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Schwaben-Sumpf

Schwaben-Sumpf

Titel: Schwaben-Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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natürlich.«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Sie sind weg!«
    »Sie wollen mich wohl verarschen, was?«
    Noller drehte sich zur Seite, rief nach seiner Frau. »Isioma, hast du die Autoschlüssel?«
    Sie trat in die Diele, schaute ihn ratlos an. »Hängen sie nicht hinter der Tür?«
    Der Mann schüttelte den Kopf, verschwand in einem zur Straße ausgerichteten Zimmer. »Verdammt, der Wagen ist weg!«
    Felsentretter schob die Tür vollends auf, betrat die Wohnung, folgte dem Mann in den Raum. Es handelte sich um eine schmale, modern eingerichtete Küche. Noller stand am Fenster, starrte auf die Straße. »Er ist weg. Aber ich habe ihn hier geparkt«, rief er laut, auf eine freie Stelle deutend, »gestern Abend noch.«
    Der Kommissar starrte ihn zweifelnd an. »Und wieso steht er dann nicht mehr da?«
    »Was fragen Sie mich das?«, ereiferte sich der Mann, »ich sage Ihnen doch, dass ich ihn hier abgestellt habe.«
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »So gegen elf. Am späten Abend meine ich.«
    »Dreiundzwanzig Uhr«, berichtigte Felsentretter. »Und wieso ist er dann nicht mehr hier? Hat Ihre Frau …«
    »Nein«, rief es hinter ihm, »ich habe doch gar keinen Führerschein.«
    Noller hörte die Worte seiner Frau, überlegte, schlug sich dann mit der flachen Hand an den Kopf. »Jonny, mein Gott, Jonny.«
    »Was ist los?«
    Der Mann holte tief Atem, schaute kopfschüttelnd zu ihm auf. »Was ist mit meinem Astra? Ein Unfall?«
    Der Kommissar lachte laut. »Unfall ist gut. Matsch, verstehen Sie, Matsch.« Er hob beide Hände demonstrativ in die Höhe, drückte sie aufeinander, presste sie fest zusammen. »Reste von Blech und Fleisch.«
    Sein Gegenüber erbleichte zunehmend. »Und Sie sind sicher, dass es sich um mein Auto handelt?«
    »Das Einzige, was noch einigermaßen erhalten war, ist das hintere Kennzeichen.« Er schaute wieder in sein Notizbuch, las die Buchstaben und Zahlen nochmals ab. »Das ist Ihres, ja?«
    Noller nickte, das Gesicht auf den Boden gerichtet. »Und es saß jemand drin?«
    »Saß?« Felsentretter ließ ein sarkastisches Lachen hören. »Verdammte Kacke, das mag mal ein Mensch gewesen sein. Viel ist davon nicht mehr übrig.«
    »Oh, mein Gott.« Der Mann vergrub sein Gesicht in den Händen, lehnte sich an den Küchenschrank, bewegte den Kopf langsam hin und her.
    »Sie wissen, um wen es sich handelt?«
    Noller benötigte mehrere Anläufe, bis er zu einer Antwort fähig war. »Jonny«, wiederholte er immer wieder, »Jonny«, fügte nach einer Weile dann »er war gestern Abend noch hier«, hinzu.
    »Wann?«
    »Ich weiß nicht genau. So um Mitternacht vielleicht.«
    »Du meinst, Jonny hat ihn wieder genommen?«, fragte die Frau.
    Noller nickte. »Das ist die einzige Erklärung.«
    »Oh nein!«, rief sie laut. »Und dann ist er damit …« Sie wurde von der kräftigen Stimme Felsentretters unterbrochen.
    »Wer ist dieser Jonny?«
    »Einer meiner Jungs.« Er bemerkte den fragenden Gesichtsausdruck des Kommissars, beeilte sich, die Sache zu erklären. »Ich bin Sozialarbeiter. Jonny ist einer der jungen Leute, um die ich mich kümmere. Was heißt einer. Wir haben ein Vater-Sohn-ähnliches Verhältnis, würde ich sagen.«
    »Das ist wirklich so«, bestätigte seine Frau. »Jonny sieht in dir seinen Vater. Er mag dich sehr.« Sie schaute mit von Tränen verschleierten Augen zu ihm auf.
    »Jonny lebt in problematischen Verhältnissen«, fuhr der Mann fort. »Seine Eltern sind beide tot, seit drei Jahren schon, Krebs und Autounfall. Seitdem lebt er mit seinem älteren Bruder zusammen. Ein etwas verschrobener Typ. Jonny klammerte sich an mich, seit ich hier tätig bin. Und jetzt wollen die Rechten eine unserer Sozialarbeiter-Stellen kappen. Ausgerechnet jetzt, wo wir die Sache in den Griff bekommen haben.«
    »Wie heißt dieser Jonny noch?«
    »Johannes Knäble.«
    »Und weshalb glauben Sie, dieser Knäble habe Ihren Karren geklaut? So muss ich das doch verstehen, oder?«
    »Geklaut? Nein.« Noller wehrte mit beiden Händen ab. »Nicht geklaut. Jonny hatte, falls er es wirklich war, wohl noch Lust auf einen Ausflug. Er hat meine Schlüssel genommen und ist mit meinem Wagen weggefahren.«
    »Wie kam er an Ihre Schlüssel? Wo haben Sie die normalerweise verwahrt?«
    »Hinter der Wohnungstür am Schlüsselbord. Sie haben es doch gesehen.«
    »Und Knäble wusste darüber Bescheid?«
    »Natürlich. Er war oft bei uns. Droben in der Gänsheidestraße wohnt einer seiner Freunde, auf dem Weg dorthin kommt er oft vorbei.

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