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Schattentänzer

Schattentänzer

Titel: Schattentänzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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1. Kapitel
     
    Wow! Wieso gerate ich immer in solchen Schlamassel?
    Seit vier Wochen lag der Schnee so hoch, daß er einem ausgewachsenen Mammut bis zur Hüfte gereicht hätte. Dann schlug das Wetter um, es wurde warm, und die ganze Pracht schmolz schneller weg, als man ›Hüttenkoller‹ sagen konnte. Also joggte ich eine Runde, rannte Leute um, stieß überall gegen und fiel auf die Nase, weil die Mädels draußen herumlungerten und ihre hübschen Beine zeigten. Ich hatte seit dem ersten Schnee kein einziges Bein, geschweige denn zwei auf einmal gesehen.
    Garrett joggte? Ja. Einsfünfundachtzig und hundert Kilo in Bewegung. Ein Gedicht. Na gut. Vielleicht waren es nur Knittelverse, aber ich kriegte langsam den Dreh raus. In ein paar Wochen würde ich wieder der drahtige, gefährliche Kerl sein, der ich mit zwanzig als Mariner gewesen war. Sicher. Und Schweine flogen Loopings.
    Dreißig mag einem Fünfzigjährigen vielleicht nicht alt vorkommen, aber wenn man ein paar Jahre lang nur gefaulenzt hat, der Bauch immer mehr einem Rollbraten ähnelt, die Knie bei jeder Bewegung knacken, und man nach einer halben Treppe keucht und pustet wie ein Walroß, dann beschleicht einen das Gefühl, als habe man die Zwanziger übersprungen und das persönliche Verfallsdatum nähere sich mit Riesenschritten. Ich litt unter dem gräßlichen Drang, etwas dagegen tun zu müssen.
    Also joggte ich. Und bewunderte die Aussicht. Und keuchte und pustete und überlegte, ob ich die ganze Sache nicht lieber abblasen und mich statt dessen in die Klapsmühle des Aderlaß-Spitals einweisen lassen sollte. Viel Spaß machte es wirklich nicht.
    Eierkopf dagegen machte es richtig. Er saß vor meiner Tür auf den Stufen und stemmte mit einer Hand einen Bierkrug. Dean sorgte dafür, daß er immer voll war. Jedesmal, wenn ich vorbeitrampelte, verschaffte Eierkopf sich Bewegung, indem er so viele Finger hochhielt, wie ich Runden überstanden hatte, ohne vom Schlag getroffen worden zu sein.
    Die Leute schoben und verwünschten mich. Die Macunado Street quoll über von Zwergen und Gnomen, Riesen und Teufelchen, Elfen und was es sonst noch so gab, ganz zu schweigen von all den Menschen, die hier in der Gegend lebten. Nicht mal Tauben konnten hier in Ruhe herumflattern, weil ständig Feen und Nymphen über unseren Köpfen hin- und herschossen. Niemanden in TunFaire hielt es in seinen vier Wänden – abgesehen vom Toten Mann. Und der war zum ersten Mal seit Wochen aufgewacht und nahm indirekt an der allgemeinen Euphorie teil.
    Die ganze verdammte Stadt war aus dem Häuschen. Alle waren auf den Beinen. Selbst die Rattenmänner grinsten.
    Ich fegte mit Volldampf und wedelnden Armen um die Ecke Zauberzeile und hoffte, Eierkopf mit meinem Tempo zu überraschen. Vielleicht würde er sich zu meinen Gunsten bei den Runden verrechnen. Denkste. Immerhin: Ein wenig Glück hatte ich doch. Eierkopf hielt neun Finger hoch, was vermutlich mehr oder weniger stimmte. Dann winkte er und versuchte, meine Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken. Ich drehte ab, entschuldigte mich bei einem verträumten Liebespärchen, das ich fast umgerannt hätte, und sprang mit der Elastizität eines nassen Schwammes die Treppe hinauf. Von dort blickte ich über die Menge.
    »Was?«
    »Tinnie.«
    »Ja.« Tatsächlich. Mein Mädchen. Tinnie Täte, Beruf: Rothaarig. Sie war noch einen Block entfernt, trug ihr aufreizendes Sommerkleid, und überall, wo sie entlangging, blieben die Kerle stehen und rissen die Köpfe hoch. Sie war heißer als eine Feuersbrunst und zehnmal faszinierender. »Gegen so etwas sollte es ein Gesetz geben.«
    »Gibt es wahrscheinlich auch, aber wer denkt schon bei diesem Anblick an Paragraphen?«
    Ich warf Eierkopf einen erstaunten Blick zu. Diese Art von Humor war eigentlich nicht sein Stil.
    Tinnie war Anfang zwanzig und ziemlich klein. Aber sie hatte einladend ausladende Hüften über perfekten Beinen. Ihre Brüste hätten einen mausetoten Bischof vom Glauben abfallen lassen. Sie hatte eine wilde Mähne roter Locken, die der Wind spielerisch zerzauste. Dasselbe wollte ich in weniger als fünf Minuten auch tun, vorausgesetzt allerdings, ich konnte Eierkopf und Dean abschieben und den Toten Mann einschläfern.
    Sie sah, wie ich glotzte und sabberte und winkte mir zu. Jeder Mann in der Macunado Street haßte mich augenblicklich. Für solche Probleme hatte ich nur Verachtung übrig.
    »Ich weiß nicht, wie du das machst, Garrett«, bemerkte Eierkopf. »Ein häßlicher

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