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Schneemann

Schneemann

Titel: Schneemann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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an Oleg denken. Schließlich ging es ja in erster Linie um ihn.”
    “Ich verstehe”, sagte Harry. “Ich verstehe das alles.”
    “Nein”, widersprach sie. “Du verstehst nicht, warum ich dir das nicht eher erzählt habe. Dir gegenüber hätte ich keine Rücksichten zu nehmen brauchen. Du musst doch glauben, dass ich mich als besserer Mensch darstellen wollte, als ich es wirklich war.”
    “Das glaube ich nicht”, meinte Harry. “Ich glaube nicht, dass du ein besserer Mensch bist, als du es bist.”
    Sie neigte den Kopf zur Seite, so dass er seine Schulter berührte. “Glaubst du, es stimmt, was man über Schwäne sagt?”, fragte sie. “Dass die sich treu sind bis zum Tod?”
    “Ich glaube, dass sie an den Versprechen festhalten, die sie sich gegeben haben”, antwortete Harry.
    “Und was für Versprechen geben sich Schwäne?” “Keine, nehme ich an.”
    “Dann redest du jetzt von dir selbst? Ich mochte dich eigentlich lieber, als du Versprechen gegeben und dann gebrochen hast.” “Willst du noch mehr Versprechen von mir?”
    Sie schüttelte den Kopf.
    Als sie weitergingen, hakte sie sich bei ihm ein.
    “Ich wünschte, wir könnten noch einmal von vorn anfangen”, seufzte sie. “So tun, als wäre nichts geschehen.” “Ich weiß.”
    “Aber du weißt auch, dass das nicht geht.”
    Harry hörte, wie sie versuchte, es wie eine Feststellung klingen zu lassen. Aber mit einem winzigen Fragezeichen am Ende.
    “Ich denke darüber nach, vielleicht von hier wegzugehen”, verkündete er.
    “Ach ja? Wohin denn?”
    “Ich weiß nicht. Such nicht nach mir. Besonders nicht in Nordafrika.”
    “Nordafrika?”
    “Das ist eine Marty-Feldman-Replik aus einem Film. Er will abhauen, gleichzeitig aber auch gefunden werden.”
    “Ich verstehe.”
    Ein Schatten huschte über sie und glitt weiter über den graugelben Waldboden. Sie blickten auf. Es war einer der Schwäne. “Wie ging das in dem Film aus?”, wollte Rakel wissen. “Haben sie sich gefunden?” “Natürlich. “
    “Wann kommst du zurück?”
    “Nie”, sagte Harry. “Ich komme nie mehr zurück.”
    In einem kalten Keller in einem Haus in Toyen standen zwei besorgte Repräsentanten der Wohnungsbaugenossenschaft und starrten einen Mann in einem Overall an, der eine Brille mit außergewöhnlich dicken Brillengläsern trug. Sein Atem zeichnete sich wie weißer Kalkstaub vor seinem Mund ab, während er redete:
    “Das ist ja das Besondere an Schimmel. Man sieht nicht, dass er da ist.”
    Er machte eine Pause. Legte den Mittelfinger auf die Haarsträhne, die auf seiner Stirn klebte.
    “Ist er aber.”

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