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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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endet.
     
     Fisher
     
    S
    ilbrig glänzend lag die Rüstung über einem T-förmigen Gestell. Öl war von den ausgefransten knielangen Troddeln heruntergetropft und bildete eine Lache auf dem mit Steinfliesen bedeckten Fußboden. Die Ärmel waren nicht weit, sondern sahen aus, als sollten sie fast hauteng getragen werden. Die Rüstung war häufig in Gebrauch gewesen, und an den Stellen, an denen sie geflickt worden war, schienen die Ringe aus dunklerem, mit Kohlenstoff gehärtetem Stahl zu bestehen.
    Neben ihr, auf einem frei stehenden eisernen Rahmen mit waagerecht angebrachten Haken, wartete ein zweihändiges Schwert, gleich darunter auf einem zweiten Paar Haken die Scheide. Das Schwert war außergewöhnlich schmal mit einer langen, sich verjüngenden Spitze und war beidseitig geschliffen und gerieft. Die Oberfläche der Klinge war auf merkwürdige Weise ölig blau, magenta und silbern gesprenkelt. Der Griff war rund statt flach und mit Darm umwickelt, der Knaufstein ein einzelner, großer, länglicher polierter Hämatit. Die Scheide war aus schwarzem Holz gefertigt und an der Spitze und der Öffnung mit Silber beschlagen, ansonsten jedoch vollkommen schmucklos. Das Wehrgehenk, an dem sie befestigt war, bestand aus kleinen, fast schon zarten schwarzen Kettengliedern.
    Auf einem hölzernen Regal an der Wand hinter der Rüstung warteten Panzerhandschuhe. Daneben lag ein Helm aus mattem Eisen, kaum mehr als eine Kappe in einem Gitter aus nietenbeschlagenen Stäben. Diese Stäbe reckten sich wie eine große Hand nach unten, und die knorrigen Finger krümmten sich, um Nase, Wangen und Kinnlinie Schutz zu gewähren. Ein Hummerschwanz aus Kettengeflecht fiel vom leicht ausgestellten hinteren Helmrand herab.
    Schlitzer, der gleich hinter der Tür in dem bescheidenen Raum mit der niedrigen Decke stand, schaute zu, wie Darist mit den Vorbereitungen begann, seine kriegerische Ausrüstung anzulegen. Der junge Daru hatte Schwierigkeiten sich vorzustellen, dass die überaus schöne Waffe und die ebenso schöne Rüstung – die offensichtlich bereits Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte gesehen hatten – diesem silberhaarigen Mann gehören sollten, dessen Körperhaltung der eines weltfremden Gelehrten glich und in dessen hell schimmernden, bernsteinfarbenen Augen fortwährend ein Ausdruck von Zerstreutheit zu liegen schien. Diesem Mann, der sich so langsam bewegte, als müsste er auf seine morschen Knochen Acht geben -
    Dabei habe ich am eigenen Leib erfahren, wie stark der alte Tiste Andii ist. Und in jeder seiner Bewegungen liegt eine Achtsamkeit, die ich wiedererkennen müsste – denn ich habe sie zuletzt bei einem anderen Tiste Andii gesehen, einen ganzen Ozean entfernt von hier. Ist das eine typische Eigenart dieses Volkes? Vielleicht, aber es kündet wie ein Lied von Gefahr, tief eingegraben ins Mark meiner Knochen.
    Darist stand da und starrte seine Rüstung an, wie erstarrt in einer Mischung aus Bestürzung und Nachdenklichkeit – als hätte er vergessen, wie sie anzulegen sei.
    »Diese Tiste Edur, Darist«, sagte Schlitzer. »Wie viele sind es?«
    »Lautet deine Frage nicht vielmehr, ob wir den bevorstehenden Angriff überleben werden? Das ist unwahrscheinlich, lautet meine Antwort. Mindestens fünf Schiffe haben den Sturm überstanden. Zwei haben es bis an unsere Küste und ans Ufer geschafft. Es wären noch mehr gewesen, doch sie wurden von einer malazanischen Flotte angegriffen, die zufällig auf sie gestoßen ist. Wir haben den Zusammenstoß von den Klippen von Purahl aus beobachtet …« Der Tiste Andii wandte langsam den Kopf und warf Schlitzer einen Blick zu. »Deine menschlichen Verwandten haben sich gut gehalten – zweifellos viel besser, als die Edur es erwartet hatten.«
    »Es hat eine Seeschlacht zwischen den Malazanern und den Tiste Edur gegeben? Wann war das?«
    »Vor ungefähr einer Woche. Es waren nur drei malazanische Kriegsdromonen, doch jede hat Gesellschaft auf ihre Reise in die Tiefe mitgenommen. Bei den Menschen war auch ein fähiger Magier oder eine Zauberin – der Austausch magischer Energien war zutiefst beeindruckend – «
    »Und Ihr und Eure Verwandten habt zugesehen? Warum habt Ihr ihnen nicht geholfen? Ihr müsst doch gewusst haben, dass die Edur diese Insel suchen!«
    Darist trat zu der Rüstung, hob sie anscheinend mühelos vom Gestell. »Wir verlassen diese Insel nicht mehr. Wir bleiben jetzt schon seit vielen Dekaden unserer Entscheidung treu, so abgeschieden zu

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