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Schweineblut

Schweineblut

Titel: Schweineblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Küsters
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seinem
Geschmack.
    »Hör zu, Viola. Glaubst du wirklich, du weißt, worauf du
dich da einlässt? Kuhnert wird dich verheizen, er hat nur seinen Erfolg vor
Augen.«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt, Frank. Wie sprichst du denn über
unseren Kollegen? Jan macht seit vielen Jahren hervorragende Arbeit.« Violas
Stimme klang müde.
    »Viola, ich habe Angst um dich. Furchtbare Angst.«
    Frank erkannte die Musik, die im Hintergrund lief. Joe Cocker, die ersten Akkorde von Long as I can see the light .
»Viola?«
    Long
as I can see the light war alles, was er hörte. So lange, bis es in der Leitung Klick machte.
    Irgendwann in der Nacht wachte Frank auf. Etwas hatte ihn geweckt.
Aber er wusste nicht, was. Aufrecht saß er im Bett. Es war kurz nach zwei. Es
klingelte. Wer, zum Teufel, stand mitten in der Nacht vor seiner Wohnungstür?
    Viola! Mit einem Satz war Frank aus dem Bett. Schlaftrunken stieß er
mit seiner Schulter gegen den Türrahmen und wankte fluchend zur Tür.
    »Hallo, da bin ich.«
    Frank verstand nicht, was er sah.
    »Willst du mich nicht reinlassen?«
    »Natürlich. Komm.«
    »Hast du schon geschlafen?«
    Frank nahm Lisas Reisetasche. Sie ging in die Küche vor und
schaltete das Deckenlicht ein.
    Dann drehte sie sich zu Frank um. »Freust du dich?«
    »Was denkst du denn?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Lisa sah sich um. »Hast du vielleicht
ein Glas warme Milch für mich? Draußen ist es ganz schön kalt.«
    »Natürlich. Ich hoffe, es ist noch was da. Ich wusste ja nicht, ich
meine, wo kommst du denn jetzt her?« Frank nahm die Milchtüte aus dem
Kühlschrank und stellte einen kleinen Topf auf den Herd.
    Lisa legte ihre Arme um seinen Hals. »Komme ich ungelegen?«
    Frank lehnte sich zurück und stützte sich mit den Händen an der
Herdkante auf. »Quatsch. Es ist nur, ich meine, du kommst so plötzlich. Ich
habe nicht mit dir gerechnet.« Er verbesserte sich. »Ich habe schon mit dir
gerechnet. Ich meine, ich habe mich so nach dir gesehnt.«
    »Soll ich wieder gehen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    Lisa nahm ihre Arme von seinen Schultern. Frank umschlang ihre
Hüften und zog sie an sich. Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Aber er
spürte, wie sich ihr Körper leicht gegen seine Arme stemmte. Er ließ sie los.
»Entschuldige.«
    »Du musst dich nicht entschuldigen.« Lisa streichelte sanft Franks
Wange. »Lass mich nur erst einmal ankommen.«
    Er drehte sich um und leerte die Milch in den Topf. Es zischte
leise.
    Lisa setzte sich an den Küchentisch. »Du siehst schlecht aus. Hast
du abgenommen? Bist du krank?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich habe eine Erkältung.«
    Frank blieb am Herd stehen. Er war froh, dass er etwas zu tun hatte
und sich nicht zu Lisa an den Tisch setzen musste. Ihre Nähe schmerzte. Dabei
hatte er sich all die langen Wochen auf ihre Rückkehr gefreut.
    »Nun erzähl schon, Bulle. Ich bin neugierig.«
    Frank erzählte ausführlich von den bisherigen Ermittlungen. Violas
Auftrag erwähnte er nicht.
    »Und? Was habt ihr vor?« Lisa hielt mittlerweile einen Becher in der
Hand, über dessen Rand sie immer wieder blies, um die Milch etwas abzukühlen.
In ihrem Blick mischte sich eine hauchfeine spöttische Note mit einer gewissen
Zärtlichkeit. »Oder ist das etwa geheim?«
    Frank musste schlucken. Er schüttelte den Kopf. Er hatte plötzlich
Angst vor ihrer Wärme.
    »Ich liebe dich, Bulle.«
    —

Ecki versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. »Hast du
mit Viola gesprochen?«
    Frank ließ die Westdeutsche Zeitung, die Ecki am Morgen
mitgebracht hatte, sinken. »Lisa ist zurück.«
    »Mensch, Frank, das ist doch fantastisch. Hey, du klingst so
unbeteiligt, als hättest du gerade den Wetterbericht vorgelesen.« Ecki war
aufgesprungen, um seinen Freund zu umarmen. Aber Franks Gesichtsausdruck hielt
ihn zurück. Er setzte sich wieder. »Los, erzähl schon.«
    »Sie ist in der Nacht zurückgekommen.«
    »Und weiter?«
    »Sie sieht gut aus. Erholt und gesund. Ich denke, die Auszeit und
die Wochen in der Kurklinik haben ihr gutgetan. Sie ist schlanker geworden.
Und, wie soll ich sagen, irgendwie erwachsener.«
    »Und warum machst du so ein Gesicht?«
    »Ich freue mich, dass sie wieder da ist. Das ist alles! Warum fragst
du?«
    Frank klang überhaupt nicht sicher, dafür umso trotziger. Ecki hatte
das Gefühl, dass er noch weit davon entfernt war, die Trauer über den Tod ihres
Kindes und Lisas Flucht in die Einsamkeit verarbeitet zu haben.
    »Hier!« Frank öffnete eine

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