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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Raum heizte sich auf. Winger lag mit sich selbst im Streit. Sie konnte ihre Gedanken nicht gut verbergen. »Garrett … Ich muß nach draußen. Ich kann den Geruch nicht ertragen.« Es war ein bißchen unangenehm, aber sie brauchte eine Entschuldigung, weil sie vor der Versuchung ausbüchste. Wenn sie sich selbst widerstehen konnte, hielt sie auch ein Krematorium aus.
    Kurz darauf erklärte der Kobold, der Ofen sei fertig. Ich rang ein bißchen mit mir und schaffte es schließlich, meine finstere Seite lange genug niederzuhalten. Ich warf das Buch auf das Gestell, auf dem normalerweise Leichname liegen, drückte meine Nase an dem gläsernen Guckloch platt und sah zu.
    Carla Lindos Päckchen verbrannte schnell und enthüllte das Buch. Ich sah es zum ersten und letzten Mal. Es entsprach genau der Beschreibung: groß, dick und in Leder gebunden, das schnell verbrannte. Langsam rollten sich seine Messingseiten auf.
    Es muß Einbildung gewesen sein. Ich wüßte nicht, was sonst. Aber als diese Seiten vom Feuer verzehrt wurden, glaubte ich, leise, entfernte Schreie zu hören. Und sah wilde Schatten über die glühenden Kohlen huschen.
     
     

 
48. Kapitel
     
    Ich verließ das Krematorium. »Tja, das war das Ende …« Ein junges Pärchen warf dem Blödmann einen erstaunten Blick zu, der da mit sich selbst redete. Ich verstummte. Winger war weg. Ich wartete eine halbe Minute und sah vermutlich genauso blöd aus, wie ich mich fühlte.
    Dann zuckte ich mit den Schultern. Wahrscheinlich hatte sie reichlich damit zu tun, Kains Plunder unter die Leute zu bringen, solange die Ware noch gut war.
    Und jetzt?
    Das beste wäre, nach Hause zu gehen und Schlaf nachzuholen. Natürlich bestrafte ich mich, indem ich meine Belohnung noch ein wenig hinausschob. Ich ging zum Anwesen der Tates.
    Ich wollte nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen, um zu sehen, wie es Tinnie ging. Falls ich überhaupt den Tate am Eingang überreden konnte, mich einzulassen. Nach der letzten Nacht waren sie vielleicht noch unfreundlicher als bisher.
    Aber sie ließen mich hinein. Ich wurde zu Tinnie geführt. Es ging ihr besser, und sie war stinksauer. Ganz der alte, rothaarige Feuerkopf. Sie setzte ein großes, breites Lächeln auf und drohte, mich wieder zu besuchen, sobald ich mich etwas erholt hatte. »Du könntest dir mal eine Badewanne aus der Nähe ansehen, Bursche. Ich glaub, deine Flöhe sind alle tot und gammeln schon.«
    Ich gab ihr einen kurzen Kuß auf die Lippen, etwa zehn Minuten lang, als Anzahlung, dann ein Grinsen als Zinsen, und sagte: »Ich laufe die ganze Strecke. Laß mich nicht zu alt werden, bevor du …«
    »Du bist sowieso zu alt, aber ich mag dich trotzdem. Wahrscheinlich gebe ich einfach meinem tieferen Wesen nach … Du solltest lieber verschwinden, bevor Onkel Willard dich hier findet.«
    Ich verschwand. Ich lief zwar nicht nach Hause, aber ich verschwendete nicht viel Zeit. Die Leute berichteten mir später, ich hätte gesummt. Ich ging direkt ins Bett.
    Dort sollte ich bleiben und mich vom Joggen, von Rothaarigen und von allem anderen fernhalten. Wäre ich vernünftig genug, im Bett zu bleiben und mir die Decke über den Kopf zu ziehen, würde ich wenigstens nicht immer in solche verrückten Abenteuer stolpern.
     

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