Schwaerzer als der Tod Thriller
Vorwort der Autorin
Erinnern Sie sich an das Jahr 1985?
1985 arbeitete ich in der Bath Boutique in Rochester, Minnesota, und versuchte, Designer-Klobrillen und Zahnbürstenhalter in Form von Keramikkaninchen an den Mann zu bringen. Es sollte noch zwei Jahre dauern, bis ich mein erstes Buch verkaufte ( The Trouble with J.J .; dt.: Lust auf dich ), und drei Jahre, bis es auf den Markt kam.
1985 war das erste Jahr von Reagans zweiter Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten. Frauen, die etwas auf sich hielten, trugen Schulterpolster und eine Dauerwelle und standen auf Tom Selleck und Don Johnson. Handys hatten die Größe von Ziegelsteinen und wurden in Koffern mit Tragegriff herumgeschleppt. Die Go-Go’s trennten sich, Madonna eroberte die Charts und die Herzen, und Bruce Springsteen bekannte sich zu Born in the U.S.A .
Ich hatte von Anfang an beschlossen, Schwärzer als der Tod in der Vergangenheit anzusiedeln. Ich stellte mir das lustig vor. Ich würde ein paar Erinnerungen an Legwarmer und Hair-Metal-Bands wie Van Halen und Mötley Crüe wachrufen. Als ich dann ernsthaft zu schreiben begann, wurde mir allerdings klar, dass das Jahr 1985 auch irgendwie unpraktisch war: Was die Verfahren und Mittel der Kriminaltechnik anging, war es damals die reinste Steinzeit. Man stelle sich ein Sheriff-Büro vor, in dem kein Computer steht. Ich erinnere mich sogar noch an Wunschlisten von Polizeibehörden aus den späten Achtzigern, auf denen so exotische Dinge wie Faxgeräte und Fotokopierer standen.
Man stelle sich eine Zeit vor der DNA-Analyse vor. 1987 fand in den USA das erste Gerichtsverfahren statt, in dem DNA-Beweise präsentiert wurden, aber noch Jahre später waren DNA-Analysen höchst umstritten. Heute, da die Geschworenen dank CSI DNA-Beweise geradezu erwarten und oft nur unwillig einen Urteilsspruch ohne sie fällen, ist das kaum noch nachvollziehbar.
1985 wurden Fingerabdruckabgleiche noch per Augenschein vorgenommen.
Nicht dass ich technisch besonders begabt wäre. Wenn die Nutzbarmachung von Elektrizität mir überlassen gewesen wäre, würden wir nach wie vor bei Kerzenlicht lesen. Ich habe keine Ahnung, wie mein Computer funktioniert, und ich weiß nach wie vor nicht, wie all die kleinen Männchen in meinen Fernseher kommen.
Im Vergleich zu der Tami des Jahres 1985 bin ich allerdings regelrecht süchtig nach Technik. Ohne iPhone oder iPod verlasse ich das Haus erst gar nicht. Reisen ist für mich gleichbedeutend mit Laptop-Einpacken. Mein DVR nimmt jede Wiederholung von Dr. House auf. Ich twittere sogar gelegentlich.
Da ich also an all diese Annehmlichkeiten der heutigen Zeit gewöhnt bin, fand ich es höchst unbequem, dass ich meine Detectives nicht auf die Datenautobahn schicken konnte, wenn sie irgendwelche Informationen brauchten. Keine Handys, um schnell etwas zu besprechen? Was war das eigentlich für ein Leben?
Die operative Fallanalyse, das Profiling - heute für die Gesetzeshüter wie auch für den Normalbürger fast schon ein alter Hut, nachdem sie ständig eingesetzt wird -, steckte Mitte der Achtziger noch in den Kinderschuhen. Das war die große Zeit der Behavioral Science Unit des FBI. Damals wurden neun Männer zu Legenden - Conrad Hassel, Larry
Monroe, Roger Depue, Howard Teten, Pat Mullany, Roy Hazelwood, Dick Ault, Robert Ressler und John Douglas -, die sich im Laufe der Jahre in verschiedenen Arbeitsgruppen zusammenfanden und die operative Fallanalyse und die BSU, die Verhaltensforschung, zu einem wichtigen Instrument der Ermittlungsarbeit machten.
1985 befand sich die BSU in der FBI Academy in Quantico, Virginia; sie war in Büros untergebracht, die sich zwanzig Meter unter der Erde befanden - zehnmal tiefer begraben als die Toten -, im Nationalkeller der Gewaltverbrechensanalyse, wie die Agents ihn nannten.
Schwärzer als der Tod ins Jahr 1985 zu verlegen gab mir die Möglichkeit, über diese Phase zu schreiben und eine Figur in diesen mythischen Kreis zu schmuggeln. Es gab mir die Möglichkeit, Erinnerungen an Dallas und Denver Clan , Michael Jacksons Thriller und Members-Only-Jacken aus meinem Gedächtnis zu kramen.
Die Achtziger waren eine tolle Zeit, und wenn uns damals irgendjemand gesagt hätte, dass wir in einer Epoche der Unschuld leben, dann hätten wir ihn für verrückt erklärt. Seither ist so vieles passiert. Nicht nur Gutes, das ist klar. Aber auf die Fortschritte in der Kriminalwissenschaft möchte ich nicht verzichten und auf mein Handy auch
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