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Schuhwechsel

Schuhwechsel

Titel: Schuhwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut und versuchen uns zu unterhalten. Leider spreche ich kein Französisch und sie nur sehr gebrochen Englisch.
    Sie ist vor 2 Monaten in Le Puy gestartet, wo immer das auch sein mag und seit über 1000 km unterwegs. Ich wiederhole in Worten: Seit ü b e r tausend Kilometern! Zu Fuß!
    „Bist du ganz alleine auf dem Weg?“, fragt sie mich, „ist das kein Problem?“
    „Nein“, antworte ich, „überhaupt kein Problem“, (bin ja erst seit 3 Tagen unterwegs)
    Dann erzählt sie mir in brüchigem Englisch und mit Händen und Füßen, dass der Mann, dem sie sich angeschlossen habe, ihr eigentlich viel zu schnell gehe, sie sich aber nicht traut, alleine weiter zu gehen. Deshalb passe sie sich an, obwohl ihre Füße das nicht gut vertragen würden. Eigentlich tue ihr alles weh. Die Knie, die Hüfte, die Schultern…“, und sie lächelt gequält.
    Sie beginnt ihre Schuhe auszuziehen. Solch ein Gedankengut liegt nun gar nicht in den Möglichkeiten meiner Vorstellung. Mit einem Menschen zu gehen und mich ihm anzupassen, obwohl mir ganz klar ist, dass er mir nicht gut tut? Käme mir niemals in den Sinn und wieder einmal bin ich froh, dass ich alleine pilgern kann.
    Als Chantal ihre Füße aus den Schuhen pellt, kommen mir fast die Tränen. Blutunterlaufene Fußnägel, Blasen in allen Stadien und offenes Fleisch sind über ihre beiden Füße verteilt. Auf den Fußrücken hat sie wundgescheuerte Stellen und sogar blaue Flecken!
    Was muss diese Frau für Schmerzen ertragen, nur damit sie nicht alleine gehen muss? Die Haut sieht schlimm aus, aber ich glaube die Fußknochen innen drin tun nicht weniger weh.
    Sie cremt ihre Füße ausgiebig ein um Infektionen zu verhindern und die Schmerzen zu lindern.
    Mensch Mädel, was kann einem schlimmeres auf dem Weg passieren, als mit solchen Füßen, jeden Tag gehen zu müssen? Da wäre ja ein Überfall schon fast harmlos dagegen, falls du dich davor fürchtest, denn der ist schneller vorbei, als diese Tortour.
    Warum auch immer ich auf diesem Weg gelandet bin, Chantal ist hier, um sich aus Abhängigkeiten zu befreien und alleine ihren Weg zu gehen.
    Daran habe ich keine Zweifel mehr.
    Gerade als ich ins Dorf gehen will um etwas zu essen, kommt die Seniorengruppe vom Vormittag eingelaufen. „Oh je“, denke ich, „nicht auch das noch.“
    Wie gesagt, kennen tu´ ich diese Menschen nicht, aber ein heftiges Urteil fällen kann ich trotzdem.
    Ich verschiebe meinen Gang ins Dorf auf später, setze mich wieder auf die Stufe der Arena und beobachte belustigt diese älteren Herrschaften. Die große, Lange mit dem knallorangenen Lippenstift heißt Karin und hat das Kommando. Sie brüllt quer über den ganzen Kirchplatz, dass jetzt die Wäsche gewaschen werden würde und mal bitte alle ihre Schmutzwäsche zur Waschmaschine bringen möchten.
    Wenige Minuten spätern wackeln drei der Damen in Unterwäsche und im Gänsemarsch über den Kirchplatz. In den Händen tragen sie brav ihre Schmutzwäsche. Nicht lange danach kommt der Herr, er heißt Heinz, ebenfalls in Unterwäsche an mir vorbei geschlurft. Ich muss dringend woanders hinschauen, denn das sieht so ulkig aus, dass ich mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen kann.
    Die älteren Herrschaften hören vermutlich nicht mehr so gut, denn sie brüllen laut und gerne auch quer über den ganzen Kirchplatz. Diese Vorstellung ist so grotesk und lustig, das ist besser als jede Comedyshow, die ich kenne.
    „Musst du denn immer so herumbrüllen“, schreit Kommando-Karin die Dame mit der Brille an.
    „Tut mir Leid, ich habe so ein lautes Organ“, schreit sie zurück.
    Als nächstes brüllt Karin die Gemeinschaft zur Gymnastik zusammen. Ein paar kommen, um sich nach Karins Anweisungen im Kirchhof zu dehnen. Eigentlich rudern sie nur mit den Armen, aber irgendwie muss die überschüssige Energie ja raus. So scheint es mir zumindest.
    Dann beginnt Karin ihre Wanderschuhe zu bürsten. Sie hat tatsächlich eine Schuhputzbürste dabei, die sie den ganzen Weg mit sich herumträgt.
    Also ich habe ja an Vieles gedacht, was man so auf dem Weg brauchen könnte, aber auf eine Schuhputzbürste wäre ich im Leben nie gekommen.
    Sie brüllt zum nächsten Appell: „Wer seine Wanderschuhe bürsten möchte, soll bitte herkommen, ich habe hier die Bürste.“
    Das Interesse an gebürsteten Schuhen scheint sich in Grenzen zu halten, denn die Resonanz ihrer Mitpilger darauf ist gleich Null.
    Jetzt kommt die Dame mit der dicken Brille

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