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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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ergab nach und nach Sinn. Sie hatte mit einem Ast nach Bernd geschlagen, ohnmächtig vor Zorn, weil er sich weigerte, das zu sagen, was sie hören wollte. Sie hatte ihn unglücklich erwischt, war dann, als er vor ihr lag, in Panik weggelaufen.
    Unterkühlung, Verbluten, vielleicht war sein Gehirn aufgrund des Schlags angeschwollen. Maxi kannte das Ergebnis der Obduktion nicht.
    Sie hatte versucht, sich auf diese Dinge zu konzentrieren. Mord. Totschlag. Körperverletzung mit Todesfolge. Wichtige juristische Fragen. Das, was unter normalen Umständen für sie von Interesse gewesen wäre. Aber die Umstände waren nicht normal, und juristische Kategorien schienen völlig irrelevant neben dem anderen Satz, den Elsa immer wieder gesagt hatte. Ich habe das für dich getan. Sie hatte Maxi dabei angesehen. Sie hatte dabei gelächelt.
    Maxi würde dafür sorgen, dass sich ein guter Anwalt um die Sache kümmerte. So es je zu einem Prozess käme.
    Das war nicht wahrscheinlich. Elsas Zustand hatte sich nicht stabilisiert, sondern so weit verschlechtert, dass die Ärzte sich entschlossen hatten, sie in das künstliche Koma zu versetzen, um ihrem schwer verbrannten Körper die nötige Ruhe zu geben. Es war fraglich, ob sie sich jemals erholen würde.
    Maxi blieb nur, an ihrem Bett zu sitzen. Sie hat das für mich getan . Immer wieder schlich sich dieser Gedanke in ihren Kopf, glitt durch ihren Verstand wie eine giftige Schlange. Sie traf keine Schuld, das wusste sie. Aber Wissen und Empfinden waren zwei unterschiedliche Dinge.
    Sie erhob sich, verließ den Raum. Sie nickte dem Polizisten, der dort saß, freundlich zu. Es war ein bisschen lächerlich, dass er hier saß. Elsa würde nirgendwo hingehen. Nicht einmal wenn sie könnte.
    In den wachen Momenten war Elsa sich keiner Schuld bewusst gewesen. Ihr Universum und die Realität hatten jeden Kontakt verloren. Krank, dachte Maxi wieder.
    Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war Zeit, in die Kanzlei zu fahren. Es gab viel zu klären mit den Kollegen. Sie würden es verstehen. Sie würden so tun, als bedauerten sie den Entschluss. Aber heimlich wären sie erleichtert. Sie war eine gute Anwältin, fachlich würde sie fehlen. Aber an ihr klebte jetzt etwas, etwas Ekelhaftes und Schreckliches. Das tat niemandem gut in der Branche.
    Man würde sie ziehen lassen, würde sein Bedauern ausdrücken. Und Verständnis.
    Anders als ihr Vater. Mit ihm hatte sie schon gesprochen. Sie hatte mit einem Tobsuchtsanfall gerechnet, als sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie die Firma nun doch nicht verkaufen würde. Sie würde sie Norbert Reuter überschreiben. Nicht schenken. Das war kein Geschenk. Es war der Versuch, sich freizukaufen von einer Vergangenheit, mit der sie abschließen musste. Das gutzumachen, was schlecht geworden war durch ihre Schuld.
    Er hatte nicht getobt. Er hatte nicht gestritten. Er schien einfach einzufrieren. Musterte sie und schwieg. Sagte irgendwann, dass es dann ja nichts mehr zu besprechen gebe. Die Art, wie er sie angesehen hatte, bevor er ging, hatte wehgetan.
    Er würde sich beruhigen, sagte sie sich. Aber sie wusste nicht, ob das stimmte und ob sie das wirklich hoffte. Sie wusste, dass er sie liebte. Er war ihr Vater. Aber möglicherweise reichte das nicht aus.
    All das spielte keine Rolle, wenn man keine Wahl hatte. Sie musste weg. Weg von Elsa, weg von Dieter. Weg von Bindungen und Erwartungen, von Schuld und Scham und dem, was auf diesem Nährboden zu wachsen vermochte.
    Ihr war klar, dass sie nicht vor sich selbst weglaufen konnte. Sie wusste nicht, ob sie es woanders gut machen würde. Aber sie würde es besser machen, das stand fest.
    Mit einer für seinen Körperbau erstaunlichen Eleganz sprang Louis hoch und fing die Frisbeescheibe mit dem Maul, ehe sie den Boden berührte. Er brachte sie zu Britta, ließ sich mit sichtlichem Stolz von ihr loben und wackelte vor Begeisterung mit dem Hinterteil und dem kaum vorhandenen Schwanz, als sie erneut zum Wurf ausholte.
    »Louis, mein Kleiner«, flötete Stefanie. Sie war aus dem Gärtnerhaus getreten, trug eine Schüssel in der Hand. »Schau mal, was ich für meinen Helden habe!«
    Louis, der das Frisbee gerade erwischt hatte, stand eine Sekunde wie erstarrt. Sein Blick wanderte zwischen dem, was in Stefanies Hand so verheißungsvoll duftete, und Britta hin und her. Er schien kurz nachzudenken, lief dann in Stefanies Richtung. Britta räusperte sich, tief und knurrend. Louis hielt inne, schien kurz zu seufzen, drehte sich

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