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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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1. Kapitel -  Schock
    Helles Schimmern erfüllte die Luft, fast so greifbar wie Regen. Es strich über die Fenster, bildete bunte Lachen auf dem Blech geparkter Wagen, verlieh den Blättern der Bäume und dem Chrom des regen Verkehrs einen feuchten Glanz. Miniaturabbilder der kalifornischen Sonne glitzerten auf allen spiegelnden Flächen, und das Geschäftsviertel von Santa Ana war in das klare Licht eines Morgens im späten Juni getaucht. Als Rachael Leben das Bürogebäude verließ und auf den Bürgersteig trat, fühlte sich der Sonnenschein wie warmes Wasser auf ihren Armen an. Für einige Sekunden schloß sie die Augen und neigte den Kopf in den Nacken. »Du lächelst so, als seiest du überglücklich, als hätte dir nichts Besseres geschehen können«, sagte Eric mürrisch, als er Rachael nach draußen folgte und beobachtete, wie sie die Sommerwärme genoß.
    »Bitte«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. »Laß uns jetzt nicht streiten.« »Du hast mich dort drin zum Narren gemacht.« »Das ist doch Unsinn.« »Was, zum Teufel, willst du überhaupt beweisen?« Darauf gab sie keine Antwort. Rachael war entschlossen, sich von ihm nicht die Stimmung verderben zu lassen. Der Tag war viel zu schön. Sie drehte sich um und ging los. Eric trat vor sie und versperrte ihr den Weg. Für gewöhnlich blickten seine blaugrauen Augen kühl, doch jetzt loderte es geradezu in ihnen. »Sei doch nicht kindisch«, sagte Rachael. »Du gibst dich nicht damit zufrieden, mich einfach zu verlassen. Nein, du mußt der ganzen Welt zeigen, daß du weder mich brauchst noch das, was ich dir geben könnte.« »Nein, Eric. Es ist mir gleich, was die Welt von dir hält - so oder so.«
    »Du willst mich erniedrigen.«
    »Das ist nicht wahr, Eric.«
    »Doch«, beharrte er. »Und ob. Du hast mich gedemütigt, und jetzt triumphierst du.«
    Plötzlich sah ihn Rachael aus einer anderen Perspektive: Erics Selbstmitleid stand in einem auffallenden Kontrast zu ihrem bisherigen Bild von ihm. Sie hatte ihn immer für einen starken Mann gehalten, sowohl in körperlicher und emotionaler als auch in intellektueller Hinsicht. Darüber hinaus war er rechthaberisch, unnahbar und manchmal regelrecht kalt. Er konnte grausam sein. Aber während ihrer siebenjährigen Ehe hatte er nie schwach oder mitleiderregend gewirkt.
    »Du sprichst von Demütigung?« fragte Rachael überrascht. »Eric, ich habe dir einen enormen Gefallen getan. Jeder andere Mann würde eine Flasche Champagner kaufen, um zu feiern.«
    Sie kamen gerade aus dem Büro der Rechtsanwälte, die Eric vertraten, und die Problemlosigkeit der Scheidungsvorbereitungen hatte bis auf Rachael alle überrascht. Sie erstaunte sie, indem sie ohne einen eigenen Anwalt kam und auf die meisten der Rechte verzichtete, die ihr die kalifornischen Gesetze zugestanden. Als man ihr ein erstes Angebot machte, das ihr zu großzügig erschien, nannte sie einige Zahlen, die sie für angemessener hielt.
    »Champagner? Du wirst allen Leuten sagen, daß du dich mit zwölfeinhalb Millionen Dollar weniger begnügst, als dir eigentlich zustehen, um die Scheidung möglichst rasch durchzubringen und mich loszuwerden -und darüber soll ich auch noch froh sein? Lieber Himmel!«
    »Eric...«
    »Du konntest es gar nicht abwarten, mich loszuwerden. Hättest deinen rechten Arm dafür gegeben. Und jetzt erwartest du auch noch, daß ich meine eigene Demütigung feiere.«
    »Es ist eins meiner Prinzipien, nicht mehr zu nehmen, als...«
    »Du sprichst von Prinzipien? Meine Güte!«
    »Eric, du weißt doch, daß ich niemals...«
    »Alle Leute werden mit dem Finger auf mich zeigen und sagen: Der Kerl muß wirklich unerträglich gewesen sein, wenn seine Frau bereit ist, auf zwölfeinhalb Millionen Dollar zu verzichten, um sich von ihm zu trennen!«
    »Ich habe nicht die Absicht, irgend jemandem von unserer Übereinkunft zu erzählen«, erwiderte Rachael.
    »Natürlich nicht.« Eric lachte zynisch.
    »Wenn du glaubst, daß ich irgendwelche Gerüchte über dich in die Welt setze, kennst du mich noch weniger, als ich bisher dachte.«
    Der zwölf Jahre ältere Eric war fünfunddreißig und vier Millionen Dollar schwer gewesen, als Rachael ihn geheiratet hatte. Jetzt, sieben Jahre später, belief sich sein Vermögen auf mehr als dreißig Millionen, und nach dem kalifornischen Recht konnte sie bei der Scheidung Anspruch auf die Hälfte dessen erheben, was er während ihrer Ehe dazuverdient hatte: dreizehn Millionen. Statt dessen begnügte sie sich

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