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Schnee an der Riviera

Schnee an der Riviera

Titel: Schnee an der Riviera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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aufgemacht. Wechsel dich mit Fernanda ab, und macht weiter wie bisher.«
    »In Ordnung, Dotto’.« Der Polizist lächelte sie an. Je länger er die Kommissarin kannte, desto besser gefiel sie ihm.
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    1 (siz.) die Kleinen, bezeichnet auch jugendliche Mafia-Handlanger

DRITTER TAG
Nachmittag
     
    Um drei Uhr erwartete Nelly Monica in ihrem Büro. Sie kam pünktlich, strahlend und anmutig wie immer, ganz in Himmelblau und umgeben von der für sie typischen Aura der Unberührbarkeit. Nelly hatte Angst um sie. In dieser kurzen Zeit hatte sie einfach zu viele Leichen von jungen Leuten gesehen, die sie kannte. Valeria kam herein, um Monicas Aussage aufzunehmen. Das Mädchen würdigte sie keines Blickes.
    »Setz dich, Monica. Ich hatte eigentlich auch mit deiner Mutter gerechnet.«
    »Ich bin inzwischen volljährig. Sie wartet unten auf mich. Sie vertraut mir. Papa wollte schon seinen Anwalt mitschicken, aber ich hab ihm gesagt, dass das vorerst nicht in die Tüte kommt. Er wartet unten mit Mama.«
    Auf dem »vorerst« lag eine unmissverständliche Betonung.
    »Na schön, Monica. Sie vertrauen dir. Und du, vertraust du mir?«
    »Ja«, entgegnete sie ehrlich.
    »Habib ist tot, Monica. Er ist ermordet worden.«
    Sie sah Monica eindringlich an, um irgendeine Gefühlsregung zu erhaschen, Schmerz, Angst, Überraschung. Doch das Mädchen blieb reglos. Nicht das kleinste Blinzeln. Ihre Selbstbeherrschung war überwältigend.
    »Ich weiß, dass er wahrscheinlich, wenn auch möglicherweise nicht in letzter Zeit, dein Freund war. Ist dir sein Tod denn völlig egal?«
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass er ’ne arme Sau war. Früher oder später geht’s Leuten wie ihm an den Kragen. Er hat sich wohl für zu clever gehalten.«
    »Und du? Glaubst du, du bist cleverer als er?«
    »Was hab ich denn mit seinen Problemen zu tun?«
    »Eine ganze Menge, Monica. Ich glaube nämlich, dass du Franci gebeten hast, die Polizisten irgendwie abzulenken, durch Wegrennen zum Beispiel – der Unfall mit der Galli war nicht vorgesehen, aber er kam gut zupass –, weil du etwas zu verstecken hattest. Und dieses Etwas hast du verschwinden lassen, indem du im allgemeinen Durcheinander mit Miriam in den Krankenwagen gestiegen bist. Was ist es, Monica? Drogen? Es hat zuerst Franci und dann Habib das Leben gekostet. Wenn die Dinge so liegen, wie ich denke, schwebst du in Lebensgefahr.«
    »Du bist wirklich eine super Polizistin«, sagte das Mädchen freundlich und ohne eine Spur von Ironie. »Was für eine Phantasie du hast, Wahnsinnsstory, die du dir da ausdenkst, aber bei mir zieht das nicht. Ihr steckt fest, ihr tappt völlig im Dunkeln und versucht es mit allen Mitteln, aber ich hab nichts damit zu tun, ich weiß überhaupt nichts von dieser üblen Geschichte. Hast du vergessen, dass Franci von einem deiner Polizisten umgebracht wurde, angeblich aus Versehen? Und was Habib angeht, wer weiß, in was für Schlamassel sich Schulschwänzer wie der reinreiten. Und weil ich nun mal nichts weiß, gibt’s auch keinen Grund, weshalb ich in Gefahr sein sollte. Darf ich jetzt gehen, wenn du sonst keine Fragen mehr hast?«
    »Du hast es aber eilig, Monica! Es gibt noch eine Neuigkeit, die dich vielleicht interessieren könnte, eine, die Francesco Bagnasco betrifft: Er wurde nicht aus Versehen von dem Beamten Mandelli erschossen. Der Schuss kam von woanders und aus einer anderen Waffe. Das war kein Unfall. Es war eine Hinrichtung.«
    Diesmal ging der Treffer ins Schwarze. Verblüffung und Angst glimmten in Monicas Blick auf, ein kaum wahrnehmbares Flackern, ihr Botticelli-Gesicht wurde noch eine Spur blasser und ihre Lippen zitterten.
    »Wie kann das denn sein? Ich glaub’s einfach nicht, das ist ja krass ...«, flüsterte sie, riss sich aber sofort wieder zusammen, was sie jedoch ganz offensichtlich Mühe kostete.
    »Was du mir gerade gesagt hast, klingt zwar total abwegig, aber selbst dafür gibt’s bestimmt irgendeine Erklärung, und du wirst sie finden. Ist schließlich dein Job, nicht? Aber jetzt würde ich gern zu meiner Mutter gehen, wenn ich darf. Wie gesagt, die wartet unten mit Rechtsanwalt Nencioni. Ich konnte sie zwar überzeugen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann, aber wenn ich zu lange wegbleibe, reitet sie hier vielleicht mit der Kavallerie ein, um mich zu retten.«
    Ihr Ton war jetzt aggressiv, fast drohend. Sie ähnelte ihrer Vorfahrin Caterina auf dem Gemälde mehr denn je. Sie war gereizt, genervt, mit den Gedanken schon woanders.

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