Schlaflos - Insomnia
Augenhöhe gehoben und betrachtete sie staunend.
Sie leuchtete und erstrahlte in Ralphs Aura.
Klotho: [Er ist da … da drinnen … wie wunderbar!]
Lachesis hob ebenfalls die rechte Hand. Sie sah, wie Klothos linke, aus, als hätte jemand einen blauen Handschuh über die sonst grün-goldene Aura gezogen.
Lachesis: [Ja. Er war ein wunderbarer Mann.]
Klotho: [Sollen wir ihn ihr geben?]
Lachesis: [Können wir das?]
Klotho: [Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.]
Sie näherten sich Lois. Jeder presste die Hand, die Ralph geschüttelt hatte, auf eine Seite von Lois’ Gesicht.
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»Mommy!«, rief Natalie Deepneau. In ihrer Aufregung fiel sie in die Sprache ihrer Babyzeit zurück. »Wer sind die tleinen Männer? Warum berühren sie Roliss?«
»Pst, Liebling«, sagte Helen und drückte Nats Kopf wieder an die Brust. Da waren keine Männer, weder klein
noch sonst wie, in der Nähe von Lois Roberts; sie kniete allein auf der Straße neben dem Mann, der ihrer Tochter das Leben gerettet hatte.
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Lois sah plötzlich mit großen und überraschten Augen auf und vergaß ihren Kummer, als ein wunderbares Gefühl von
(Licht blauem Licht)
Ruhe und Frieden über sie kam. Einen Augenblick war die Harris Avenue verschwunden. Sie befand sich an einem dunklen Ort, wo es süß nach Heu und Kühen roch, an einem dunklen Ort, den hundert gleißenden Lichtblitze teilten. Sie vergaß nie die stürmische Freude, die sie in diesem Augenblick erfüllte, noch die sichere Gewissheit, dass sie das Abbild eines Universums sah, das Ralph ihr zeigen wollte, eines Universums, wo blendendes Licht hinter der Dunkelheit herrschte … konnte sie es nicht durch die Ritzen sehen?
»Können Sie je mir verzeihen?«, schluchzte Pete. »O mein Gott, können Sie mir je verzeihen?«
»O ja, ich glaube schon«, sagte Lois ruhig.
Sie strich mit der Hand über Ralphs Gesicht, schloss ihm die Augen, und hielt seinen Kopf im Schoß, während sie auf das Eintreffen der Polizei wartete. Für Lois sah Ralph aus, als wäre er eingeschlafen. Und sie sah, dass die lange weiße Narbe an seinem rechten Unterarm verschwunden war.
10. September 1990 - 10. November 1993
Die Originalausgabe
INSOMNIA
erschien bei Viking, New York
Überarbeitete Ausgabe
Copyright © 1994 by Stephen King
Copyright © 1994, 2011 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Neubearbeitung: Corinna Wieja und Anja Heppelmann
Redaktion: Momo Evers
Satz: C. Schaber Datentechnik, Wels
eISBN 978-3-641-05393-2
www.heyne.de
www.randomhouse.de
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