Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
I N H A L T
Prolog
Erster Teil
C Y N E S G A
Zweiter Teil
D E L P H A E U S
Dritter Teil
X A N E T I A
Prolog
Auszug aus dem dritten Kapitel von Die Cyrga Affäre: Eine Untersuchung der kürzlichen Krise.
Zusammengestellt von der Fakultät für Zeitgeschichte der Universität von Matherion.
Eine Zusammenstellung wie diese ist das Werk vieler Gelehrter und gibt aus diesem Grunde zwangsläufig unterschiedliche Meinungen wieder. Der Verfasser des vorliegenden Teiles dieser Untersuchung hat zwar außerordentliche Hochachtung vor seinem berühmten Kollegen, der dem vorherigen Kapitel sein Wissen und seine Weisheit angedeihen ließ, doch muß der Leser klar darauf hingewiesen werden, daß meine Interpretation der Vorgänge sich von der meines Kollegen unterscheidet, soweit es einige Ereignisse betrifft, die vor kurzem stattgefunden haben. Vor allem bin ich ganz und gar nicht der Meinung, daß die Intervention durch die Beauftragten der Kirche von Chyrellos völlig selbstlos war.
Ich schließe mich meinem Kollegen jedoch an, was seine Bewunderung und Hochachtung für Zalasta von Styrikum betrifft. Was dieser getreue Staatsmann für das Imperium getan hat, kann gar nicht genug gewürdigt werden. So kam es auch, daß Seiner Majestät Regierung Rat bei Zalasta suchte, als sie sich der vollen Bedeutung der Cyrga-Affäre bewußt wurde. Trotz unserer Bewunderung für diesen überragenden Bürger Styrikums müssen wir indes erwähnen, daß der Edelmut Zalastas dermaßen groß ist, daß er mitunter die weniger schätzenswerten Eigenschaften anderer übersieht. Aus diesem Grunde gab es in gewissen Kreisen Seiner Majestät Regierung ernste Zweifel, als Zalasta darauf drängte, bei unserer Suche nach einer Lösung des Problems, das sich rapide zu einer Krise zuspitzte, unsere Aufmerksamkeit über die Grenzen Tamulis hinweg zu richten. Sein Vorschlag, sich an den pandionischen Ritter Sperber zu wenden, da dieser am besten geeignet sei, die Situation zu beruhigen, gab Anlaß zur Besorgnis unter den eher konservativen Mitgliedern des Imperialen Rates. Auch wenn die überragenden militärischen Fähigkeiten dieses Mannes außer Frage stehen, so muß doch bedacht werden, daß er einem der militanten Orden der Kirche von Chyrellos angehört, und kluge Männer neigen zur Vorsicht, wenn sie es mit dieser Institution zu tun bekommen.
Es geschah während des Zweiten Zemochischen Krieges zwischen den Ordensrittern der Kirche von Chyrellos und den Vasallen Othas von Zemoch, daß Ritter Sperber Zalastas Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Doch nicht einmal Zalasta, dessen Weisheit legendär ist, vermag uns genau zu schildern, was in der Stadt Zemoch bei jener schicksalhaften Auseinandersetzung Sperbers mit Otha und dem zemochischen Gott Azash vorgefallen ist. Zwar gibt es gewisse Hinweise darauf, daß Ritter Sperber bei diesem Kampf einen uralten Talisman benutzt hat, der als »der Bhelliom« bekannt ist, doch kein namhafter Gelehrter konnte Näheres über diesen Talisman oder seine Eigenschaften in Erfahrung bringen. Doch wie Ritter Sperber diese erstaunliche Tat auch vollbracht haben mag – dieser erstaunliche Erfolg ist der Grund dafür, daß Seiner Majestät Regierung sich im Anfangsstadium der Cyrga-Affäre ein wenig unüberlegt an diesen pandionischen Ritter gewandt hat – trotz ernster Bedenken einiger hochgeachteter Minister, die durchaus zu Recht darauf hinwiesen, daß ein Bündnis zwischen dem Imperium und der Kirche von Chyrellos ernste Gefahren bergen mochte. Bedauerlicherweise hat die von Außenminister Oscagne geführte Fraktion derzeit das Ohr des Kaisers, und unser Premierminister, Pondia Subat, sah sich außerstande, die Regierung davor zu bewahren, einen potentiell gefährlichen Kurs einzuschlagen.
Außenminister Oscagne höchstpersönlich führte die Mission zum Sitz der Elenischen Kirche in Chyrellos, wo er Erzprälat Dolmant um Ritter Sperbers Unterstützung zur Behebung der Krise ersuchte. Zwar würde niemand Oscagnes diplomatisches Geschick anzweifeln, doch wurden seine politischen Ansichten in einigen Kreisen sehr in Frage gestellt, und es ist weithin bekannt, daß Oscagne und der Premierminister bereits mehrere heftige Meinungsverschiedenheiten hatten.
Die Politik des eosischen Kontinents ist mangels Zentralregierung undurchschaubar. Die Kirche von Chyrellos vertritt häufig andere Standpunkte als die Monarchen der verschiedenen elenischen Königreiche. Als Ordensritter stünde Sperber normalerweise
Weitere Kostenlose Bücher