Science Fiction Almanach 1982
der Zahl 1 vertreten ist, hieß in Wirklichkeit Franz Grau. Der heute fast vergessene Autor lebte von 1880-1952 und war als Dramatiker und Verfasser von Großstadtromanen bekannt. 1921 wurde ihm für das Bühnenstück Thomas Münzer der Kleistpreis zuerkannt. Gurk schrieb mit Pa-lang (1930), Die bunten Schleier, Fabeln, Märchen und Legenden (1935) sowie Der Kaiser von Amerika (1949) weitere Werke, die der SF oder Phantastik zuzurechnen sind, aber einen fast legendären Ruhm – vor allem bei SF-Sammlern – genießt allein Tuzub 37. Die Lobpreisung der wenigen stolzen Besitzer eines Exemplars dieses Romans ist berechtigt, denn Tuzub 37 zählt in der Tat zu den großen Anti-Utopien, und das Thema ist angesichts des inzwischen erwachten Umweltbewußtseins hochaktuell: Die Menschheit geht zu einer total künstlichen Lebensweise über, merzt alles Natürliche an sich selbst und an der Umwelt aus, betoniert die Erde ein. Wie bereits erwähnt: Dieser Roman wird für eine Veröffentlichung in der Reihe Moewig Science Fiction vorbereitet.
Axel Eggebrecht, Jahrgang 1899, ist in keiner Weise das, was man sich unter einem SF-Autor vorstellt, aber sein hier wiedergegebendes Hörspiel ist dennoch der Science Fiction zuzurechnen. Ein interessantes Zeitdokument, das – 1947 geschrieben, ausgestrahlt und erstmals im Druck erschienen – Fragen und Sorgen aufgreift, die auch heute leider wieder aktuell sind. Axel Eggebrecht, einer der großen alten Männer des deutschen Rundfunks (er war wesentlich am Aufbau des Rundfunks in Norddeutschland beteiligt) und auch heute noch frisch und kämpferisch wie eh und je, war Mitarbeiter der Weltbühne, Autor von Filmdrehbüchern und anderen Werken, vor allem jedoch ein weithin bekannter Rundfunkkommentator und ein mutiger, weiser, konsequenter Demokrat.
Herbert W. Franke (geb. 1927) bedarf bei SF-Lesern wohl kaum einer Vorstellung. Der 1927 geborene Physiker gilt seit seinen ersten SF-Buchveröffentlichungen im Jahre 1960 als führender deutscher SF-Autor, der mit bislang 13 Romanen und Storysammlungen (sowie einer Reihe von Anthologien) hervortrat. Er ist Herausgeber der SF-Reihe des Heyne Verlags. Die hier veröffentlichte Story ist eine seiner frühen Stories. Sie erschien erstmals 1958 im redaktionellen Anhang des Utopia Großbands 68.
Wolfgang Jeschke (geb. 1936) ist sicherlich der bekannteste und verdienstvollste Herausgeber von Science Fiction in Deutschland. Er betreut – zunächst gemeinsam mit Herbert W. Franke, ab 1977 dann allein – seit 1973 die Science Fiction-Reihe des Heyne Verlags und brachte sie zum Aufblühen, nachdem er vorher schon im Lichtenberg Verlag die Reihe Science Fiction für Kenner herausgegeben hatte. Er stellte inzwischen mehr als dreißig Anthologien zusammen und ist Mitherausgeber des Lexikons der Science Fiction-Literatur. Als Autor von Kurzgeschichten betätigt er sich seit 1955, und kürzlich kam auch ein erster Roman hinzu. Sein schmales Werk ist literarisch und substanziell dem von Herbert W. Franke durchaus ebenbürtig. Die hier abgedruckte Erzählung erschien zuerst 1958 im Utopia Magazin und lag in der Lesergunst – man veröffentlichte damals eine „Analytisches Labor“ genannte Rubrik, in der Leserwertungen präsentiert wurden – noch vor Ray Bradbury.
Jürgen Nowak (geb. 1936) schließlich gehört zu jenen SF-Enthusiasten, die sich Mitte der fünfziger Jahre zu ersten Clubs und Mitarbeitergruppen von Amateurzeitschriften („Fanzines“) zusammenfanden. Er war lange Zeit geschätzter Buchrezensent und Filmkritiker und hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau der Science Fiction Times, einer heute noch erscheinenden semiprofessionellen Zeitschrift. Den hier abgedruckten Zyklus von Szenen veröffentlichte Jürgen Nowak 1959 als gedruckte Broschüre im Eigenverlag und entfachte damals eine heftige Diskussion unter SF-Lesern.
Kurz noch zu den Verfassern der drei Artikel: Jörg Wiegand (geb. 1940) ist von Beruf Fernsehjournalist beim ZDF und in der SF bekannt als Anthologist sowie als Autor von Kurzgeschichten und Artikeln. Susanne Päch (geb. 1955) schrieb ihre Dissertation über alte deutsche SF und gab zwei Sammlungen mit Kurzgeschichten von Dominik und anderen Autoren alter deutscher SF heraus. Helmut Krohne (geb. 1953) schrieb eine Staatsexamensarbeit über deutsche Science Fiction und verfaßte u. a. auch das Vorwort zu Otto Basils Wenn das der Führer wüßte.
Hans Joachim Alpers
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