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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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Vietnam zustande gekommen ist. So geht das.
     
    Mein Vater ist vor nunmehr vielen Jahren gestorben — natürliche Ursache. So geht das. Er war ein liebenswerter Mensch. Er war auch ein Gewehrnarr.  Er hat mir seine Gewehre hinterlassen. Sie verrosten.
     
    Auf Tralfamadore, sagt Billy Pilgrim, besteht nicht viel Interesse an Jesus Christus. Für die tralfamadorianische Denkart ist die anziehendste irdische Gestalt, sagt er, Charles Darwin — der lehrte, daß diejenigen, die sterben, zum Sterben bestimmt sind, daß Leichen ein Fortschritt sind. So geht das.
     
    Derselbe allgemeine Gedanke taucht in dem Buch Die große Wandtafel von Kilgore Trout auf. Die Geschöpfe von der fliegenden Untertasse, die Trouts Helden gefangennehmen, fragen ihn nach Darwin. Sie fragen ihn auch nach Golf.

    Wenn das wahr ist, was Billy Pilgrim von den Tralfamadorianern gelernt hat, nämlich daß wir alle ewig leben werden, gleichviel wie tot wir manchmal zu sein scheinen, bin ich nicht übermäßig erfreut. Und doch — wenn ich die Ewigkeit damit verbringen werde, diesen oder jenen Augenblick erneut auszukosten, bin ich dankbar, daß so viele dieser Augenblicke schön sind.
    Einen der schönsten in letzter Zeit erlebte ich auf meiner Reise zurück nach Dresden mit meinem alten Kriegskameraden O'Hare.
    Wir nahmen das Flugzeug einer ungarischen Luftverkehrsgesellschaft von Ostberlin. Der Pilot hatte einen Schnurrbart wie eine Fahrradlenkstange. Er sah aus wie Adolph Menjou. Er rauchte eine Havannazigarre, während die Maschine aufgetankt wurde.  Als wir abflogen, war keine Rede von Anschnallen mit Sitzgurten.
    Als wir oben in der Luft waren, servierte uns ein junger Steward Roggenbrot, Salami, Butter, Käse und Weißwein. Das Klapptablett vor mir wollte sich nicht herausziehen lassen. Der Steward ging ins Cockpit, um ein Werkzeug zu holen, und kam mit einem Bierdosenöffner zurück. Er benutzte ihn, um das Tablett herauszustemmen.
    Es waren nur sechs andere Fluggäste da. Sie sprachen viele Sprachen. Sie verlebten auch eine nette Zeit. Ostdeutschland lag unter uns, und die Lichter brannten. Ich stellte mir vor, wie Bomben auf diese Lichter, diese Dörfer, Großstädte und Städte fielen.

    O'Hare und ich, wir hatten nie erwartet, einmal Geld zu verdienen — und da waren wir nun, äußerst gut gestellt.
    »Wenn du jemals in Cody, Wyoming, bist « , sagte ich lässig zu ihm, »dann frag einfach nach dem Wilden Bob. «
     
    O'Hare hatte ein kleines Notizbuch bei sich, und darin waren am Schluß Postgebühren und Luftlinienentfernungen, die Höhe von berühmten Bergen und andere wichtige Tatsachen des Lebens gedruckt.  Er suchte nach der Bevölkerung von Dresden, die nicht im Notizbuch stand, als er auf folgendes stieß, was er mir zu lesen gab:
    Im Durchschnitt werden jeden Tag 324 000 neue Kinder in die Welt gesetzt. Während des gleichen Tages verhungern durchschnittlich 10 000 Menschen oder sterben an Unterernährung. So geht das. Zusätzlich sterben 123 000 Personen aus anderen Gründen.
    So geht das. Damit bleibt an jedem Tag in der Welt ein Bevölkerungszuwachs von 189 000. Das Büro für Bevölkerungszuwachs sagt voraus, daß die Gesamtbevölkerung der Erde sich bis zum Jahre 2000 auf rund 7 000 000 000 verdoppeln wird. »Ich nehme an, sie werden alle ein menschenwürdiges Leben führen wollen « , sagte ich.
    »Das ist anzunehmen « , meinte O'Hare.

    Billy Pilgrim reiste inzwischen auch nach Dresden zurück, aber nicht in der Gegenwart. Er kehrte im Jahre 1945 dorthin zurück, zwei Tage nachdem die Stadt zerstört worden war. Nun ließen ihre Bewacher Billy und die übrigen in die Ruinen marschieren. Ich war dort. Auch O'Hare war dort.
    Wir hatten die zwei vorherigen Nächte im Stall des blinden Gastwirts verbracht. Die Behörden hatten uns dort gefunden. Sie sagten uns, was wir zu tun hatten.
    Wir sollten uns Pickel und Schaufeln, Brecheisen und Schubkarren von unseren Nachbarn ausleihen. Mit diesen Geräten sollten wir in den Ruinen hierhin und dorthin marschieren, bereit, an die Arbeit zugehen.
    An den Hauptstraßen, die in die Ruinenfelder führten, waren Barrikaden errichtet. Hier konnten die Deutschen nicht weiter.
    Es war ihnen nicht erlaubt, den Mond zu erforschen.

    Kriegsgefangene aus vieler Herren Ländern kamen an jenem Morgen an einem bestimmten Ort in Dresden zusammen. Eine Anordnung lautete, hier mit dem Graben nach Leichen zu beginnen. Also begann man zu graben.
    Billy fand sich mit einem Maori zum Graben

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