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Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition)

Titel: Shadow Guard: So still die Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lenox
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können sich dort ein wenig ausruhen, und schon bald werden wir fort von hier sein.«
    »Einen Moment noch …« Sie schob sich ins Innere und hob die langen Blumenstängel mit den weißen Blüten auf. Dann drapierte sie die Blumen auf den beiden Särgen, auf dem ihres Vaters und dem ihrer Mutter daneben.
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und erstarrte.
    Mark folgte ihrer Blickrichtung zum Boden, wo sie auf den Stein starrte, den er ihr zornig entgegengeschleudert hatte.
    Er konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er beugte sich vor, und nachdem er sich eine zarte unerlaubte Berührung des Spitzensaums ihres Unterrocks gestattet hatte, zog er an ihrem Seidenrock. Miss Limpett stieß einen spitzen Schrei aus.
    Mark richtete sich auf. Männerstimmen erklangen von der Tür.
    Sie wirbelte herum, um ins Leere zu starren.
    Um ihn anzustarren. Nase an Nase, Atem an Atem.
    Oh ja … sie war schön.
    Miss Limpett hatte leuchtende Haut, rosige Lippen und glänzendes kastanienbraunes Haar, perfekt zu einem schlichten Knoten im Nacken zusammengesteckt. Selbst in seinem unbändigen Zorn darüber, dass er in dem Sarg nichts als Steine und abgestandene Luft vorgefunden hatte, war er, was er war. Er liebte die Frauen, vor allem solche, die abenteuerlustig waren und Geheimnisse hatten.
    Die Absätze ihrer schmalen schwarzen Schuhe klapperten über den Boden, als sie zurückwich.
    »Was ist los?«, fragte ihr Onkel scharf.
    »Nichts«, flüsterte sie. »Nur meine Nerven.«
    Dann fiel die Tür krachend ins Schloss, der Schlüssel wurde gedreht, und das Laternenlicht hinter dem winzigen Fenster verblasste. Die Schritte verhalten in der Ferne. Mark blieb zurück, umgeben von Staub und Dunkelheit und dem Duft von moderndem Holz, Fleisch und Knochen. Seine Stimmung änderte sich plötzlich, und er fühlte sich miserabel.
    Dieser verdammte, mit Steinen gefüllte Sarg. Mina Limpett hatte ihn und alle anderen getäuscht. Seltsam, dass er ihre Lügen nicht gespürt hatte. War sie eine so gute Lügnerin? Er rieb sich die Schulter. Der Schmerz war fast nicht mehr zu spüren. Die einzigen Beweise des Pistolenschusses waren die vom Schießpulver geschwängerte Luft und der zerfetzte Ärmel seines Gehrocks, den sein Geist aber in ebendiesem Moment reparierte. Wie er es hasste zu nähen.
    Sie sind bei Vater.
    Plötzlich begriff er. Er hatte ihre Lügen nicht gespürt, weil sie ihn nicht belogen hatte. Nicht wirklich. Sie hatte die Wahrheit gesagt und ihm mit einigen wenigen falschen Hinweisen gestattet, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Die Schriftrollen waren bei ihrem Vater.
    Der Professor war nicht tot, obwohl er und seine Tochter einen kunstvollen Plan geschmiedet hatten, damit alle das glaubten. Drei Monate zuvor war Mark seinem Ziel so nahe gewesen. Er war ihnen über die Erde und Ozeane hinweg auf den Fersen gewesen, heimlich, sicher, dass sie nichts von seiner Verfolgung ahnten.
    Das Blut hämmerte in seinem Kopf wie eine tickende Uhr, die das Verstreichen der Stunden und Minuten anzeigte. Er hatte keine Zeit für Rätsel. Die bloße Tatsache, dass er den desaströsen Folgen des Transzendierens so lange widerstanden hatte, war Zeugnis für seine Stärke als unsterblicher Krieger und das jahrhundertelange strenge mentale Training als Schattenwächter. Wie lange noch konnte er standhalten?
    Aber beunruhigend war auch die Art, wie Miss Limpett mit der Waffe umgegangen war. Sie hatte offenbar die Gefahr vorausgesehen, und das warf neue Fragen auf …
    Wer sonst wollte die Schriftrollen? Anscheinend hatte er Konkurrenz, was ihn nicht überraschte, wenn man das Interesse der Sterblichen an metaphysischen Themen, einem Leben jenseits des Grabs und der Unsterblichkeit bedachte. Es gab alle möglichen albernen Kulte und Geheimgesellschaften mit ominösen Regeln, merkwürdigen Roben und Zeremonien, die sich alle bemühten, die Wahrheit über das Leben und das Jenseits aufzudecken. Einige von ihnen waren allerdings nicht so harmlos und verfolgten dunklere Ziele. Vielleicht trachtete eine dieser Organisationen nach dem Besitz der Schriftrollen.
    Eines stand fest, er war noch nicht fertig mit der kratzbürstigen Miss Limpett. Vor sechs Monaten, während der Jagd auf Jack the Ripper, war er, nachdem er das Aussehen von Mr Matthews, dem stellvertretenden Direktor des Britischen Museums, angenommen hatte, in dem kleinen, schäbigen Wohnzimmer des Hauses ihres Vaters in Manchester gewesen. Er hatte sie gefragt, wo ihr Vater und eine aus den Archiven

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