Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
die
Schmetterlinge von merkwürdigen Geschehnissen, von mysteriösen Ereignissen, die
dem Lauf der Geschichte, dem Universum selber, ein unheimliches Gesicht
verliehen. Dort braute sich etwas zusammen, eine Macht, eine Stärke, die er in
seiner Chronik fühlen konnte. Dunkle Wolken am Horizont. Spürbar. Warum?
Weil
es von der ewigen Geschichte der Planeten so sehr abwich, dass alleine diese
Abgrenzung davon zeugte, dass etwas beabsichtigte, seinen Fuß in diese Realität
zu stellen, vor dem sich die Menschen, die Ritter, die Schmetterlinge und alle
anderen Lebewesen noch mehr fürchten mussten als vor dem, was sich bisher als
böse offenbart hatte.
Aber
so lange es nur ein Bauchgefühl war, so lange er es nicht beweisen konnte, so
lange wollte er niemanden warnen.
Real
war allerdings der Fakt, dass ER, der Geheimnisvolle, wieder erschienen war.
Und
seine erneute Ankunft war der beste Beweis, dass es um das Universum noch
schlimmer stand, als es sich die Menschen in ihren kühnsten Träumen vorstellen
konnten.
Das
ließ ihn zittern. Stephanus spürte die Schweißtropfen, die sich bei diesen Gedanken
auf seiner Stirn bildeten. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken herunter.
ER
würde wissen, was zu tun sei. Wenn nicht, dann war alle Hoffnung verloren.
ER
war garantiert auch der Grund, warum die Gilde der Chronisten ihn wegen seines
Eingriffes in den Lauf der Dinge nicht gemaßregelt hatte.
Stephanus
stöhnte einmal auf… und gab sich geschlagen – das war alles zu groß, zu überdimensional für einen einfachen
Chronisten.
Es
lag nicht in seiner Hand. Er war selber nur ein Rädchen, ein Puzzleteil eines
großen Ganzen. So wie die Schmetterlinge, die er liebte.
Plötzlich
wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
Das
Knirschen in der Steinhalle vor ihm, die tuschelnde Plapperei, das süße Gezänk
verrieten es ihm sofort: Es ging wieder los.
Sie
waren wieder da.
Ein
Schmetterling nach dem anderen materialisierte sich.
Sie
lächelten ihn an.
Seine
Chronik würde sich heute wieder füllen.
Auch
wenn nichts so schien, wie es war.
Die
dunkle Reise konnte beginnen…
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6. Prolog
» I ch
liebe dich für immer, mein blonder Engel«, flüsterte der Mann und gab Nela
einen Kuss in der Dunkelheit auf die Stirn. Dunkelheit. Rauchschwaden standen
in der Luft und kündeten von der Apokalypse dort draußen. Immer wieder
schwankte der Boden wegen der Einschläge: Krieg. Das Zittern hatten Lebewesen
und Planet gleich. Tränen kullerten dem Mann über das verschmutzte Gesicht, ein
Messer hielt er fest umklammert in seiner Hand. Wie ein in die Enge getriebenes
Tier würde er jeden zerfleischen – doch er musste weg. Hilfe holen. Sonst starb
der letzte Funke Zukunft in diesem Chaos. Die Schwangere hatte eine klaffende
Wunde an der Schulter. Sie blutete stark. Nun lag sie hechelnd auf dem Boden.
Die grauen Backsteinwände zeigten Risse, der Tisch stand mit Büchern gestützt
in der Mitte. Dies war das Wohnzimmer. Das Licht war aus und durch die gebrochenen
Glasscheiben fiel mattes Licht herein. Karg war der beste Ausdruck für die
Einrichtung. Geld hatten sie bedingt viel gehabt, wie alle hier auf dem
Planeten. Sie waren gerade erst umgezogen, wollten sich hier ihr Nest bauen.
Mit bunten Kinderzimmern voll Liebe, fröhlichem Lachen. Jungs und Mädels, ein
ganzer Lebensstall – das war der Traum.
»Öhhh«,
stöhnte sie aus und durchdrang mit ihren Lauten seine Sekundenabwesenheit.
Panik
ergriff seinen Verstand, er musste Hilfe holen. Nur wo? Die Heiler kümmerten
sich um die Soldaten. Vielleicht waren ja einige auch in der Nachbarschaft bei
den Bürgern? Mutter Flora kannte sich auch gut aus.
Ja,
er musste zu ihrem Haus. Mutter Flora war eigenbrötlerisch, aber wissend.
Einige nannten sie Hexe, andere Zauberin. Wieder andere kamen auch gut mit ihr
aus und meinten, sie wäre ein ganz normaler Mensch. Man munkelte, sie
unterhalte sich mit Tieren. Und es stimmte auch. Fuchs, Reh, Klotaries, Grabies
und sogar Schmetterlinge fühlten sich bei ihr wohl. Einige schienen sogar in
ihrem Haus zu wohnen. Vielleicht einer der Gründe, warum sie auf Mitmenschen in
der Abgeschiedenheit des Waldes verzichtete. Sie hatte für den Rest nicht viel
übrig. Kinder mochten sie und sie sie ebenfalls. Aber Erwachsene waren ihr
suspekt. Sie fand, sie seien verschlagen. Er beugte sich runter und gab Nela
einen Kuss auf die Stirn. Ihr Gesicht wirkte älter, als sie war.
»Ich
werde
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