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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sich umzustellen. Es war bizarr, Rictor jetzt zu sehen, während sie sich daran erinnerte, wie er ihr das Haar geschoren, sie durch die Korridore geschleppt hatte ... und wie er am ganzen Körper von Schluchzern geschüttelt wurde.
    Er sah sie an. Man konnte nicht erkennen, was er dachte. Sie wusste nur, dass er ihre Gedanken gehört hatte. Dass er zurückgekommen war.
    »Also«, meinte Artur schließlich, »wie sagt man noch: lange her, keine Hilfe ...?«
    »Ich habe geholfen«, antwortete Rictor und riss seinen Blick von Elena los. »Falls Sie sich erinnern.«
    »Ich erinnere mich«, gab Artur zu. »Und ich bin Ihnen auch dafür dankbar. Ich hatte nur erwartet, Sie noch einmal zu Gesicht zu bekommen, bevor der eigentliche Kampf vorbei war.«
    »Ich konnte mich nicht einmischen«, erwiderte Rictor, was ihm abfällige Kommentare von den anderen Männern am Tisch eintrug.
    »Das klingt ein bisschen schwach«, sagte Elena. »Vor allem aus Ihrem Mund.«
    »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte er leise, und Elena erinnerte sich erneut an die Einrichtung, an diesen kalten, harten Mann, der sich am Ende als Freund entpuppt hatte. Sie konnte ihm zumindest die Gunst des Zweifels gewähren. Rictor war, was Rictor tat, nicht mehr und nicht weniger.
    »Also gut«, sagte sie. »Ich glaube Ihnen.«
    »Elena«, warf Artur ein, schloss jedoch den Mund, als er ihren Blick bemerkte.
    »Sie dressiert Sie bereits«, erklärte Rictor. »Fürchten Sie sich.«
    Darauf antwortete Artur nicht. Elena wusste sehr gut, dass er nicht das Geringste gegen ihre »Dressur« hatte. Rictor verzog den Mund, sagte aber glücklicherweise nichts.
    Sie saßen am Tisch und redeten bis tief in die Nacht hinein, bis die ersten Streifen des Morgengrauens am Himmel schimmerten. Es war nett, mit diesen Männern zusammenzusitzen, die sie unter so extremen Umständen kennengelernt hatte. Sie merkte, dass sie ihre Gesellschaft nach wie vor genoss, und sie traute ihnen genug, dass sie sich in ihrer Nähe wohlfühlte und sie mochte.
    Am Ende brachen die Gäste auf. Elena umarmte jeden Einzelnen. Normalerweise war sie nicht der Typ für diese körperliche Herzlichkeit, aber jetzt machte sie diese Geste bewusst. Artur hob sie sich bis zuletzt auf. Er ließ sie, im Unterschied zu den anderen, nicht los. Sie drehte sich in seinen Armen herum, ihren Rücken gegen seine Brust gelehnt, seine kräftigen Arme locker um ihre Taille gelegt, und genoss seinen Trost. Den ersten wahren Trost seit Jahren. Er war nicht allein, er konnte sie, ohne Schmerzen zu erleiden, berühren. Und das war gut.
    »Seit dem Tod meines Großvaters hatte ich keinen einzigen richtigen Freund mehr«, verriet sie den Männern. Ihr schnürte sich die Kehle zu. »Jedenfalls keinen, bei dem ich so sein konnte, wie ich bin. Und jetzt ... jetzt habe ich gleich vier. Danke, Jungs. Ich danke euch sehr.«
    »Wir sind die Familie, die du aus uns machst«, erwiderte Artur. »Dieses Band ist stärker als Blut.«
    »Weil es aus einer freien Entscheidung zustande kommt«, meinte Rictor. »Eine wunderschöne, eine freie Wahl.« Er nahm Elenas Hand und küsste sie auf den Handrücken. »Ich stehe immer noch in Ihrer Schuld, in Ihrer und Arturs Schuld. Wir sehen uns wieder.«
    »Rictor«, rief Elena, bevor er ging. »Was zum Teufel sind Sie eigentlich?«
    Er blieb stumm, sah sie nur an. Elena schüttelte den Kopf. Typisch.
    Er lächelte, seine Augen funkelten mutwillig, und er verschwand, aber auf dem normalen Weg, ohne sich einfach in Luft aufzulösen. Amiri und Rik folgten ihm, nachdem sie sich verabschiedet hatten. Artur schloss hinter ihnen die Tür. Er drehte sich herum, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Holz und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick war hungrig, heiß. Sie fühlte seine Freude, als er ihren Körper betrachtete und über die verschiedenen Möglichkeiten nachdachte, wie er sie ausziehen konnte.
    »Es ist schon so spät«, sagte sie. »Ich bin müde.«
    »Stört mich nicht.«
    »Weiß ich.« Langsam ging sie rückwärts. »Du bist ein böser Mann.«
    »Ja.« Er folgte ihr, ebenso langsam. »Ich war mal ein Dieb, ein gedungener Killer. Ich bin sehr gefährlich.«
    »Ich auch«, sagte Elena. »Jedenfalls hat mir das ein gefährlicher Mann gesagt.«
    »Ah, du weißt ja, was ich für gefährliche Frauen empfinde.«
    Sie befeuchtete die Lippen. Sie genoss es, wie sein Blick zu ihrem Mund glitt und dort hängen blieb. Sie ging weiter rückwärts, und er folgte ihr weiter. Bis sie

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