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Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition)

Titel: Schwarzer Skorpion - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Der Berber begann mit seiner Flöte eine traurige Melodie zu spielen, hob dann den Deckel von dem Weidenkorb, der vor ihm auf dem Boden stand, und eine aufgeblähte Königskobra schlängelte sich elegant zum Rhythmus der Musik in die Höhe. Als der Berber mit seiner Vorführung fertig war, griff er nach dem 10-Euro-Schein, den David neben den Korb gelegt hatte.
    „Für meine Zigaretten!“, sagte er in gebrochenem Englisch und grinste mit seinem fragmentarischen Gebiss. Langsam erhob sich David und machte Platz für ein Pärchen, das sich jetzt vor den schwarzen Weidenkorb setzte. Der Schlangenbeschwörer begann wieder zu spielen, während er gleichzeitig aufmerksam den Platz beobachtete und sich nicht um die Kobra in dem Korb, die sich bereits gefährlich hoch aufgerichtet hatte, zu kümmern schien.
    Etwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung, das spürte David. Als der Schlangenbeschwörer zweimal kurz blinzelte, trat David instinktiv schnell einen Schritt zur Seite und das Messer, das ein Araber in einer längsgestreiften Dschellaba gerade in seinen Rücken stoßen wollte, traf nur seinen Rucksack. David schnellte herum, erwischte den Mann an seiner Dschellaba, doch der Araber konnte sich sofort losreißen und schlängelte sich durch die Touristenmassen, um an den Rand des Djemaa el Fna zu gelangen. Er wirbelte an den Ständen vorbei und verschwand in dem Gewimmel aus Menschen, Verkaufsständen, Fuhrwerken, Taxis und Mopeds. Doch so einfach ließ sich David nicht abschütteln.
    Am Rand des Djemaa el Fna, dort, wo die Goldschmiede und Schmuckverkäufer ihre Läden hatten, sah David, wie der Araber in eine dunkle Seitengasse huschte. David verdoppelte sein Tempo, stieß mehrere Touristen zur Seite, hechtete über ein langsam dahintuckerndes Transportmoped wie über eine Hürde und reagierte nicht auf die wütenden Zwischenrufe der Passanten. Er rannte um eine Kurve und konnte nicht mehr ausweichen, als ein Obstkarren aus einer Toreinfahrt geschoben wurde. Er stürzte über den Karren und schlitterte mit Orangen, Feigen und Bananen in die Gasse hinein.
    Schon glaubte er, den Araber aus den Augen verloren zu haben, doch dann sah er ihn weiter vorn die Gasse hochlaufen. Das kalte Mondlicht beleuchtete die Szenerie wie ein Scheinwerfer und ließ dem flüchtenden Araber keine Möglichkeit, sich in der Dunkelheit in einem Hauseingang zu verbergen. David rappelte sich hoch und nahm wieder die Verfolgung auf. Sekunden später erreichte er einen kleinen, menschenleeren Platz, von dem drei dunkle Straßen abgingen. Der flüchtende Araber war nirgends mehr zu sehen, aber in der Stille dieses ausgestorbenen Viertels hörte David deutlich ein heftiges Keuchen und vorsichtig schlich er in eine der finsteren Straßen.
    Der Araber lehnte völlig außer Atem im Schatten einer abbröckelnden Hausmauer, die mit schräg gegen die Wand gestellten Stützpfosten vor dem Einsturz bewahrt wurde. Erst jetzt fiel David auf, dass die ganze Straße mit baufälligen oder bereits eingestürzten Häusern gesäumt war, in denen kein Mensch mehr zu wohnen schien. Als der Araber bemerkte, dass David ihn entdeckt hatte, stieß er einen lang gezogenen Pfiff aus.
    In einer Ruine flammte ein Streichholz auf und aus einer dunklen Toreinfahrt ratterte ein Pritschenkarren, der von zwei Jungen geschoben wurde. Auf der Pritsche saß ein Mann, der im Dunklen nur schwer zu erkennen war, aber David bemerkte sofort, dass dem Mann die Beine fehlten. Neben sich hatte er zwei riesige Hunde liegen, die angespannt in das Dunkel starrten. Quietschend wurde der Karren auf die Straße direkt vor David geschoben. Der beinlose Mann war ein Berber und trug einen schmutzigen Fes und einen löchrigen Kaftan. Er sagte kein Wort, sondern rauchte nur eine dicke Zigarre. Die beiden Hunde hatten blutunterlaufene Augen und waren mit Narben übersät.
    Plötzlich hatte David den Eindruck, als würden sich die Häuserruinen links und rechts der Straße bewegen, denn aus den leeren Fensterhöhlen und zerborstenen Toren krochen dutzende von Kindern, die lautlos wie kleine Ratten die Straße überschwemmten, David umringten, an seinen Armen und Beinen zupften und seinen Rucksack betatschten.
    David kannte Situationen wie diese, in den Slums von Kalkutta war er mit Henri Duprés in eine ähnliche Situation geraten. Damals hatte ihr Auftrag gelautet, einen von der korrupten indischen Polizei gedeckten Waffenhändler zu entführen und über die Grenze nach Thailand zu bringen. Der

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