Science Fiction Almanach 1981
Teilbereiche, zum Beispiel einige Sektoren der Fantasy und der fantasyorientierten Science-fiction. Ein Phänomen, das nicht allein emanzipatorischer Art ist, so n dern auch gesellschaftlichen Ursachen sowie internem Wa n del in der Science-fiction zuzuschreiben ist. „Zukunft s schock“, wankender Glaube an die Allmacht des techn i schen Fortschritts, Vietnamkrieg, zunehmendes Umweltb e wußtsein auf der eine Seite, New Wave, Hinwendung zu ge i steswissenschaftlichen Themen und allgemein stärkere B e tonung des human interest auf der anderen Seite könnten einige Stichworte sein. All dies war nicht allein eine Sache der Frauen – man denke daran, daß zum Beispiel ein Autor wie John Brunner fast zum gleichen Zeitpunkt eine außero r dentliche Wandlung vom reinen Unterhaltungsschriftsteller zu einem der führenden und anspruchsvollsten SF-Autoren durchmachte –, aber es war eben auch Sache der Frauen.
Ein Name vor allem ragt heraus, wenn von weiblichen SF-Autoren die Rede ist: Ursula K. Le Guin, die mit prei s gekrönten Werken wie The Dispossessed (Planet der Hab e nichtse), The Left Hand of Darkness (Winterplanet) oder The World for World Is Forest (Das Wort für Welt ist Wald) einige der wichtigsten SF-Romane der letzten Jahre schrieb. Natürlich durfte sie in dieser Anthologie nicht fehlen.
Zu den neuen Sternen unter den Science-fiction-Autoren gehört Joan D. Vinge und Tanith Lee. Während sich Tanith Lee vor allem mit fantasyorientierten Stoffen einen Namen gemacht hat, bevorzugt Joan D. Vinge in der Regel Themen, die mitten im Herzen der Science-fiction angesiedelt sind, und zeigt dabei auch überhaupt keine Scheu vor Naturwi s senschaft und Technik – ihr für die Reihe Moewig Science-fiction in Vorbereitung befindlicher Roman The Outcasts of Heaven Belt ist hierfür ein Beispiel. In der vorliegenden A n thologie ist sie allerdings mit einem sanfteren Thema vertr e ten, wä h rend Tanith Lee mit ihrer thematisch eigenwilligen Geschichte zeigt, daß der Fantasy durchaus noch neue Se i ten abzugewi n nen sind.
Elisabeth E. Lynn und Lisa Tuttle haben, zumindest bei uns, noch keinen allzugroßen Bekanntheitsgrad, aber man darf pr o phezeien, daß sich dies bald ändern wird. Während Kurzg e schichten von Lisa Tuttle der Autorin schon seit e i ner Weile zu Ansehen verholfen haben, dürfte ihr in Gemei n schaftsarbeit mit George R.R. Martin entstandener Roman Windhaven (u n ter dem Titel Kinder des Windes als Moewig-Hardcover in Vorbereitung) für Furore sorgen, und einen ersten eigenen Roman hat sie gerade abgeschlossen. Ähnliches gilt für Elis a beth E. Lynn, die durch einige Fant a sy-Romane in letzter Zeit bei Lesern und Kritikern auf große Resonanz stieß.
Bislang wenig bekannt bei uns sind schließlich auch Mi l dred Downey Broxon und Marie Jakober, aber auch dies will wenig heißen. Mildred Downey Broxon hat jüngst einen Roman in Zusammenarbeit mit Poul Anderson und auße r dem eine Art Fortsetzung zu H.R. Haggards Eric Brighteyes g e schrieben.
Sie wird zu beachten sein. Und Marie Jakober, eine K a nadierin, kam mit ihrem SF-Roman The Mind Gods in die Endausscheidung eines nationalen Literaturwettbewerbs, der natürlich keineswegs auf Science-fiction beschränkt war.
Auch einer verhältnismäßig umfangreichen Anthologie sind irgendwo Grenzen gesetzt. So gibt es natürlich noch eine Reihe hervorragender SF-Autorinnen, die hier fehlen müssen: Vonda N. Mclntyre zum Beispiel , C.J. Cherryh, Chelsea Quinn Yarbro , Pamela Sargent. Marta Randall, Katherine MacLean und andere. Einige davon wird der Leser früher und später in der Reihe Moewig Science-fiction b e gegnen.
Immerhin, es sollte gezeigt werden, daß Frauen in der Science-fiction nicht länger abseits stehen. Was Frauen der Science-fiction zu geben haben, ob es überhaupt etwas Sp e zifisches ist, das mag der Leser selbst beurteilen.
Um das Thema abzurunden, enthält der Band ferner ein Interview mit Joan D. Vinge , das für das gewählte Thema einiges Gewicht haben dürfte, ferner zwei Artikel – von R o semarie Hundertmarck und Mary Kenny Badami –, die sich kritisch mit der Rolle der Frau in der Science-fiction ausei n andersetzen, wobei sich Mary Kenny Badami bewußt pol e misch und kämpferisch aus der Sicht einer Feministin dem Thema widmet. Beide Beiträge sind parteilich und damit „einseitig“, aber diese Parteilichkeit dürfte legitim sein und gehört in diesen Band hinein. Wenn ich trotzdem meine, daß sich diese
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