Schicksalstage - Liebesnächte (German Edition)
Wort befolgt hatte. Sie war ein altmodischer Typ und in mancherlei Hinsicht so viktorianisch wie ihr Haus. Sie besaß nicht einmal ein Handy, sondern nur ein Festnetztelefon.
„Carly und Sophie sind Computerfreaks. Sie richten dir liebend gern eine Website ein und zeigen dir, wie du im Internet surfen kannst.“
Brad und seine Frau Meg, geborene McKettrick, hatten gleich nach ihrer Hochzeit Megs Halbschwester Carly adoptiert, die ihren dreijährigen Stiefbruder Mac vergötterte und sich auf Anhieb mit Sophie, Tanners vierzehnjähriger Tochter aus erster Ehe, angefreundet hatte.
„Das wäre nett. Aber du weißt ja, dass ich mit technischen Geräten auf Kriegsfuß stehe.“
„Ich weiß auch, dass du nicht dumm bist.“ Olivia schenkte Tee für beide ein.
Das Kätzchen hüpfte Ashley unverhofft auf den Schoß, erschreckte sie und brachte sie zum Lachen. Wie lange war es her, seit sie das letzte Mal richtig gelacht hatte? Auf jeden Fall zu lange, nach Olivias Gesichtsausdruck zu urteilen.
„Geht es dir wirklich gut?“
„Mir geht es blendend. Ich bin mit dem Mann meiner Träume verheiratet. Ich habe in Sophie eine reizende Stieftochter, einen Stall voller Pferde und eine gut gehende Tierarztpraxis.“ Sie runzelte die Stirn. „Da wir gerade von Männern reden …“
„Lieber nicht.“
„Hast du immer noch nichts von Jack gehört?“
„Nein. Und das kann mir nur recht sein.“
„Das nehme ich dir nicht ab. Ich könnte Tanner bitten, ihn anzurufen und …“
„Nein!“
„Schon gut. Du hast recht. Das wäre hinterlistig, und Tanner würde bestimmt nicht mitspielen.“
Ashley streichelte das Kätzchen, obwohl sie eigentlich nicht vorhatte, es ins Herz zu schließen. „Jack und ich hatten eine Affäre. Sie ist offensichtlich vorüber. Ende der Geschichte.“
„Vielleicht brauchst du Urlaub. Und einen neuen Mann in deinem Leben. Du könntest so eine Kreuzfahrt für Singles machen.“
„Oh, wie verlockend! Ich würde Männer kennenlernen, die doppelt so alt sind wie ich, dicke Goldketten und schlechte Toupets tragen. Oder Schlimmeres.“
„Was könnte denn noch schlimmer sein?“
„Kunsthaar aus der Spraydose.“
Olivia lachte.
„Außerdem will ich hier sein, wenn dein Baby kommt.“
„Aber du solltest mehr ausgehen.“
„Wohin denn? Zum Bingo im Gemeindesaal? Oder soll ich mich der Bowling-Seniorenmannschaft anschließen? Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: In Stone Creek geht nicht gerade die Post ab.“
„Da hast du allerdings recht.“ Olivia seufzte resigniert und sah auf die Uhr. „Ich treffe mich in zwanzig Minuten mit Tanner in der Klinik. Keine Panik, es ist nur eine Vorsorgeuntersuchung. Wollen wir beide danach zusammen essen?“
„Ich kann leider nicht. Ich muss einige Besorgungen erledigen.“ Das Kätzchen kletterte an Ashleys Hemd hinauf und kuschelte sich wieder in ihre Halsbeuge. „Du willst dieses Tier doch nicht wirklich bei mir abladen, oder?“
Lächelnd stand Olivia auf und trug ihre Tasse zur Spüle. „Gib Mrs Wiggins eine Chance. Wenn sie heute in einer Woche dein Herz noch nicht erobert hat, suche ich ihr ein anderes Zuhause.“ Sie nahm Big Johns schäbigen Mantel von der Hakenleiste neben der Hintertür, schlüpfte hinein und nahm ihre Tasche vom Küchenschrank. „Soll ich Sophie und Carly bitten, nach der Schule vorbeizukommen und nach deinem Computer zu sehen?“
„Warum nicht?“
„Abgemacht“, sagte Olivia, und damit verschwand sie zur Tür hinaus.
Ashley hielt sich das Kätzchen vor das Gesicht. „Du bleibst nicht hier.“
„Miau“, antwortete Mrs Wiggins kläglich.
„Na gut. Aber wenn ich auch nur einen einzigen Ziehfaden in meinen neuen Seidenbezügen entdecke …“
Der Helikopter neigte sich schwindelerregend zur Seite. Von einem Fieberschub geschüttelt, klammerte Jack McCall sich möglichst unauffällig an die Sitzkante.
Vince Griffin merkte es dennoch und verkündete: „Du gehörst ins Krankenhaus, nicht in irgendeine Pension am Ende der Welt.“
Seine Stimme klang blechern durch die Kopfhörer. Er war für Jack mehr als nur ein Pilot, der seit vielen Jahren in Jacks Security-Firma angestellt war. Er war vor allem ein guter Freund.
Jack hatte keine Ahnung, was ihm eigentlich fehlte. Er wusste nur, dass es nicht ansteckend war. Die Seuchenschutzbehörde hatte ihn lange genug in Quarantäne gesteckt, um das eindeutig abzuklären. Doch es lag immer noch keine genaue Diagnose vor, und somit gab es kein Heilmittel
Weitere Kostenlose Bücher