SchattenHaut
eingedrungen. Gaga stand längst am Tor, als er den Wagen in der Garage geparkt hatte. Emil machte hinter seinem Zaun einen langen Hals und schlug mit den Flügeln. Er hatte sich einen ganz besonderen Begrüßungston angewöhnt. Man hätte das sanfte Gackern fast „Gurren“ nennen können.
Weil es mittlerweile dämmerte, war es wohl am besten, wenn er den Ganter gleich in den Stall brachte. Dann musste er später nicht noch einmal raus. Sobald die Sonne unterging, wurde es jetzt schon empfindlich kalt. Nachdem sich vorhin erste Wolken gezeigt hatten, sah es jetzt so aus, als ob es bald regnen würde.
„Komm, Emil, mein Guter. Willst du ein paar Körner? Put, put, put“, lockte er das Tier in den Stall, füllte Wasser nach und machte die Wärmelampe an. Dann kraulte er Emil zwischen den Flügeln und an der Brust. Er streckte sich vor Vergnügen.
Aus dem großen Sack füllte er mit einer Schütte das Körnergemisch in Emils Napf. Sofort ließ dessen Interesse an ihm nach. Hetzer lachte und sagte: „Da seid ihr alle gleich. Wenn es ums Fressen geht, bin ich abgeschrieben.“
Gaga wartete vor dem Stall. „Ja, du auch! Von wegen treue Seele. Alle korrupt.“
Mit diesen Worten ging er zufrieden schmunzelnd durch den Hauswirtschaftsraum ins Haus. Es waren eben Tiere und das sollten sie auch bleiben dürfen. Sein Magen sagte ihm, dass er auch essen wollte. Da fiel ihm der Topf wieder ein. Er vermutete, dass dessen Inhalt einmal Benno gehört hatte. Ein unteres, delikates Stück Benno. Gut, dass es heute kein Fleisch bei ihm gab. Wahrscheinlich würde er in den nächsten Tagen eher Fisch oder vegetarisch essen. Wenigstens bis er wusste, ob seine Vermutung richtig war. Nach einem Abend ohne besondere Vorkommnisse schlief Wolf friedlich ein. Dazu hatten auch das Nudelgericht und der Weißwein ihren Beitrag geleistet.
Mitten in der Nacht schreckte er plötzlich hoch. Er musste wieder geträumt haben. Aber das Einzige, woran er sich noch erinnerte, war ein riesengroßer, haarloser Säugling mit den Gesichtszügen eines alten Mannes. Etwas stimmte an dem Bild nicht. Doch er wusste nicht was, weil es längst verblasst war.
Unter dem Griff
Es war Seppi, der ihn schon früh am Morgen zu Hause anrief.
„Du, Hetzer, hör mal, dein Topf hat mir keine Ruhe gelassen. Ich konnte sowieso nicht schlafen. Da hab ich ihn mir mal vorgenommen.“
„Ja und?“
„Nix!“
„Wie, nix?“
„Ganz normales, vergammeltes Schweinegulasch mit ein paar Maden drin. In unterschiedlichen Lebensstadien. Es ist also schon länger her, dass das gekocht wurde. Der Topf ist nichts Besonderes. Billige Supermarktware. Da kommen wir nicht weiter. Aber eine Sache hab ich noch.“
„Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, Seppi. Das ist anstrengend. Das hast du schon immer so gemacht.“
„Macht ja auch Spaß. Also: Ich habe noch ein klein wenig DNA gefunden. Menschliche DNA.“
„Könnte die auch von mir sein?“
„Könnte schon, weil es männliche ist. Aber ist es nicht. Ich meine, deine ist es nicht. Die war natürlich auch vorhanden, aber ich habe unter dem Griff noch eine weitere gefunden und die könnte von diesem miserablen Koch stammen.“
„Sehr interessant. Aber jetzt sag mir mal, woher du weißt, dass das meine DNA ist, die da auch an dem Topf war.“
„Deine Nachbarin war so freundlich, mir deine Bürste zu bringen, zwecks Abgleich. Da waren übrigens auch weibliche Haare drin. Aber das geht mich ja nix an, wer deine Bürste so benutzt. Von einem anderen Mann habe ich jedenfalls keine Haare gefunden. Das spricht für die Dame oder dafür, dass du nicht homosexuell veranlagt bist.“
„Deine Schlussfolgerungen bezüglich meines Privatlebens sind sehr aufschlussreich. Mich interessiert aber mehr diese unbekannte, männliche DNA. Kannst du mir mehr sagen?“
„Ich kann dir noch sagen, dass es eher kein Schwarzer ist und dass es eher auch kein kaukasisch- oder asiatischstämmiger Mann ist. Das war es dann aber auch schon. Zu Haar- und Augenfarbe kann ich dir nichts sagen. Es gibt bestimmte ethnische Marker, die bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen vermehrt auftreten. Die habe ich hier aber nicht gefunden. Behinderungen aufgrund von Chromosomenveränderungen liegen auch nicht vor.“
„Dann suchen wir also eher einen gesunden Europäer? Na, davon gibt es ja nicht so viele.“ Hetzer war enttäuscht. Er hatte sich mehr erhofft. „Und der Abgleich mit der Kartei hat auch nichts
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