Schreckensgalerie (Patricia Vanhelsing, die Jägerin der Nacht) (German Edition)
einfach, in London auf die Schnelle eine Wohnung zu bekommen. Zumindest wenn sie für einen Fotographen des LONDON EXPRESS NEWS bezahlbar sein sollte.
Mr. Swann bot Jim seinen alten Job wieder an und dazu sagte Jim nicht nein. Er war ein Anderer geworden, seit er aus dem Jenseits zurückgekehrt war. Ernster, besonnener und im ganzen irgendwie erwachsener . Seinen Humor und seine unkonventionelle Art hatte er nicht verloren, aber es war etwas Neues hinzugetreten. Etwas, das es zuvor im Charakter des Jim Field in dieser Form nicht gegeben hatte. Eine Art innerer Reife, die ihn abgeklärter als früher erscheinen ließ.
Michael T. Swann bohrte noch eine Weile nach und versuchte immer wieder herauszukitzeln, wo Jim in der Zeit seiner Abwesenheit wohl gewesen sei.
Aber Jim schwieg eisern.
Er hatte einen guten Grund dazu. Denn wer mit einem so außergewöhnlichen Erlebnis, wie Jim es zweifellos hinter sich hatte, an die Öffentlichkeit geht, der riskiert viel. Ich selbst hatte darum meine übersinnliche Begabung so weit wie möglich verschwiegen.
Die Umstände, unter denen das Brennan-Haus schließlich abgebrannt und die beide parapsychisch begabten Geschwister ums Leben gekommen waren, machten noch eine ganze Weile Schlagzeilen. Soweit es dabei um unabweisbare Fakten ging, ließ ich diese in meine Artikel einfließen. Der Großteil dessen, was wir erfahren hatten, behielten wir jedoch für uns oder kleideten es in die Form offener Spekulationen.
Die Brennan-Villa wurde von den Behörden genauestens untersucht.
Man fand die verkohlten Skelette einiger bislang unbekannter Spezies - aber keine sterblichen Überreste, die bestätigt hätten, das Rovenna und Allan Brennan in den Flammen verbrannt waren.
Tage nach dem Brand fuhren Tom und ich noch einmal zu der ausgebrannten Ruine, die sich rußgeschwärzt aus dem grauen Bodennebel erhob. Tom legte den Arm um meine Schultern. Ein leichtes Schauern überkam mich beim Anblick der Ruine. Die furchtbare Gefahr, die von den Dämonenbildern ausgegangen war, bestand nicht mehr.
"Manchmal mache ich mir Vorwürfe", meinte ich leise.
Tom sah mich an und hob die Augenbrauen.
"In wie fern?"
"Rovenna..."
"Wir konnten ihr nicht helfen, Patti."
"Vielleicht doch."
"Patti, diese Gedanken führen zu nichts!"
"Ich hatte das Buch in den Händen, Tom! Das LIBRUM
HEXAVIRATUM! Vielleicht hätte ich mit seiner Hilfe..."
"Nein", unterbrach Tom mich. "Rovenna hat es nicht gewollt.
Oder welche Erklärung hast du dafür, daß das Buch plötzlich ohne jeden erkennbaren natürlichen Grund Feuer fing?"
Ich atmete tief durch.
"Du hast recht", flüsterte ich. "Ich hoffe für sie, daß sie jetzt ihren Frieden gefunden hat. Ebenso wie Allan..."
Ich schmiegte mich gegen Tom, schlang die Arme um seine Taille und preßte mich an ihn. Es war ein eiskalter, nebliger Tag. Aber ich fühlte mich warm und geborgen bei dem Mann, den ich liebte.
"Patti", flüsterte er.
"Ja?"
"Ich möchte, daß wir uns zusammen eine Wohnung suchen.
Meine Wohnung ist zu klein, als daß du auch deine Sachen darin unterbringen könntest. Und so sympathisch mir deine Großtante auch ist - ich möchte eigentlich nicht zu einem Teil ihrer bizarren Sammlung werden..."
Wir sahen uns an.
"Ja, ich verstehe schon, was du meinst."
"Möchtest du das auch?"
Ein dicker Kloß stecke mir im Hals und ich war einen Moment lang unfähig, auch nur einen einzigen Ton herauszubringen.
Ich nickte.
"Ja", brachte ich dann endlich heraus. "Ich möchte das auch. Und ich denke auch nicht erst seit heute darüber nach..."
Unsere Lippen fanden sich zu einem Kuß voll inniger Leidenschaft. Ein Augenblick des Glücks, in dem ich mir wünschte, daß die Zeit stillstand.
ENDE
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