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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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die Castilles ausgerechnet gegenüber einen Komplex mit Eigentumswohnungen errichten?« Er warf den Bleistift auf den Tisch. Finanziell gesehen war es ein schlechter Monat gewesen.
    »Nur für dich frisch auf den Tisch«, sagte ich in dem Versuch, die Stimmung etwas aufzuhellen. Ich deutete auf den Americano auf seinem Schreibtisch, den ich für ihn aufgebrüht hatte.
    Er würdigte ihn keines Blickes. »Wir könnten ein halbes Dutzend Tische hinten auf meinen Parkplatz packen, Windlichter aufhängen, ein paar Lautsprecher aufstellen und das Ganze als Terrasse deklarieren. Das wäre doch vielleicht ganz hübsch. Auch ruhiger«, überlegte er laut.
    Er nahm mich gar nicht richtig wahr.
    In diesem Augenblick stürmte Tracina ins Büro. »Wo wir gerade vom Renovieren sprechen – repariere erst mal die Toiletten, die kaputten Stühle und den verdammten Boden auf deiner Terrasse, Schatz.« Sie warf ihre Tasche auf den Stuhl in der Ecke. Dann riss sie sich vor mir und Will ihr weißes, weites T-Shirt vom Leib, klaubte ein enges, rotes aus ihrer Tasche und zog es sich über. Ihr Abendschicht-Shirt. Sie war so lässig, so selbstbewusst mit ihrem zierlichen, perfekten Körper!
    Ich versuchte, den Blick abzuwenden.
    Der Spring Fling verursachte Will mehr graue Haare als die geschäftlichen Einbußen während der Karnevalszeit oder des Jazz-Festivals. Aber graues Haar machte ihn nur noch anziehender. Er gehörte zu den Typen, die mit zunehmendem Alter besser aussahen. Das hatte ich ihm an diesem Morgen gerade sagen wollen, bevor Tracina uns unterbrach. Meine beiden Abenteuer und die Kühnheit, die sie in mir hervorriefen, ließen mich neuerdings mit allem Möglichen herausplatzen. Ich fluchte sogar häufiger – sehr zur Bestürzung der armen Dell und ihrer kleinen, roten Taschenbibel.
    »Liegt was an?«, fragte Tracina, während sie ihr T-Shirt in die Hose steckte.
    Es gab keine Übergabe, denn sämtliche Tische waren leer. »Nicht wirklich.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Will. »Spring Fling.«
    »Ach, Spring Fling kann mich mal!«, rief sie und tänzelte aus dem Zimmer.
    Ich beobachtete, wie ihr duftender Pferdeschwanz den Flur entlangwippte. »Sie ist erstaunlich«, sagte ich.
    »So kann man es auch formulieren«, antwortete Will und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Das tat er so häufig, dass ich mich wunderte, warum es noch keine Furchen in seinem Schädel gab. Schließlich bemerkte er offenbar, dass ich neben ihm stand. »Schon Pläne für heute Abend?«
    »Nö.«
    »Triffst du dich nicht mit deinem Typ?«
    »Mit welchem Typ?«, fragte ich verwirrt.
    »Dem aus dem Halo .«
    »Ach der!« Mein Herz schlug schneller. Seit jenem Abend waren ein paar Wochen vergangen, und weder Will noch Tracina hatten das Thema noch mal angesprochen. Tracina, weil sie wahrscheinlich zu betrunken gewesen war, um sich zu erinnern, und Will, weil er niemals neugierig nachhakte. Hatte er doch irgendetwas gesehen?
    »Mit dem habe ich mich nur ein einziges Mal getroffen. Die Chemie stimmte nicht so recht.«
    Will blinzelte, als hätte er die Dinge anders in Erinnerung. »Die Chemie stimmte nicht?« Er wandte sich wieder seiner Rechenmaschine zu und tippte weitere Zahlen ein. »Hätt ich jetzt nicht gedacht.«
    Als ich Matilda gefragt hatte, wie ich mich verhalten sollte, wenn ich bei einem S.E.C.R.E.T. -Date zufällig einen Bekannten traf, hatte sie mir geantwortet, dass die Wahrheit in jedem Fall besser sei als eine Lüge. Doch hier stand ich nun und log.
    »Jetzt ist Tracina ja da, und ich kann los. Bis morgen also«, sagte ich und drehte mich auf dem Absatz um, um möglichst schnell davonzukommen.
    »Cassie!«, rief Will zu meinem großen Schrecken.
    Bitte stell mir keine weiteren Fragen , betete ich im Stillen.
    Will sah mich an. »Danke für den Kaffee«, sagte er.
    Ich winkte ihm zum Abschied zu und verließ das Zimmer.
    »Cassie!«
    Was wollte er denn jetzt noch von mir? Erneut steckte ich den Kopf durch die Tür.
    »Du sahst wirklich … gut aus an dem Abend. Großartig sogar.«
    »Oh, danke«, sagte ich und errötete wie ein Teenager. Ach, Will. Armer Will. Armes Café Rose. Hier musste bald etwas geschehen.
    Es war unvermeidlich. An diesem Abend blieb Tracina mit dem Absatz eines ihrer neonfarbenen Pumps in einer Ritze des Bürgersteigs hängen. Ihr Fuß strebte nach vorn, wurde aber festgehalten, sodass sie sich ihren vogelzarten Fußknöchel zerrte. Sie hatte selbst auf die schadhafte Asphaltoberfläche auf der Terrasse

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