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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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Gefährte, der auf dem Boden hockte. »Hat das eine Nummer oder nicht?«
      Blicher stemmte ein fast vollständiges Chassis, er ging mit den Dingen erfolgreicher um als mit sich selbst. Er war kurz und breit gebaut, kompakt wie einer der Tf-Transporter, die große Massen bewegten, aber seine Hände zitterten, als er das Chassis absetzte. »Eine Nummer«, sagte er aufgebracht, »deine Nummern, Ernest Tschuk, könnte ich entbehren. Verdammt, ich könnte dich und deine Nummern jetzt wirklich entbehren.« Blichers Stimme war hoch und heiser, bemüht und ein wenig blamabel angesichts des voluminösen Resonanzkastens, der sie hervorbrachte.
      Tschuk hob nicht einmal den Kopf. »Die Nummer?« fragte er und hielt Magnetkarte und Signierer in den Händen, als seien die beiden Dinge aus Blei.
      »Der Jeep muß montiert werden, ich will hier rumfahren. Jetzt nicht. Morgen. Morgen wird’s mich jucken. So ein Riesengelände!« Blicher schüttelte den Kopf, um den Schweiß von der Stirn zu schleudern, der ihm unter dem Helm in die Augen lief. »Und du jagst Nummern nach.«
      »Ich?« Tschuk grinste trübe und tippte sich dabei an die Brust.
      Unweit wucherte dunkles Gesträuch, da und dort überragt von einer Art schwarzen Kohlköpfen, die auf überaus dünnen Stielen balancierten. Gewächse wie Blumen. Lampoo stand dort. Poul Lampoo maß ziemlich zwei Meter. Blicher sah, wie der Mann seine Hände vor dem Bauch abwärts stieß, um sie in die Taschen der Kombination zu versenken, erfolglos, die Overalls hatten keine solchen Taschen. »Es gibt immer welche, die Zeit haben«, krächzte Blicher.
      Jenseits des Gestrüpps sah man die Station. Die Sonne stand hinter den Gebäuden. Sie war über den Horizont gestiegen, goß ihr blutiges Licht über die Kuppeln und erweckte sie zu sonderbarem Leben. Plötzlich sahen die Kuppeln aus wie Leiber von Tieren mit gläserner Haut.
      Blicher wartete auf eine zustimmende Antwort. Tschuk hockte noch immer da, als ob er schreibe, aber der Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Blicher schmiß irgendein weit ausladendes Blech auf die Steine.
      »Nach zwei Tagen muß ich schlafen«, murmelte Tschuk unbeeindruckt, »ist doch normal, oder?«
      Dann hörten sie den Außenlautsprecher der Station, Rahel Bruceaus Stimme: »Rapport in zwanzig Minuten. Außenarbeiten abbrechen. Schleusen aufsuchen.« Danach empfahl die Stimme mit weniger offizieller Klangfarbe: »Spielzeug draußen lassen. Macht euch auf etwas gefaßt.«
      Blicher hob das Blech auf und schmiß es noch einmal hin. »Deine Frage ist geklärt.«
      Tschuk blickte zu den Sträuchern. Sie waren jetzt rot übergossen und leuchteten vor dem Schwarz des Schiefers.
      Er nahm das kaum wahr. »Was denn für eine?« fragte er gleichgültig.
      »Ob wir müde sind. Ob wir müde sein dürfen«, sagte Blicher.

    Der Schleusentrakt war eng. Gleich dahinter versperrte ein zusammengerutschter Containerstapel den Weg durch den Korridor. Sie turnten darüber hinweg wie über einen Haufen schlüpfriger Eiswürfel. In der Messe war es noch enger. Man tauchte in grünes Licht wie in algendurchsetztes Wasser. Glasfiberstühle standen umher, unmontierte Chassis und Fronten leitungstechnischer Organisationsmittel, im Zentrum der Hauptwand glotzte das runde Auge der BCMS-Uhr mit den zu großen, bedrohlichen Ziffern, einige Kabelrollen, offensichtlich fehlgeleitet, ein Stapel von Büchern, auf einer Kante eine Reihe hölzerner Matrjoschkas mit entschlossenen Gesichtern, in langer, militärisch exakt anmutender Formation aufgebaut, Signal künftiger Ordnung inmitten unvermuteten Schlendrians.
      Jermakow lehnte an der Kante eines Tisches, den Blick auf die Uhr geheftet, er schob die Brille von der Stirn wieder vor die Augen und deutete auf das Mobiliar. Man arrangierte die Stühle auf dem bißchen Fläche. Tschuk, Blicher und Boris Orlow waren schon da, dann traf Lampoo ein, die Hände in wieder zugänglichen Taschen vergraben. Rahel Bruceau kam im Medizinerkittel, am Ende Judy Bean mit ihrem roten Schopf, fröstelnd und wie immer ein wenig atemlos. Sie wirkten alle wie betrunken von den null Komma zwei g.
      Dann saß Jermakow hinter seinem Tisch, den er wie eine Barriere zwischen sich und die Mannschaft geschoben hatte. Formblätter lagen da, ein Stapel Organisationsmatrizen, Papiere und die Hände Jermakows; die langen Finger spreizten und krümmten sich.
      Der Rapport ging sofort los. Es gab ein präzises Programm. Inventur.

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