Science Fiction Almanach 1982
dieser Einheit erlebte er die Erstürmung des Forts Douaumont bei Verdun, eines der schlimmsten Gemetzel des gesamten Ersten Weltkrieges.
Nach Beendigung des Krieges – von Laffert war inzwischen zum Oberstleutnant befördert worden –, nahm er seinen Abschied und zog sich auf das zwischenzeitlich geerbte Gut Garlitz in Mecklenburg zurück (sein Vater war im Jahre 1915 gestorben). Hier in Garlitz nun wurde von Laffert erst zu dem Autor, der ihn für den Science Fiction-Bereich interessant macht. Neben seinen Aufgaben als Gutsbesitzer widmete sich der ehemalige Offizier vor allem seinen musischen und schriftstellerischen Neigungen. Er scheint auch hier viel komponiert zu haben und schrieb daneben Gesellschaftsromane, Kriminalromane und utopisch-spekulative Romane. Diese Science Fiction-Vorläufer spielen in der Regel in der nahen Zukunft. Damit deckte der Autor von Laffert ein breites Spektrum der Unterhaltungsliteratur ab.
Seine spekulativen Romane scheinen auch außerhalb Deutschlands Beachtung gefunden zu haben. Die Familiengeschichte vermerkt dazu:
„Seine umfassende Bildung und sein scharfer Verstand kamen in diesen Schriften zur vollsten Geltung. Sein Buch über den Raketenflug zum Mond bewirkte, daß er in die Gesellschaft zur Raketenforschung mit dem Sitz in Amerika aufgenommen wurde. Eine amerikanische Zeitung nannte ihn den deutschen Jules Verne. Alle seine Bücher hatten eine sehr gute Kritik und erlebten z. T. mehrere Auflagen.“
Innerhalb von elf Jahren (zwischen 1919 und 1929) veröffentlichte von Laffert zwölf Romane. Er verarbeitete dabei seine Erfahrungen, die er in der internationalen Kommission an der albanischen Grenze gemacht hatte, in dem Buch „Der Schuß auf den Barjadol“ und trieb buddhistische Studien, die ihren Niederschlag in dem Buch „Buddha im Abendland“ fanden.
Im Oktober 1938 starb Karl August von Laffert an den Folgen eines Schlaganfalls.
„Feuer am Nordpol“
Karl August von Laffert ist für die Periode zwischen den beiden Weltkriegen ganz ohne Zweifel ein ziemlich typischer Vertreter des utopisch-spekulativen Genres. Sowohl von der Anzahl der Bücher, die er innerhalb weniger Jahre geschrieben hat, wie auch von der Höhe der Auflagen her – seine Romane haben bis zu elf Auflagen erreicht! – kann man ihn fast schon als „Massenautor“ bezeichnen. Inwieweit seine Romane auch im Ausland verlegt wurden, bleibt ungewiß. Sicher scheint, daß gerade die utopisch-spekulativen Titel in den Vereinigten Staaten von Amerika bekannt waren; darüber hinaus ist nur noch verbürgt, daß Feuer am Nordpol ins Italienische übersetzt worden ist.
Und genau von diesem Roman nun soll im folgenden die Rede sein, wobei ich davon ausgehe, daß gerade bei diesem Autor, wie bei anderen Vielschreibern ebenso, ein Roman gut für den anderen stehen kann. Darüber hinaus ist das Thema von Feuer am Nordpol gerade heutzutage sehr aktuell: der Kampf ums Öl.
Feuer am Nordpol erschien 1924 in Leipzig bei Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), einem Verlag, der auch Hans Dominik (Die Macht der Drei) und A. Harrar (Die Feuerseelen) herausbrachte. Über die damalige Auflagenhöhe ist nichts herauszubekommen. Das Buch ist in Halbleinen gebunden und hat einen Umfang von 321 Seiten.
Bezeichnenderweise wird der Roman weder als Utopie noch als Zukunftsroman charakterisiert; der Untertitel lautet „technischpolitischer Roman aus der Gegenwart“. Und damit ist das Buch an sich gut klassifiziert, wenngleich es einen spekulativen Inhalt hat.
Zum Inhalt
Der deutsche Spezialist Sanders sucht für internationale Gesellschaften nach Bodenschätzen. Als der noch junge Ingenieur Nagel ihm einen Plan vorlegt, am Nordpol zu explorieren, da ist Sanders zunächst skeptisch. Doch Nagel kann ihn davon überzeugen, daß es zwischen Alaska und dem Nordpol einen bislang unentdeckten, unter meterdickem Eis begrabenen Kontinent gibt, auf dem nach Bodenschätzen zu suchen sich lohnen würde.
Deutschland ist zu dieser Zeit am Boden, die Versailler Verträge lasten mit ihren Reparationsforderungen und den Deutschland auferlegten technischen, militärischen und wissenschaftlichen Restriktionen schwer auf der Bevölkerung. Besonders die Franzosen wachen mit Argusaugen darüber, daß im Gefolge des Ersten Weltkrieges getroffene Vereinbarungen strikt eingehalten werden.
Die Exploration des neuen Erdteils droht daran zu scheitern, daß die Franzosen von dem Plan Wind bekommen haben und in das
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