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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Krone. Unter dem Bewuchs verbargen sich kaum noch zu erkennende, verblasste Fresken. Gegenüber dem Eingang, durch den sie schritten, befand sich ein gewölbter Torweg, hinter dem sich ein mit Piniennadeln, Luftwurzeln und moosbesetzten Felsbrocken übersäter Pfad auf die Schatten gewaltiger Bäume zuwand. Schlitzer schätzte, dass der Hof zwanzig Schritt breit und fünfundzwanzig Schritt lang war. »Hier ist zu viel Platz, Darist«, sagte er. »Sie werden uns seitlich umgehen – «
    »Ich werde die Mitte halten. Du bleibst hinter mir, um dich um diejenigen zu kümmern, die tatsächlich versuchen, an mir vorbeizukommen.«
    Schlitzer erinnerte sich an Anomander Rakes Kampf mit dem Dämon in den Straßen von Darujhistan. Die Art, wie der Sohn der Dunkelheit sein zweihändiges Schwert geschwungen hatte, hatte eine Menge Platz erfordert, und es schien, als wollte Darist auf eine ähnliche Weise kämpfen – aber die Klinge dieses Schwerts war nach Schlitzers Meinung viel zu dünn für solch wilde, weit ausholende Hiebe. »Ist Eure Klinge mittels Zauberei verstärkt?«, fragte er.
    »Nicht mit gewöhnlicher Zauberei«, erwiderte der Tiste Andii, während er die Waffe zog und beide Hände um das Heft legte – die eine knapp hinter der Parierstange, die andere direkt unter dem Knaufstein. »Kummers Macht liegt in dem gebündelten Willen, mit dem es erschaffen wurde. Das Schwert fordert von demjenigen, der es schwingt, eine außergewöhnliche Willenskraft. Wird es mit solch einer Willenskraft geführt, ist es unbesiegbar.«
    »Und habt Ihr diese außergewöhnliche Willenskraft?«
    Darist senkte die Schwertspitze langsam zu Boden. »Wenn ich sie hätte, Mensch, wäre dies nicht dein letzter Tag diesseits des Tors des Vermummten. Und jetzt würde ich vorschlagen, dass du deine Waffen ziehst. Die Edur haben den Pfad entdeckt und nähern sich.«
    Schlitzer stellte fest, dass seine Hände zitterten, als er seine Hauptmesser zog. Er besaß noch vier andere, zwei unter jedem Arm; sie steckten in Lederscheiden und waren mit Riemen festgezurrt, die er jetzt löste. Diese vier waren zum Werfen ausbalanciert. Er packte die Hauptmesser fester, musste jedoch zwischendurch die schweißnassen Handflächen abwischen und seinen Griff verändern.
    Ein leises, wisperndes Geräusch ließ ihn aufblicken, und er sah, dass Darist Kampfhaltung eingenommen hatte, auch wenn die Spitze seines Schwerts noch immer auf den Pflastersteinen ruhte.
    Und dann sah Schlitzer noch etwas anderes. Das Laub und das Geröll auf den Pflastersteinen bewegten sich; Blätter und kleine Steinchen krochen wie von einem unsichtbaren Wind getrieben über den Boden und sammelten sich auf der Torseite des Hofs, häuften sich schließlich an den Wänden auf.
    »Kneif die Augen zu Schlitzen zusammen«, sagte Darist leise.
    Zu Schlitzen?
    Im Zwielicht jenseits des Torwegs war Bewegung, zunächst verstohlen, doch dann traten drei Gestalten unter den Torbogen und somit in sein Blickfeld.
    Sie waren so groß wie Darist, doch ihre Haut war von dunkler Blässe, und sie hatten lange braune Haare, in die Fetische geknotet waren. Ihre Halsketten aus Klauen und Zähnen passten zu den barbarisch wirkenden, roh gegerbten Lederrüstungen, die an einigen Stellen mit Bronzestreifen besetzt waren. Ihre Helme, ebenfalls aus Bronze, waren wie Bären- oder Wolfsschädel geformt.
    An ihnen war nichts von der natürlichen Erhabenheit, die bei Darist so offensichtlich war – oder auch bei Anomander Rake. Diese Edur waren von weit brutalerem Schlag. In den Händen hielten sie Säbel mit schwarzen Klingen und schweren Spitzen, und an ihren Unterarmen trugen sie mit Robbenfell bespannte Schilde.
    Sie zögerten vor Darist, dann stieß der in der Mitte ein paar wütende Worte in einer Sprache hervor, die Schlitzer nicht verstehen konnte.
    Der silberhaarige Tiste Andii zuckte die Schultern, erwiderte jedoch nichts.
    Die Edur riefen etwas, das ganz eindeutig nach einer Forderung klang. Dann machten sie ihre Waffen bereit und schwangen ihre Schilde herum.
    Schlitzer konnte sehen, dass sich auf dem Pfad jenseits des Tors noch mehr der wilden Krieger versammelt hatten.
    Die drei traten unter dem Torbogen hervor, verteilten sich so, dass sie Darist im Halbkreis in die Zange nehmen konnten – der Edur in der Mitte war einen Schritt weiter entfernt als seine beiden Kameraden an den Seiten.
    »Sie wissen nicht, was du vorhast«, murmelte Schlitzer. »Sie haben noch nie – «
    Die beiden Angreifer an den

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