt. Für mich ist in deinem Leben kein Platz, Kelsey. Ich tue dir nur einen großen Gefallen, wenn ich daraus verschwinde.«
    Mühsam richtete sich Kelsey auf. Die Schmerzen spürte sie im ganzen Körper. »Hab’ ich dich um einen Gefallen gebeten? sagte sie ungehalten und zuckte sofort zusammen, als ihre eigene Stimme in ihrem hämmernden Kopf widerhallte. »Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann hol mir ein Aspirin und spar dir deine großen Gesten.«
    Fast mußte er lächeln. »Ich versuche, mich edel zu verhalten.«
    »Das gelingt dir aber nicht besonders gut. Edelmut steht dir gar nicht. Ich mag dich lieber so, wie du bist.« Sie strich
ihr Haar zurück und musterte ihn: »Glaubst du wirklich, daß du dich einfach so davonmachen kannst, Slater? Wir haben eine Abmachung, und du wirst dich auch nicht davor drücken.«
    »Ich drücke mich nie.« Er setzte sich wieder auf die Bettkante und legte ihr zart die Hände auf die Schultern. »Und das ist mein letzter Versuch in Sachen Edelmut. Ich gebe einen schönen Helden ab. Ich hätte ihn töten sollen, Kelsey.«
    »Du konntest doch gar nicht wissen, daß er hierherkommen und was er anrichten würde. Trotzdem bist du gekommen.« Ihre Brauen zogen sich zusammen. »Warum eigentlich ?«
    »Das ist doch jetzt bedeutungslos. Aber ich hätte es tun müssen. Ich hätte ihn an Naomis Stelle umbringen müssen.«
    Kelsey machte sich los. Die Farbe wich wieder aus ihrem Gesicht. »Das hast du aber nicht«, sagte sie langsam, »und Naomi auch nicht. Ich habe deinen Vater getötet, Gabe.«
     
    Naomi saß in der Küche und nippte an einem Brandy. Das grelle Licht blendete sie, und ihre Hände zitterten.
    Aber damit konnte und würde sie fertigwerden.
    Nur ein einziger Gedanke beherrschte sie. Ihre Tochter lag oben, verletzt und verängstigt. Und die treue Gertie war von einem Krankenwagen abgeholt und ins Krankenhaus gebracht worden.
    »Er muß hier hereingekommen sein«, sagte sie. »Dann hat er Gertie niedergeschlagen. Sie wird doch wieder ganz gesund werden, oder?« Eine Sekunde lang versagte ihre Selbstkontrolle, und ihre Lippen bebten. »Sie ist so klein und hilflos.«
    »Sie hatte Glück, meinen die Ärzte.« Rossi sprach extra leise. Die Frau sah aus, als würde sie jeden Moment zusammenklappen. »Wir werden sie im Krankenhaus befragen, sobald sie vernehmungsfähig ist.«
    »Moses hätte sie begleiten sollen. Ich hätte dafür sorgen müssen.«
    »Er wollte Sie nicht allein lassen. Wir hatten genug Mühe, ihn hier fernzuhalten. Jetzt erzählen Sie mir bitte, was genau geschehen ist.«
    Naomi holte tief Atem und begann. »Er drang ins Haus ein, wie, weiß ich

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